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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Autoren: Claudia de Lillo
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auf gut Glück einen Knopf gedrückt und wurde von einem heftigen Strahl warmen Wassers getroffen. Nach dieser Premiere war Elasti-Mama von Kopf bis Fuß durchnässt.
    Dann lernte sie, dass in japanische Toiletten ein Bidet eingebaut ist und dass jeder Knopf für einen Strahl unterschiedlicher Intensität und Richtung steht. Einmal mit den Knöpfen vertraut, freundete sich Elasti-Mama mit den japanischen WCs beinahe an.
    Einige Toiletten haben allerdings ein perverses Extra: eine Taste, die Spülgeräusche simuliert. Sie dient dazu, im Falle kakofonischer Körperfunktionen Peinlichkeiten zu vermeiden.
    All dies ist irgendwie genial, aber so ganz hat Elasti-Mama den Sinn dahinter noch nicht begriffen.
     
Samstag, 15. Dezember
    Notizen vom Flughafen
     
    Flughafen Narita.
    Elasti-Mama und Mister Wonder kehren nach Hause zurück.
    »Dem großen Hobbit geht es sehr gut, er ist immer fröhlich und fragt überhaupt nicht nach euch. Er hat ein paar Kuscheltiere aufgeschlitzt und auch einige Puppen geköpft. Ansonsten ist er bester Laune«, sagte Valentina Diolabenedica gestern am Telefon.
    »Dem kleinen Hobbit geht es gut. Aber er ist ganz durcheinander. Oft sucht er dich, unter den Betten und hinter den Türen.«
    Aha ... es ging mir gut, vorher.
    Der kleine Hobbit sucht mich unter dem Bett und hinter den Türen? Mein Hobbit? Der mit den riesengroßen runden Augen, die an die Heldinnen in Manga-Comics denken lassen? Der, dessen Blick ein einziges Fragezeichen ist? ER? Er sucht mich und findet mich nicht?
    »Ahm. Gut, danke, Valentina, jetzt muss ich Schluss machen, entschuldige. Ciao.«
    Klick.
    Elasti-Mama verabschiedet sich, um nicht in Tränen auszubrechen.
    Es reicht. Tokio ade, Japan ade, Sushi, Sashimi, Arigatò ade. Es war schön. Aber ein Kobold mit runden Augen sucht mich. Ich komme.
     
Sonntag, 16. Dezember
    Japanisch reisen
     
    Sie ist etwa dreißig Jahre alt, Japanerin, und wiegt nicht mehr als vierzig Kilo. Sie trägt eine blütenweiße Maske, die sie nur zum Trinken abnimmt. Außerdem schneeweiße Seidenhandschuhe, die sie nur auszieht, um Feuchtigkeitscreme aufzutragen.
    Die Sitzfläche hat sie mit einem Handtuch abgedeckt, ehe sie sich daraufsetzt. Vor ihr auf dem Tischchen stehen ein Wecker, eine Flasche Wasser, die sie von zu Hause mitgebracht hat, ein Thermalwasser-Pumpspray, Feuchtigkeitscreme und ein Döschen mit bunten Pillen.
    Sie bringt zwölf Stunden damit zu, schweigend vor sich hin zu starren. Sie schläft nicht, sie liest nicht, sie hört keine Musik, sie sieht keinen Film. Sie isst nicht, sie geht nicht zur Toilette. Hin und wieder trinkt sie, ausschließlich aus ihrer eigenen Flasche, und sprüht sich Vichy-Wasser auf das von der Maske bedeckte Gesicht. In regelmäßigen Abständen verteilt sie Creme auf ihren Händen. Sie hat Spinnenfinger, die immer in Bewegung sind. Hin und wieder nimmt sie eine Tablette. Das ist Elasti-Mamas Sitznachbarin auf dem Flug Tokio-Mailand.
    Nach den ersten zwei Stunden emotionsloser anthropologischer Beobachtung und anschließenden drei Stunden echter Neugier auf das Fremdartige, begann Elasti-Mama das Phänomen an ihrer Seite zu hassen. Anstatt die magersüchtige Hygienefanatikerin voller Anteilnahme als Leidensgenossin zu betrachten, richtete Elasti-die-Intolerante all ihre Unduldsamkeit, die eigentlich dem langen Flug gilt, gegen sie. Bald wurde die unglückliche Nachbarin zum Katalysator für Elastis Aggressionen gegen das rätselhafte Volk der Japaner.
    Genervt und von Gefühlen niederster Kategorie überschwemmt, versuchte Elasti-Mama, das Hühnchen mit Gemüse über die weißen Handschuhe zu kippen, das Thermalwasser zu stibitzen, die bunten Pillen auf den Boden zu werfen, den Wecker kaputtzumachen und die verfluchte Feuchtigkeitscreme zu verstecken.
    Zum Glück ist Elasti-Mama ziemlich tollpatschig, und all ihre sadistischen Sabotageversuche scheiterten kläglich.
    Die Tussi traf wohlbehalten am Zielort ein und kann sich jetzt, mit Maske und weißen Handschuhen bewaffnet, dem verseuchten Europa stellen.
     
Montag, 17. Dezember
    Willkommen daheim, Mama, für dich rohen Fisch, für mich Schokolade
     
    Elasti-Mama ist nach Hause zurückgekehrt, Mister Wonder ist nach London aufgebrochen und die Hobbits sind in Hochform. Die Großeltern, die sie gehütet haben, weniger.
    Der große Hobbit hat entschieden, dass Elasti-Mama ihre Flucht mit endlos langen Babymassage-Sitzungen büßen muss.
    »Aber, mein Schatz, so habe ich dich massiert, als du drei Monate
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