Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit
Autoren: David Gerrold
Vom Netzwerk:
lassen. »Es tut mir leid, Sir, wenn ich, uh, mich nicht korrekt verhalten habe. Ich…«
    »Nun fangen Sie nicht gleich an zu schwitzen, Freund«, unterbrach ihn der Kopilot. Sein Namensschild identifizierte ihn als Leutnant Mikhael Hodel. »Oberleutnant Brik wirkt auf jedermann so. Es ist Teil seines persönlichen Charmes. Und wie nennen wir Sie?«
    »Äh, mein Papa hat mich immer Robby genannt, aber, äh…«
    »In Ordnung«, sagte Leutnant Hodel. »Aber Sie sind ja nun schon ein großer Junge, Robby. Was halten Sie davon, wenn wir Sie Gatineau rufen… oder Mister Gatineau, wenn wir sauer sind?«
    »Äh, sicher… hm, danke. Ich meine, danke, Sir.«
    Hodel wandte sich wieder seinen Kontrollen zu und legte einen Finger an das rechte Ohr, um sich auf eine hereinkommende Meldung zu konzentrieren. »In Ordnung, verstanden, danke«, antwortete er. »Ende und aus.« Dann wandte er sich an Brik: »Wir haben Starterlaubnis.«
    »Schnallen Sie sich fest«, sagte Brik zu Gatineau und deutete auf den Sitz, der üblicherweise vom Flugingenieur besetzt wurde. Der Startvorgang war viel unkomplizierter, als Gatineau erwartet hatte. Brik gab der Maschinenintelligenz der Fähre lediglich einen einzigen Befehl. »Fertigmachen zum Ablegen.«
    Einen Augenblick später erwiderte der Schiffsrechner: »Alle Schleusen versiegelt. Alle Systeme hochgefahren und in Betrieb. Zuverlässigkeit neunzig Komma neun.«
    »Ablegen.«
    Unvermittelt schwand das Gefühl von Schwerkraft zu einem Nichts, und Gatineaus Magen schwand mit. Seine Eingeweide verkrampften sich alarmierend, doch dann – als er die nicht sehr vertraute Situation erst einmal erkannt hatte – begann der Grünschnabel, sich wieder zu entspannen. Beinahe im gleichen Augenblick erklang ein sanfter Schlag aus dem Heckbereich der Fähre, und die ruhige Stimme der künstlichen Intelligenz meldete: »Abgelegt.«
    »Kurs setzen und Maschinen einschalten.«
    Obwohl kein Gefühl von Bewegung zu spüren war, verschob sich plötzlich die Aussicht aus dem Frontfenster nach seitlich unten, und einen Augenblick später begannen die Sterne, um eine Achse zu rotieren, die sich irgendwo unter Gatineaus Füßen befinden mußte.
    »Wenn Sie eine bessere Aussicht haben wollen, dann klettern Sie doch einfach in die Observatoriumskuppel«, sagte Hodel.
    »Kann ich? Super! Danke!« Gatineau schnallte sich los und schwebte senkrecht aus seinem Sitz. Er knallte unsanft mit dem Kopf an die Kabinendecke. »Au!« Er riß die Hand hoch, um sich an die schmerzende Stelle zu fassen, und endete in einem sehr ungünstigen Winkel, in Relation zu Hodel und Brik mit dem Kopf nach unten, während seine Füße die Kabinendecke berührten. »Hoppla. Das tut mir leid.«
    Hodel ergriff den jungen Mann am Gürtel und gab ihm einen Schubs, so daß er durch die Kabinentür segelte. Er grinste Brik an und schüttelte den Kopf. Grünschnäbel! Und wie zur Bestätigung erscholl aus der Passagierkabine eine Serie dumpfer Aufpralle und schmerzerfüllter Stöhnlaute, als Gatineau sich taumelnd und hüpfend seinen Weg nach hinten in Richtung der Observatoriumskanzel bahnte. »Ich liebe meine Arbeit«, sagte Hodel grinsend. Brik grunzte. Er war zwar nicht vollkommen humorlos, aber im Gegensatz zu Hodel war er nicht der Meinung, daß Slapstick die höchste Stufe davon war.
    Hinten in der Kabine zog der Grünschnabel sich voll ungetrübter Freude in die Observatoriumskanzel. Das transparente Material glänzte von den Reflexionen hunderttausender Arbeitsscheinwerfer. Stardock war eine technische Einrichtung, und seine komplexe Struktur glich einem strahlenden Bienenstock aus Licht und Farben und Bewegung, die im krassen Widerspruch zu der weiten Nacht dahinter stand. Vertikale Hohne streckten sich in die Höhe, von horizontalen Plattformen unterbrochen; und überall wanden und schlängelten sich Röhren und Schläuche aller Art, einige von innen beleuchtet, durch die weite Struktur. Wohin man auch sah, überall parkten Schiffe. Schiffe aller Größen, aller Arten, aber hauptsächlich Libertyschiffe, diese schönen, kleinen Kreuzer mit ihren Polycarbonatschaumrümpfen und ihren stolzen Spieren aus Titan. Sie wurden von Monofasern und einer Menge stiller Hoffnungen zusammengehalten. Die Produktionsstraßen von Neu-Amerika warfen alle zwölf Tage drei neue Libertyschiffe vom Band. In den neun Monaten seit dem Überfall auf Marathon hatten die Alliierten Welten beschlossen, in außergewöhnlicher Einigkeit auf die Bedrohung durch die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher