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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Autoren: Claudia de Lillo
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Stunde später wird Mister Wonder merken, dass Elasti-Mama den Stadtplan falsch gelesen hat und das Love Hotel ihrer Träume ganz woanders ist. Sie streiten, und ihre Leidenschaft verblasst ein wenig.
    Das Love Hotel ist ein riesiges Apartmenthaus. Am Eingang sind auf einer Leuchtreklame die Zimmer zu bewundern. Die, die leuchten, sind noch frei. Es gibt zwei Optionen: »Ausruhen« (zwei Stunden) und »Die ganze Nacht«.
    Elasti-Mama und Mister Wonder verlieren 45 Minuten mit dem Betrachten der Bilder, während andere Gäste eintreffen, zielsicher den Knopf für ihr Zimmer drücken und zwei Sekunden später verschwunden sind.
    »Was hältst du von dem Zimmer im Beduinenzelt-Stil?«
    »Nein! Schau, es gibt auch die Insel Bali.«
    »Dieses hat sogar ein Schwimmbecken ... ein durchsichtiges!«
    »Ist doch egal, ob es durchsichtig ist, wenn du drin bist, siehst du dich trotzdem nicht.«
    »Du hast einfach keinen Sinn für Erotik.«
    »Hier gibt es auch das Zimmer ›prähistorische Höhle‹, mit in die Felsen gehauenem Jacuzzi. Fantastisch!«
    »Also, Familie Feuerstein müssen wir ja nicht unbedingt spielen ...«
    »Du bist ein Mann ohne jede Fantasie.«
    Am Ende entscheiden sich Elasti-Mama und Mister Wonder für ein Zimmer mit einer von (unechten) Pflanzen überwucherten grünen Wand, psychodelischem grünem Licht, zwei Massagesesseln und einem riesigen Bildschirm über eine ganze Wandseite. Das Liebeshotel bietet leihweise auch Verkleidungen, aber die beiden kommen ohne aus - sie haben auch so schon das Gefühl, sämtliche Tabus zu brechen. Im Zimmer gibt es auch einen Jacuzzi. Mister Wonder ist schon drauf und dran, einzutauchen, aber die Wanne ist voller schwärzlicher Flecken und Elasti-Mama weigert sich, einen Fuß hineinzusetzen. Sie weichen auf eine sterile Dusche aus.
    Die riesigen Sessel sind aus Leder und haben eine Fernbedienung - mit Bedienungsanleitung in japanischer Sprache. Elasti-Mama drückt auf gut Glück ein paar Knöpfe.
    »Ui! Fantastisch, diese Massage! So einen Sessel will ich für zu Hause ...«, sagt sie träumerisch.
    »Ich auch«, pflichtet er mit geschlossenen Augen bei.
    »Findest du die Massage nicht ein bisschen heftig?«, fragt sie kurz darauf ein wenig ängstlich.
    »Nein, das tut gut. Entspann dich«, nuschelt er, schon halb von Sinnen.
    »He, das tut ja weh! Oh! Meine Beine, er hat mir die Beine zermalmt! Hilfe! Ich bin gefangen! Befrei mich, bitte, befrei mich, aua!«
    Vor den beiden sadistischen Sesseln steht der Riesenbildschirm. Auf dem Riesenbildschirm nette pornografische Sketches auf Japanisch zu sehen.
    Sketch 1. Ein frommes Fräulein geht zum Arzt, weil sie Halsweh hat. Nach zehnminütiger lächelnder Schmeichelei will ihr der Doktor an die Wäsche. Sie erschrickt und bleibt standhaft.
    Sketch 2. Ein verträumtes Mädchen will Pornostar werden. Der Maskenbildner bedrängt sie mit einem Mikrofon. Sie kapiert nichts, weil sie vollkommen begriffsstutzig ist.
    Sketch 3. Im Krankenhaus. Ein Arzt trifft bei der Visite auf etliche verzweifelte Menschen, unter anderem ein leichenblasses Mädchen mit einem Thermometer im Mund. Die erotische Dimension dieses Sketches blieb Elasti-Mama ein Rätsel, aber sie war auch ein bisschen abgelenkt.
     
Donnerstag, 13. Dezember
    U-Bahn, Mobiltelefone und Narkolepsie
     
    Die Japaner, ob 5 oder 95 Jahre alt, gehen in der U-Bahn nur zwei Tätigkeiten nach: sie spielen mit ihrem Mobiltelefon oder sie schlafen.
    Die japanischen Mobiltelefone sind alle gleich, aber es gibt sie in tausend verschiedenen Farben. Und die Japaner werten das ohnehin schon ziemlich elegante Objekt gern mit allem möglichen Schnickschnack auf.
    Elasti-Mama hat Mobiltelefone gesehen, denen sieben oder acht potthässliche Püppchen die persönliche Note verliehen.
    In der U-Bahn allerdings ist es verboten, Handys zu den uns Westmenschen bekannten Zwecken zu benutzen. Das Telefon darf nicht klingeln, höchstens vibrieren, und es dürfen weder Gespräche angenommen noch geführt werden, weil dies den Schlaf des Nachbarn stören könnte.
    So verwenden Groß und Klein das Mobiltelefon, um:
    1. sich mit Videospielen zu betäuben (Tetris und Slot Machine sind besonders beliebt).
    2. sich im Fernsehen alles von Zeichentrickfilmen bis hin zu Nachrichten anzusehen.
    3. im Internet zu surfen.
    4. E-Mails zu verschicken.
    Wer sich nicht mit dem Handy die Zeit vertreibt, fällt auf seinem Sitz in Ohnmacht, wobei er sich oftmals der Schulter des verärgerten Nachbarn annähert. Es scheint
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