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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne
Autoren: Patricia Shaw
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hatte, sie durfte nun wegen ihrer hoffnungslosen Situation die Farm verkaufen. Man hatte ihren Mann wegen eines Fluchtversuchs zu weiteren zehn Jahren verurteilt.
            Seltsamerweise schien Angus der Schlüssel in dieser Geschichte zu sein, was er Josie schlecht sagen konnte. Sie war jedenfalls erleichtert, dass sie endlich verkaufen konnte, während Louise erschüttert über die verlängerte Haftstrafe war.
            »Er ist ein Held!«, schluchzte sie, »er wollte fliehen, zu seiner Familie zurückkehren. Nur ein Mann wie mein Vater konnte diesen Mut aufbringen.«
            Sie verfasste einen langen, gefühlvollen Brief an Allyn Roberts, in dem sie darauf bestand, dass ihr Vater ein guter Mensch sei. Sie bat Allyn, Lester aufzusuchen und ihm zu sagen, dass sie ihn nie im Stich lassen werde.
            Die beiden Frauen befanden sich in einer unglücklichen Lage, und Sean konnte nichts tun, um die wachsende Spannung zwischen ihnen zu verhindern.
            Roberts hatte einige Tage Urlaub und beklagte sich bitterlich über das Leben in der Strafsiedlung.
            »Ich werde gezwungen, mir Auspeitschungen anzusehen. Das ist furchtbar.«
            »Zwingen kann Sie keiner.«
            »Wenn ich nicht hingehe, setzt sich keiner für die Gefangenen ein. Es läuft genau wie hier. Dem letzten Amtsarzt war alles egal; er kümmerte sich kaum um die Männer, zählte nicht die Hiebe, untersuchte sie auch nicht. Keiner wollte die Stelle, darum habe ich sie bekommen. Und man wollte mich glauben machen, es sei eine Ehre. Ich sag dir noch was: Ich musste mit ansehen, wie Louises Vater ausgepeitscht wurde, und mir seine Schreie anhören. Mir ist beinahe schlecht geworden.«
            Sean schluckte. So viel zur Romantik. Er hatte gehofft, Allyns Besuch werde Louise beruhigen, doch der Arzt unternahm keinen Versuch, sie zu sehen, erkundigte sich nicht einmal nach ihr.
            »Harris geht es gar nicht gut. Die Züchtigung hat seinen Willen gebrochen, so etwas kommt öfter vor.«
            »Das brauchst du mir nicht zu erzählen.«
            »Verzeihung. Sein Rücken hat sich schlimm entzündet, er liegt mit Fieber im Krankenhaus. Mehrere Männer leiden unter der gleichen Krankheit. Es ist verdammt schwer, in dieser Hitze Fieber zu bekämpfen, und furchtbar, ausgerechnet ihn behandeln zu müssen.« Dann wechselte er das Thema. »Wie kommst du mit Pitcairn zurecht?«
            »Gut, ich kann dir gar nicht genug danken. Ich hätte nie gedacht, dass die Aufgabe so interessant ist.«
            »Dann ist ja wenigstens einer glücklich.«
            Sean überlegte. Sollte er Josie und Louise mitteilen, dass Lester krank war? Er würde sie sicher sehen wollen. Sean kannte die Vorschriften für solche Situationen nicht, doch lag die Entscheidung wohl beim Kommandanten. Schon der Gedanke an den Tyrannen brachte sein Blut zum Kochen. Angus hatte ihm von der Auseinandersetzung wegen des Singens erzählt, und er war stolz, dass Singer trotz der berüchtigten Kapuze nicht nachgegeben hatte.
            »Also hat er nicht für sie gesungen. Muss den Kommandanten ja wahnsinnig gemacht haben.«
            Angus schüttelte den Kopf. »Was kümmert es dieses Schwein? Singer selbst ist beinahe wahnsinnig geworden. Als ich ihn traf, war sein Gesicht weiß wie Papier, der Blick ganz wirr. Ein Wunder, dass er George überhaupt gefunden hat.«
             
            Die Wochen vergingen, und Sean nahm immer mehr am gesellschaftlichen Leben teil. Er besuchte Marie, die ihm unauffällig mitgeteilt hatte, sie habe die Männer gesehen und in einem von ihnen Singer Forbes erkannt. Über die Sache mit Pellingham wollte sie nicht sprechen, doch Sean konnte Angus immerhin versichern, dass beide es bis nach Sandy Bay geschafft hatten. Und Willem war es gewiss gelungen, sie auf ein Schiff zu bringen.
            Gut gemacht, dachte er bei sich, gut geplant und ausgeführt. Willem, du kommst wohl doch auf deinen Vater.
            Er erwähnte Angus gegenüber nicht, wo sich Miss Warboy aufhielt, und wurde zum Glück auch nicht danach gefragt. Vielleicht glaubte er sie noch immer auf der Farm.
            Marie sah jeden Tag hübscher aus, während Penn mit ihrem Bauch zu einer kleinen, elenden Gestalt geworden war.
            »Das arme Ding«, sagte Sean. »Ich habe auf dem Hügel eine neue Kirche gesehen. Ist es eine
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