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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne
Autoren: Patricia Shaw
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wartete mit Claude in der Halle neben dem Speisesaal, um die Gäste zu empfangen. Ein großer, distinguiert wirkender Herr von etwa sechzig Jahren, der nicht zur Hochzeitsgesellschaft gehörte, ging vorbei, blieb unvermittelt stehen und kehrte zurück. »Na so was, Sie sind doch Claude, Sir James Huxtables Kammerdiener, oder?«
            »Ja, Eure Exzellenz, Sie haben ein gutes Gedächtnis!«
            »Da hol mich einer. Und was machen Sie hier?«
            »Ich habe meinen Speisesaal für ein Hochzeitsfrühstück vorbereitet.«
            Der Herr warf einen erfahrenen Blick in die Runde. »Gut gemacht, perfekt, möchte ich sagen.«
            »Sir, dürfte ich Ihnen Mr. Barnaby Warboy, einen unserer Honoratioren, vorstellen? Mr. Warboy, unser neuer Gouverneur, Seine Exzellenz Sir John Eardley-Wilmot.«
            Die Herren begrüßten einander, und der Gouverneur zwinkerte Barnaby im Gehen zu. »Was für ein Gedächtnis, er weiß noch meinen ganzen Namen!«
            Dann trafen die Gäste ein, und er eilte ihnen mit offenen Armen entgegen.
            Es war ein schöner Morgen, das glücklichste Hochzeitsfrühstück, das er je erlebt hatte, und bevor Braut und Bräutigam das Hotel verließen, steckte er Marie einen Umschlag zu.
            »Ihr Hochzeitsgeschenk, Mrs. Shanahan. Und nun los.«
            »Gut gemacht, Barnaby«, sagte Sam. »Das war wunderbar. Möchtest du noch eine Tasse Tee mit uns trinken?«
            Nur Sam wusste, dass Barnaby Sean und Marie soeben das Häuschen in Sandy Bay geschenkt hatte.
             
            Kurz darauf zog sich Barnaby mit neuer Sorge in sein Arbeitszimmer zurück, um einen Brief von Harold zu lesen.
             Mein lieber Vater,
            ich habe deine traurige Nachricht vom Tod meiner jungen Nichte Penelope erhalten und spreche dir im Namen unserer Familie und Freunde mein tiefes Beileid aus. Ich war entsetzt, aber auch verwirrt, dass ausgerechnet ich ihren Eltern die traurige Nachricht überbringen sollte, da ich angenommen habe, ihre Tochter befinde sich mit ihnen in New Orleans. Meine Schwägerin erklärte mir jedoch, dass alle es für das Beste gehalten hätten, sie bei ihrem reichen Großvater zu lassen, der der jungen Dame einen angemessenen Platz in der Gesellschaft verschaffen könne.
            An dieser Stelle muss ich dir zu deinem Aufstieg und finanziellen Erfolg in Van Diemen’s Land gratulieren. Wir alle sind stolz auf dich, nicht zuletzt dein ältester Sohn.
     
            Barnaby war wütend über Millicents dreiste Lüge, goss sich einen Rum ein und las weiter.
             Ich bin nach New Orleans gereist, um ihren Eltern die Kunde zu bringen, die sich nach ihrer Rückkehr aus Van Diemen’s Land wieder dort niedergelassen haben. Sie baten mich schriftlich um ein Darlehen, worauf ich ihnen zwanzig Pfund zukommen ließ, fand sie aber in elendem Zustand in einem regelrechten Slum. Ich unterdrückte meinen Ekel und klopfte an die Tür.
            Als mir diese Furie die Tür öffnete, hätte ich sie beinahe nicht erkannt, doch sie kreischte meinen Namen und warf sich in meine Arme, mich anflehend, ich möge sie zu ihren Eltern nach Kingston bringen. Nach diesem hysterischen Anfall musste ich mich zwingen, nicht die Flucht zu ergreifen, und stellte fest, dass Jubal im Bett lag, das er auch nicht verlassen wollte. Auch empfing er mich nicht. Also näherte ich mich vorsichtig dem heiklen Thema und konnte Millicent die Nachricht endlich überbringen.
            Wie zu erwarten kam es zu Geheul und hysterischem Geschrei, ein unwürdiger Auftritt, der sogar Jubal aus dem Bett trieb. Bei seinem Anblick glaubte ich schon an die Pest, so bedeckt war er von roten Hautflecken, und erst als sich Millicents Geschrei gelegt hatte, erfuhr ich von der Natur seines Leidens. Inzwischen hatte Jubal eine billige Flasche Rum gefunden, drei Gläser eingeschenkt, seins mit ins Schlafzimmer genommen und die Tür geschlossen, als wäre ich irgendein Handlungsreisender.
     
            Barnaby schüttelte traurig den Kopf. Kein Bedauern, kein Fragen nach Penns Sterben oder ihrem Grab, dachte er seufzend und legte die Seiten weg, als wären sie ihm zu schwer geworden. Er wollte sie schon verbrennen, doch die Neugier war stärker.
             Schockiert wollte ich mich von meiner Schwägerin verabschieden, doch sie begann eilends zu packen, um sich mit
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