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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Autoren: Claudia de Lillo
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Streifen gemacht wie Schlangen.«
    »Dünn wie Schlangen?«
    »Ja. Dünn wie Schlangen, rot wie Weihnachten. Das ist unsere geheime Überraschung. Schön, oder?«
    »Wunderschön.«
    Den Abschluss des Rituals bilden ein paar Minuten stille Meditation.
     
Dienstag, 5. Dezember
    Vorschul-Mobbing
     
    Lisa besucht mit dem großen Hobbit die Vorschule. Sie hat lange, glatte Haare und einen verträumten Blick.
    »Lisa ist sehr hübsch, findest du nicht?«, sagte Elasti-Mama zum großen Hobbit.
    »Nein. Lisa ist nicht hübsch. Lisa nervt alle mit ihren Liedern. Lisa sagt, dass sie einen Hund an der Leine hat, aber den gibt es gar nicht. Auch Lisas Hund singt diese Lieder. Lisa und ihren Hund kann keiner leiden. Darum haben wir auf Lisas Hund geschossen, dann hat er aufgehört zu singen. Lisa hat gesagt, dass ihrem Hund nichts passiert ist. Aber wir wissen, dass er tot ist«, antwortete er.
     
Donnerstag, 6. Dezember
    Nachtmahr
     
    Vergangene Nacht schlief der kleine Hobbit überhaupt nicht. Um elf weckte ihn der Husten. Um Mitternacht machte ihn die Qua Qua nervös, die über seinem Kopf hing und nicht fliegen wollte. Gegen eins versetzte es ihn in ungeheure Wut, Pippo das Häschen reglos neben sich im Bett liegen zu sehen. Die Dunkelheit um ihn herum und die Stille, die in den Ohren schmerzte, machten ihm Angst.
    Aber der kleine Hobbit ist nicht der Typ, der auf Unbill mit stummem und resigniertem Leiden reagiert.
    Er wurde wütend und brüllte seine Unzufriedenheit die ganze Nacht lang mit wachsendem Zorn heraus.
    Das war schon seit geraumer Zeit nicht mehr vorgekommen. Schon lange hatte Elasti-Mama diesen nächtlichen Sog nicht mehr erlebt, dieses Gefühl von Erschöpfung, Mutlosigkeit, Entkräftung. Diese Angst, dass der Morgen zu früh kommt und dich dort überrascht, über ein kleines, untröstliches Ungeheuer gebeugt.
    Wenn bei Müttern oder Vätern Nächte wie diese in Erinnerung blieben, würde niemand mehr als ein Kind bekommen.
     
Freitag, 7. Dezember
    Tokio, 3,2,1, los!
     
    Morgen brechen Elasti-Mama und Mister Wonder nach Tokio auf. Taub für die Schuldgefühle sind sie zur Tat geschritten.
    Alles ist bereit.
    Seidenglatte Haut dank Enthaarung mit Wachs im rechten Moment, Unterwäsche, in der sie es mit jeder aufnehmen könnte, um das Keusch-und-rein-wie-Eltern-Syndrom loszuwerden, Kostümchen im Lolita-Schulmädchen-Look wie in einem der in Japan offenbar sehr beliebten Manga-Comics. Eine Freundin bot Elasti sogar ein Paar mit rosa Fell bezogene Handschellen an, aber das fand Elasti-Mama dann doch übertrieben.
    Sie hat versucht, die wichtigsten Ausdrücke aus einem Mini-Wörterbuch auswendig zu lernen, erinnert sich aber nur noch an das Wort chikan, »pervers« - hilfreich für den, wie es heißt, recht häufigen Fall, dass man in der U-Bahn angegrapscht wird. Nicht gerade das geeignete sprachliche Rüstzeug, um sich einem fremden, aber möglicherweise freundlich gesinnten Volk vorurteilslos anzunähern, doch das kann in zwölf Flugstunden ja noch ergänzt werden.
    Gestern sind aus Bari Towanda und Mister Brown eingetroffen, die sich in dieser Woche um die Zwerge kümmern werden.
    »Mein Schatz ... ich muss dir etwas sagen ...«, sagt Elasti-die-Memme mit brüchiger Stimme.
    »Jetzt kann ich nicht, Mama, ich bin im Tipi von der Oma. Wir rauchen gerade die Friedenspfeife.«
    »Eine Minute nur.«
    »Na dann sag.«
    »Also, Schatz, Papa muss zum Arbeiten nach Japan und Mama fährt für ein paar Tage mit. Ich reise morgen ab, aber ich komme ganz bald zurück.«
    »Warum?«, fragt er verwirrt.
    Ja, warum? Weil deine Mama eine Egoistin ist. Weil sie seit fast fünf Jahren kaum mal mehr als einen Moment mit deinem Papa allein gewesen ist. Weil deine Mama fast am Ersticken ist. Weil sie nach ihrer Rückkehr eine bessere Mama sein wird. Weil Tokio eine kleine Flucht wert ist. Weil deine Mama nicht nur Mama ist, klar?
    »Weil Papa in Japan die Mama braucht.«
    »Fahre ich auch mit?«
    Nein, du nicht.
    »Nein, mein Herz. Du bleibst mit deinem kleinen Bruder und den Großeltern hier. In Japan würdest du dich schrecklich langweilen.«
    »Nein! Ich will nicht, dass du ohne mich nach Japan fährst. Ich will nicht, dass du mich alleinlässt.« Er weint. Er ist verzweifelt. Verzweifelt und wütend.
    Lieber Gott, ich schaffe es nicht. Ich darf jetzt nicht auch anfangen zu weinen. Wenn ich jetzt schwach werde, fahre ich nicht. Ich schlucke. Atme ein und aus.
    Ich muss mich auf etwas anderes konzentrieren ... Den
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