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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit
Autoren: David Gerrold
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den Gruß mit kaum verborgenem Ärger. »Oh, und noch etwas. Übertreiben Sie es nicht mit Ihrer Salutiererei. Das ist nur etwas für Grundratten. Im Raum brauchen Sie eine Hand am Geländer.«
    »Jawohl, Sir. Danke, Sir!«
    Der große Mann nickte und stapfte durch die Passage davon. Gatineau starrte ihm mit einem Ausdruck ungetrübter Freude hinterher. Die Diamanten auf der Uniform des Offiziers blitzten in Silber, dazwischen Bänder aus leuchtenden Farben – das bedeutete, daß er die Zulassung für den interstellaren Raumflug besaß. Überlichtgeschwindigkeit! Er wäre ihm am liebsten hinterhergelaufen… Unvermittelt erinnerte sich der Decksmann Dritter Klasse Robert Gatineau, ohne Spezialgebiet, an die Worte, die der Offizier über die Fähre gesagt hatte, und er beeilte sich, seine Siebensachen aufzusammeln. Er schulterte seinen Seesack, stopfte die aufsässige Karte in seine Hemdentasche und eilte schnell den Gang hinunter.
    »Bis zum Ende…«, wiederholte er die Worte, während er rannte. »Dann gehen Sie nach links, die Treppen hoch, nehmen den Rollsteig…«
    Der Rollsteig umkreiste Stardock vollständig. Gatineau rannte den ganzen Weg über das Band. An der Verwaltung vorbei, durch die Versorgungsbereiche, bis er schließlich bei den Docks angekommen war. Sorgfältig studierte er jedes auftauchende Hinweisschild, als hielte es eine geheime Nachricht nur für ihn bereit, und hakte jedes Dock ab, an dem das Band ihn vorbeiführte. Schließlich erblickte er das Schild, nach dem er Ausschau gehalten hatte; ungeduldig sprang er am Eingang zum T-Modul vom Band und wäre bei der Landung beinahe hingefallen. Er fluchte wütend und ärgerlich vor sich hin, während er die breite Passage halb hinunter ging, halb rannte. Unter seinen Füßen wich der Teppich industriellen Bodenblechen, und seine Schritte begannen, hallende Echos zu werfen. Die Passage wurde durch luftdichte Türen unterbrochen. Jede einzelne Sektion war durch dreifache Schleusen gesichert, die bei seiner Ankunft automatisch zur Seite glitten und sich hinter ihm mit sanftem Zischen sofort wieder schlossen. Als Gatineau endlich den neunzehnten Liegeplatz erreicht hatte, war er bereits durch zweiundsiebzig verschiedene Schleusen gekommen. Er war beinahe den ganzen Weg gerannt und hatte sämtliche Nummern bis zum vorletzten Liegeplatz mitgezählt. T-119.
    Der Liegeplatz selbst war nicht mehr als eine leere Wartungsbucht. Eine ausgedehnte, kalte Grotte, der selbst die allergeringsten Annehmlichkeiten fehlten. Sie besaß keinerlei Ähnlichkeit mit den Liegeplätzen von Handelsschiffen, wie Gatineau es erwartet hatte, mit ihren zahlreichen Bildschirm-Displays und Sesseln, den unterschiedlichsten Serviceständen und dem üblichen Komfort. Der Unterschied schockierte Gatineau auf der einen Seite, auf der anderen war er angenehm überrascht. Es war ein Beweis für ihn, daß er endlich angekommen war, endlich auf einem echten Sternendock Dienst leistete.
    Das vordere Ende des Liegeplatzes wurde von einer weiten, elliptischen Schleuse eingenommen. Sie stand offen. Zögernd trat Gatineau näher.
    »Hallo?« rief er in den Verbindungsschlauch zur Fähre. »Ahoi? Ist da jemand?« Keine Antwort.
    »Ist das die Fähre von der Sternenwolf?« Gatineau machte ein paar zögernde Schritte in den Schlauch hinein. »Ist jemand an Bord?«
    Am anderen Ende des Schlauchs gab es eine weitere Schleuse, die allerdings geschlossen war. Das Kontrollpaneel zeigte grünes Licht, also war die Atmosphäre auf der anderen Seite zum Atmen geeignet, und der Luftdruck stimmte. Gatineau atmete tief durch und legte seine Hand auf die dafür vorgesehene Fläche des Paneels. Zu seiner Verwirrung fuhren mehrere Schleusentore gleichzeitig zurück. Er machte einen Schritt in eine winzige Luftschleuse, und die Luken fuhren hinter ihm wieder zu und verwandelten die Kammer in ein klaustrophobisches Abteil. Er war nervöser als je zuvor, aber seine Nerven waren zu angespannt, als daß er einfach hätte verharren können. Also öffnete Gatineau die nächste Schleusenluke – und starrte verblüfft in die Heckkabine des Tenders Nummer drei der Sternenwolf.
    Der Tender war zur Hälfte mit Versorgungsmodulen aller Größen und Formen vollgepfropft. Gatineau schob sich seitwärts in die Kabine, und die Luke knallte hinter ihm zu. »Ahoi?« rief er leise. »Decksmann Dritter Klasse Robert Gatineau, Ingenieursanwärter ohne Spezialgebiet, meldet sich zum Dienst!«
    Noch immer keine Antwort. Gatineau
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