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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne
Autoren: Patricia Shaw
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zu Ende ging, hatte Lester sich daher auch an die Oberschwester gewandt und sie gebeten, seinen letzten Willen, der aus einer einzigen Zeile bestand, niederzuschreiben.
            Lester Harris hinterließ alle seine weltlichen Güter seiner Tochter Louise.
            Davon sprach Allyn jetzt nicht. Louise weinte still vor sich hin. Er legte den Arm um sie, roch einen zarten Hauch von Parfum, spürte ihre Wärme; und die Liebe, die er für sie empfand, kehrte mit neuer Macht zurück. Er fühlte sich unwürdig, weil er sie so schlecht behandelt hatte, und hoffte, er könne es wieder gutmachen.
             
            Da Lester Harris nicht unvermögend gewesen war, gestattete man ihm einen Grabstein. Er wurde inmitten anderer Sträflinge auf der Südseite der Insel bestattet, nicht weit von Matt O’Neill entfernt.
            Sean, der inzwischen an Selbstvertrauen gewonnen hatte, begleitete Louise nach Port Arthur, wo Dr. Roberts sie empfing und sich mit ihnen von einigen Kalfaktern zur Insel der Toten hinüberrudern ließ. Endlich konnte Sean Matts Grab besuchen, die schöne Umgebung bestaunen und der Qual, die ihn so lange verfolgt hatte, ein Ende bereiten, denn Matt hatte nun wirklich seinen Frieden gefunden.
             
            Als Josie erfuhr, dass Louise die Hälfte der Farm geerbt hatte, tobte sie vor Wut. Sean war entsetzt angesichts ihrer Reaktion und wollte vermitteln, da Louise noch sehr um ihren Vater trauerte.
            »Für Sie mögen es nur Wunschträume gewesen sein«, sagte er zu Josie. »Für Louise hingegen war alles echt. Sie hat wirklich geglaubt, ihrem Vater sei Unrecht geschehen und er hätte nach seiner Entlassung die Farm übernommen. Nun sind alle Hoffnungen zerbrochen, und sie muss sich eine neue Zukunft aufbauen. Seien Sie nicht zu hart mit ihr.«
            »Ich bin nicht hart, ich bin nur ihre Krokodilstränen leid. Er hat sich einen Dreck um sie geschert und ihr das ganze Geld nur hinterlassen, um es mir heimzuzahlen. Sie hat kein Recht drauf, und ich werde Mr. Baggott verbieten, ihr auch nur einen Penny auszuzahlen.«
            »Ihnen bleibt keine Wahl, Josie.«
            »Dann soll Ihr Anwalt das Testament ändern.«
            »Das geht nicht.«
            »Sie wollen nur nicht! Sie stehen noch immer auf ihrer Seite!«
            »Ich stehe auf gar keiner Seite. Es betrübt mich, Sie beide im Streit zu sehen.«
            »Dann sagen Sie ihr, sie soll mir die andere Hälfte des Geldes überschreiben.«
            Sean gab auf und ging weiteren Auseinandersetzungen lieber aus dem Weg.
            Mittlerweile wohnten Josie und Louise in der Pension – in getrennten Zimmern. Und mehr noch, Josie hatte angekündigt, nach England zurückzukehren, sobald sie den Erlös vom Verkauf der Farm erhalten hatte.
            »Das überrascht mich nicht«, erklärte Louise wütend. »Sie wollte schon seit Jahren von hier weg. Darum sollte auch die Farm verkauft werden. Ich habe nie geglaubt, dass sie wirklich so schlecht lief.«
            »Aber sie war nicht glücklich hier und hatte es sehr schwer als Sträflingsfrau.«
            »Meinen Sie, für mich wäre es leicht gewesen? Und jetzt verschwindet sie ohne mich.«
            »Guter Gott, können Sie sich denn über gar nichts einigen?«
            »Selten. Wussten Sie eigentlich, Sean, dass sie gehofft hatte, mit Ihnen gemeinsam zu fahren? Ich habe ihr gesagt, dass Sie eine Freundin haben, was ihr ebenfalls nicht gefallen hat. Sie würde Ihnen sogar bei der Flucht helfen, es ist noch Zeit.«
            »Geben Sie es auf, Louise.«
            Sie lachte. »Begleiten Sie mich zur Bank, ich muss einige Papiere unterzeichnen.«
            »Sie kommen zu spät. Samstags schließt die Bank schon am Mittag.«
            »Egal. Ist das da drüben nicht Ihr Freund Angus McLeod?« Als dieser näher kam, rief sie ihm zu: »Ich habe Sean gerade gefragt, wann er mich endlich seiner Freundin vorstellen will.«
            »Das habe ich ihn auch gefragt«, meinte Angus grinsend.
            »Das gestaltet sich momentan ein bisschen schwierig«, sagte Sean stirnrunzelnd. »Sie kann sich nicht freinehmen. Wie läuft es bei dir?«
            »Gut. Stell dir vor, ich arbeite in einer Brauerei.«
            »Das wird deine Familie niemals glauben!«
            »Sie erfährt es gar
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