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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Autoren: Claudia de Lillo
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Pädophilen-Höhle. Hier befindet sich in jedem Stockwerk ein winziges Geschäft voller wundersamer Waren.
    Im Closet Child gibt es das perfekte Outfit für das perverse kleine Mädchen. Schneeweiße Dessous, winzige, bestickte Nachthemdchen, filigrane Haarspangen, Täschchen und Broschen mit unschuldigen Waldtieren wie aus einer Erzählung von Beatrix Potter.
    Im Gothic Lolita sind in bequemen Särgen liegende Vampirpüppchen zu finden, außerdem schwarze Kostümchen, die an Sadomaso denken lassen, Totenkopfringe und spitze Domina-Stiefel.
    Das Durchschnittsalter der Kundinnen liegt bei fünfzehn Jahren.
     
Montag, 10. Juli
    Die verflixte Suica-Netzkarte
     
    Elasti-Mama fühlt sich als echte Kosmopolitin. Vor ein paar Stunden erst in Tokio gelandet, hat sie nach einem kurzen, auf Japanisch geführten Gespräch mit einem Automaten die Suica-Netzkarte für die U-Bahn erworben.
    Dabei handelt es sich um einen neongrünen Ausweis, der, im Voraus bezahlt, die Benutzung eines Großteils des U-Bahn-Netzes ermöglicht.
    Bewaffnet mit diesem Magnetschlüssel, der die Pforten zum Paradies öffnet, bewegt sich Elasti-Mama nun vollkommen ungezwungen von einem Ort zum anderen.
    Gestern steuerte Elasti-Mama mit großen Schritten auf das Drehkreuz der U-Bahn-Station zu und legte ihren magischen Ausweis siegessicher auf den dafür vorgesehenen Sensor. Der Sensor gab einen dumpfen, ungnädigen Laut von sich, das Drehkreuz blockierte augenblicklich wieder und die Augen von Tausenden Japanern richteten sich auf Elasti-Mama.
    Es war Stoßzeit, alle hatten es sehr eilig, und Elasti-Mama versuchte, mit dem Ausweis ihres Wellnesstempels durch das Drehkreuz zu gelangen.
    Die Türen aller U-Bahn-Stationen des gesamten Reichs der Untergehenden Sonne verschlossen sich vor Elasti-Mama und machten sie zum Gespött der japanischen Öffentlichkeit. Um ihre Schmach zu tilgen, musste Elasti-Mama vor den Herrschaften am Fahrkartenschalter demütig um Verzeihung bitten. Elasti-Mama musste den Herrschaften, die selbstredend nur Japanisch verstanden, erklären, dass es ein Versehen war und dass sie bereit sei, den Ausweis des Fitnessstudios zu verbrennen, wenn sie dadurch erreichen könne, dass sich die Türen zum Paradies wieder öffneten. Die Herrschaften reaktivierten schließlich ihre Suica wieder, wahrscheinlich mehr, um sich den Elasti-Quälgeist vom Hals zu schaffen, als aus echtem Mitleid.
    Die höchst dankbare Elasti-Mama verbeugte sich ungefähr fünfzehnmal, ehe sie sich von dem Fahrkartenschalter entfernte, um sich in neue Abenteuer zu stürzen.
     
Mittwoch, 12. Dezember
    Zwei Herzen und ein Jacuzzi
     
    Ein Love Hotel ist ein Stundenhotel, das von Japanern - verheirateten Paaren, Liebespärchen, Verlobten - aufgesucht wird, wenn sie ihren winzigen Wohnungen einmal entfliehen und ein wenig Zeit allein verbringen wollen. Oft gibt es Themenräume, Jacuzzi auf dem Zimmer und manchmal sogar ein Schwimmbecken.
    »Diese typisch japanische Erfahrung sollte sich kein Touristenpaar in Tokio entgehen lassen - und wenn es nur für einen Nachmittag ist«, steht im Reiseführer.
    Elasti-Mama und Mister Wonder wählen folgsam ihr Liebeshotel aus, laut Führer »eines der berühmtesten der Hauptstadt«. Sie finden es auf dem Stadtplan, doch als sie bei der Adresse angekommen sind, keine Spur von einem Love Hotel.
    »Also, wenn sie in dieser verrückten Stadt den Straßen Namen geben würden, würde das vieles erleichtern«, sagt Mister Wonder, nachdem sie viermal vergeblich um den Block marschiert sind.
    »Ach, ist doch kein Problem. Frag einfach jemanden«, erwidert die praktisch veranlagte Elasti-Mama.
    »Und in welcher Sprache bitte? Außerdem ... frag doch selber.«
    »Du machst wohl Witze?«
    »Was ist schon dabei? Denk dran, die Leute hier sind nicht so verklemmt wie du.«
    »Ich gehe also hin und sage: ›Entschuldigen Sie, ich möchte mit dem Individuum da hinten, das nebenbei mein Ehemann ist, zwei Stunden hemmungsloser Leidenschaft erleben. Aber ich möchte es in einem Raum machen, der wie eine Zahnarztpraxis aussieht, nein, noch besser, wie ein Safarizoo, da würde ich mich als Wolf verkleiden, denn wissen Sie, mein Mann möchte immer das Rotkäppchen sein ... Können Sie mir sagen, wo ich da hingehen soll? Danke.‹ Fändest du das in Ordnung? Geh und frag die Tussi da drüben, sie macht einen aufgeweckten Eindruck.«
    Mister Wonder fragt sechs verschiedene Personen, die ihn hämisch kichernd in sechs verschiedene Richtungen schicken.
    Eine
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