Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
Autoren: Daniela Ohms
Vom Netzwerk:
normalisiert sich wieder alles.«
    »Hoffentlich.«
    Liliths Blick fiel auf Emmas Nachttisch. Dort stand ein mit weißen Haaren bedeckter Kaktus, dessen lange Strähnen wie Krakenarme hin- und herschlingerten und nun aufgeregt in Liliths Richtung zeigten, wie ein Baby, das die Arme nach seiner Mutter ausstreckte.
    »Was ist denn das?«, fragte sie.
    »Das ist ein olfaktorischer Hexenhaarkaktus«, erklärte Emma. »Er ernährt sich von Duftmolekülen und imitiert für einen kurzen Moment den Duft von demjenigen, der sich ihm nähert.«
    Neugierig beugte sich Lilith über ihn und schnupperte an ihm. »Ach du lieber Himmel!« Sie verzog das Gesicht. »Ich rieche wie eine Ladung fauler Eier? Warum sagt mir das denn niemand?«
    »Hallihallöchen«, ertönte direkt neben ihr eine quäkende Stimme. »Habt Ihr mich vermisst, Eure Ladyschaft?«
    Aus einer Nebelsäule tauchte ein rundlicher kleiner Dämon auf, dessen spitz zulaufende Ohren aufgeregt wackelten.
    Strychnin war Liliths persönlicher Dämon, den jeder Träger des Bernstein-Amuletts als Diener erhielt. Was ihrer Meinung nach bedeutend mehr Nach- als Vorteile mit sichbrachte. Der Kleine grapschte alles an, was ihm zwischen die Dämonenfinger kam (und danach war es mit Sicherheit kaputt), mischte sich in jede Unterhaltung ein und tat grundsätzlich nie, was man ihm sagte. Er war der einzige Dämon, der in seiner wahren Gestalt in die Menschenwelt wechseln konnte – dieser Anblick war nicht gerade schön und ihn umgab stets eine unangenehm riechende Schwefelwolke.
    »Tragen wir heute Exkrementenbraun?«, fragte Matt augenzwinkernd und spielte damit auf Strychnins wechselnde Hautfarbe an. Er hatte den kleinen Dämon in sein Herz geschlossen, ganz im Gegensatz zu Emma, die Strychnin voller Misstrauen begegnete und keine Gelegenheit ausließ, Lilith vor ihm zu warnen. Ihrer Meinung nach durfte man keinem Dämon vertrauen, ganz egal, wie naiv und schusselig sie auch sein mochten.
    »Nur dieses rosafarbene T-Shirt passt nicht ganz zu deiner dämonischen Erscheinung«, bemerkte Matt.
    »Ich weiß«, heulte Strychnin auf und nickte so eifrig, dass ihm einige Schmalzbrocken aus den Ohren flogen. Was für ihn nicht dramatisch war, er hatte genug davon. »Ganz meine Meinung, Freund meiner Ladyschaft!«
    Er warf Lilith einen vorwurfsvollen Blick zu. »Eure Tante hat mich gezwungen, dieses scheußliche Ding anzuziehen! Sie meinte, der Anblick meines Dämonenhinterns verderbe ihr den Appetit.«
    Lilith konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Tante Mildred hatte Strychnin ein »Hello Kitty«-Shirt übergezogen, das ihm aufgrund seiner Größe fast bis zu den Füßen reichte.
    »Was machst du eigentlich hier? Ich habe dich doch gebeten, zu Hause auf mich zu warten.«
    »Euer Durchlaucht seid nicht zur üblichen Zeit daheim erschienen und ich wollte mich vergewissern, ob Ihr Euch wohl befindet.« Er blinzelte sie unschuldig an, doch Lilith wusste, dass er nur auf den Moment gewartet hatte, sich über ihren Befehl hinwegzusetzen. Während sie in der Schule war, langweilte er sich fast zu Tode.
    »Und? Befindet Ihr Euch wohl?«
    Lilith nickte seufzend. »Ja, danke, alles bestens.«
    »Das erfreut mein Dämonenherz, Euer Allerlieblichkeit.« Er zückte eine Pergamentrolle. »Dann kann ich, als Euer höfischer Terminator, mit Euch die Termine für den heutigen Nachmittag durchgehen.«
    Konzentriert starrte er auf das Pergament, als müsse er die Fülle an Informationen erst verarbeiten. Lilith konnte jedoch sehr genau erkennen, dass neben Punkt eins »Schule« nur noch ein einziger Termin vermerkt war.
    »Jetzt sag schon!«, drängelte sie.
    »In einer halben Stunde fängt Euer Unterricht bei Sir Elliot an«, näselte er pikiert.
    Lilith schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Mist, den Runenunterricht habe ich vollkommen vergessen. Dabei bin ich mit der Übersetzung noch gar nicht fertig.«
    Drei Mal in der Woche bekam sie nach der Schule zusätzlichen Unterricht oder, wie Emma es nannte, »primitive Unkundigen-Nachhilfe«. Damit sie über die Welt der Untoten besser Bescheid wusste, hatten sich die Heimbewohner aus Tante Mildreds Seniorenstift dazu bereit erklärt, Lilithdie wichtigsten Dinge beizubringen. Isadora und Melinda, die beiden Vampirschwestern, lehrten sie die notwendigen Umgangsformen und Verhaltensweisen und bei Arthur, dem Zombie, lernte sie alles über die unterschiedlichen Wesen und deren Vergangenheit. Zuerst hatte sie befürchtet, dass dieser geschichtliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher