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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit
Autoren: David Gerrold
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seines Schiffes ein.
    Es war schön, und es war häßlich – schön, weil es ein Schiff mit Überlichtantrieb, und häßlich, weil es dennoch rein zweckmäßig und nicht angezogen war. Es war nicht angezogen, um auszugehen. Es war ausgezogen, weil an ihm gearbeitet wurde. Es trug kein Make-up. Seine Knochen waren unter der Haut zu sehen. Sein Rumpf wölbte sich seltsam um die Singularitätsantriebe herum und gab ihm ein buckliges Aussehen.
    Es trug nicht so viele Scheinwerfer wie die Raumstation, aber vor dem Hintergrund des leeren Alls leuchtete es dennoch mit bestechender Schönheit. Überall entlang seiner Hülle brannten helle Lichter, genauso wie an den Fluktuatorsäulen. Zusätzliche Beleuchtung kam aus der mit Kuppeln übersäten Hülle selbst sowie von portablen Arbeitsmodulen, die hier und da an die metallische Hülle geheftet schienen. Während das Schiff in Gatineaus Gesichtsfeld wuchs, konnte er Männer in Raumanzügen und verschiedene spinnenbeinige Roboter erkennen, die emsig an verschiedenen Reparaturprojekten arbeiteten. Das Schiff war ein scharfkantiger Zylinder, mindestens so lang wie ein Football- Feld. Die drei langen Säulen der Fluktuatoren ragten aus der Hülle und bildeten untereinander gleichmäßige Einhundertzwanzig-Grad-Winkel. Die Fluktuatoren wuchsen aus dem Herzen des Sternenantriebs hervor, aus der Singularität selbst. Die Säule auf dem Rücken war zum All hin geöffnet, und drei Besatzungsmitglieder in Raumanzügen schwebten davor. Gatineau beneidete sie, und er fragte sich, ob er jemals die Gelegenheit zu einem Raumspaziergang erhalten würde.
    Der Tender verlangsamte allmählich seine Fahrt und kroch dann neben dem Mutterschiff dahin. Jetzt konnte Gatineau erkennen, daß der Rumpf der Sternenwolf übersät war mit Maschinen aller Art: Abtastern, Waffentürmen, Strahlungsfinnen, Hyperraumlinsen, Gravitationsplatten und noch viele Geräte mehr, deren Sinn er nur erraten konnte. Über die gesamte Länge des Rumpfes liefen drei gleich lange, enge Röhren zwischen den Fluktuatorsäulen hindurch. Das waren die Massetreiber der Sternenwolf. Die Massetreiber waren imstande, gewaltige Mengen hochenergetischer Partikel bis auf nahezu Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, und sie konnten diese Partikel entweder nach vorn oder nach hinten ausstoßen; einfache Newtonsche Physik erledigte den Rest und beschleunigte oder bremste das Schiff bei Geschwindigkeiten unter Licht.
    Es gab natürlich auch noch andere Wege, ein Schiff durch den Raum zu bewegen – beispielsweise Fluxorpaneele –, aber keine davon war annähernd so kosteneffektiv und für Kriegszwecke so geeignet.
    Das kleine Beiboot befand sich nun beinahe am Bug des Mutterschiffs. Gatineau beugte sich erwartungsvoll vor, aber unvermittelt rotierte der Tender um seine eigene Achse, und das große Raumschiff verschwand nach oben und dann völlig aus seiner Sicht. »Verdammt«, murmelte er vor sich hin. Er war nicht sicher, ob der Pilot so etwas wie eine Siegesrolle mit der Fähre ausführte, oder ob es Bestandteil des Andockmanövers war. Offensichtlich würde die Fähre an der vorderen Luftschleuse festmachen. Das bedeutete, daß sie sich rückwärts gegen die Nase des Libertyschiffes bewegen mußten. Hoffentlich ohne heftigen Aufprall, dachte er. Und die Observationskanzel sollte noch immer den besten Ausblick gewähren…
    Er behielt recht. Der Tender rotierte weiter, und als die Sternenwolf wieder in Sicht kam, befand er sich direkt hinter Gatineaus Beobachtungspunkt, und der Bug des Schiffes zeigte genau auf das Heck des Tenders. Gatineau blickte in die andere Richtung, aber er spürte die Anwesenheit beinahe augenblicklich; es war die Reflexion von Lichtern auf der inneren Oberfläche der transparenten Kuppel. Er wandte sich um und erblickte die Sternenwolf zum ersten Mal von vorn – und vergaß zu atmen. Er war vor Ehrfurcht völlig benommen.
    Der vorderste Teil des Rumpfes bestand aus einem zylindrischen Gerüst, das den Andockschlauch und die Verbindungsschleuse hielt. Unmittelbar dahinter befand sich der eigentliche Bug des Schiffes, und dahinter wiederum drei stummelartige Flossen, die wie Bremsklappen aussahen; die Röhren der drei Massetreiber ragten durch sie hindurch. Die Aufgabe der Klappen bestand offensichtlich darin, die Massetreiber zu kontrollieren und ihren Ausstoß zu synchronisieren. Aber das war es nicht, was Gatineaus Aufmerksamkeit so gefesselt hatte. Es war die Bemalung.
    Die beiden oberen Flossen waren mit
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