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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
Autoren: Daniela Ohms
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Vorbeigehen achtete sie darauf, keiner dieser angriffslustigen Pflanzen zu nahe zu kommen. Matt jedoch war weniger vorsichtig.
    »Nicht den gemeinen Fingerbeißer anfassen!«, rief Emma in letzter Sekunde, als seine Hand nur noch wenige Zentimeter von einer Pflanze entfernt war, deren Blüte aus einer rosafarbenen Kugel mit Plüschhaaren bestand, die so flauschig waren, dass man den unwiderstehlichen Drang verspürte, sie zu berühren. Hastig zog Matt seine Finger zurück und murmelte etwas von »gemeingefährlich«.
    »Meine Güte, ist das heiß hier drin!«, stöhnte Lilith.
    »Tut mir leid, aber die Pflanzen mögen keine Kälte.«
    Sie zogen ihre Jacken aus, auf denen gerade die letzten Schneeflocken den Kampf gegen die Hitze aufgaben und zu Wasser zerschmolzen. Da Emma sie direkt von der Schule zu sich nach Hause gelotst hatte, trugen sie alle noch dieSchuluniform der St.-Nephelius-Schule. Matt warf seinen Rucksack achtlos auf den Boden und setzte sich neben Lilith aufs Bett. »Also, was ist los?«
    Emma ließ sich ihnen gegenüber auf ihren Schreibtischstuhl sinken, nur um einen Moment später wieder aufzuspringen und aufgeregt im Zimmer umherzugehen.
    »Ich brauche eure Hilfe. Meine Mutter hat bald Geburtstag und ich möchte ihr etwas ganz Besonderes schenken. Etwas wirklich Seltenes, das schwierig zu bekommen ist.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Friedhofsgras!«
    Sie warf den beiden einen erwartungsvollen Blick zu, während Lilith und Matt regungslos zurückstarrten. Friedhofsgras? Emma schien wieder einmal vergessen zu haben, dass sie beide erst kürzlich in das Geheimnis der Untotenwelt eingeweiht worden waren und somit keine Ahnung hatten, von was sie redete.
    Matt zog eine Augenbraue in die Höhe. »Und was ist das für ein sagenhaftes Gras?«
    »Es ist eine wichtige Zutat für Hexentränke«, ließ sich Emma zu einer Erklärung herab. »Wie der Name schon sagt, wächst das Gras auf dem Friedhof und kann nur bei Vollmond um Punkt Mitternacht geerntet werden. Der richtige Zeitpunkt ist exakt dann, wenn es anfängt zu schluchzen.«
    Erstaunt stellte Lilith fest, wie selbstverständlich sie diese Information hinnahm. Noch vor Kurzem, bevor sie zu Tante Mildred auf die unheimliche Insel St. Nephelius gekommen war, hätte sie jeden für verrückt erklärt, der ihr von einem schluchzenden Friedhofsgras erzählt hätte. Ursprünglich hatte ihr Vater sie zu seiner Schwester geschickt,da er befürchtete, dass Lilith »unnatürliche« Fähigkeiten besitzen könnte, und er sollte recht behalten: In der Halloweennacht, der Nacht ihres dreizehnten Geburtstages, hatte sich Lilith zu einer Banshee gewandelt, und seither waren für sie Zombies, Dämonen, Geister, Hexen, Magier, weiße Frauen oder Nachtmahre mehr als reine Fantasiegestalten. Seit dieser Nacht stand ihr Leben kopf, denn die Wandlung zur Todesfee blieb nicht die einzige unglaubliche Veränderung in ihrem Leben ...
    »In letzter Zeit sind die Preise für Friedhofsgras in astronomische Höhen gestiegen«, fuhr Emma fort. »Niemand weiß, warum, doch die Werwölfe sind neuerdings kaum mehr unter Kontrolle zu bringen und greifen alles an, was sich bewegt. Deswegen ist es jedem verboten, den Friedhof in der Nacht zu betreten.«
    Die Werwölfe lebten tagsüber in den Grüften auf dem Friedhof und wurden nur in der Nacht freigelassen, wenn die Friedhofstore fest verschlossen waren. Leider hatte Lilith trotzdem schon mit einem von ihnen Bekanntschaft schließen müssen, da ein entlaufener Werwolf sie und Emma quer durch den Schattenwald gejagt hatte – mit der festen Absicht, sie als Abendmahlzeit zu verspeisen.
    Matt blinzelte Emma ungläubig an. »Moment mal, versuchst du uns damit zu sagen, dass du in den Friedhof einbrechen willst, um dieses Gras für deine Mutter zu ernten?«
    »Nein, natürlich nicht!« Emma ließ sich mit einem Seufzer auf den Stuhl sinken und nestelte am Rock ihrer Schuluniform herum. »Alleine ist das viel zu gefährlich. Deswegen wollte ich euch darum bitten mitzukommen.«
    »Was?«, entfuhr es Lilith. »Bist du verrückt geworden?«
    »Das ist sicher nicht so gefährlich, wie behauptet wird«, meinte Emma. »Es geht auch ganz schnell, versprochen. Wir schleichen uns auf den Friedhof, ernten das Gras, und ehe uns die Werwölfe bemerken, sind wir schon wieder weg. Aber wenn es euch beruhigt, können wir natürlich auch Waffen mitnehmen, damit wir uns im Ernstfall verteidigen können.«
    Lilith starrte sie sprachlos an: Emma
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