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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit
Autoren: David Gerrold
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Vizeadmiralin, während sie das Büro durch eine Tür auf der entgegengesetzten Seite betrat und auf den Stuhl vor dem Schreibtisch deutete. Korie tat, wie ihm geheißen. Er versuchte, seine Gefühle nicht zu zeigen.
    Die Vizeadmiralin nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz und runzelte die Stirn über etwas, das auf dem zweidimensionalen Schirm ihres Notizbuchs zu lesen stand. Der Schirm war aufgerichtet, so daß Korie nicht sehen konnte, welche Daten er enthielt. Die Vizeadmiralin hatte ihm noch immer nicht mehr als einen oberflächlichen Blick geschenkt.
    Sie brummte vor sich hin; ein leises, kaum hörbares Geräusch. Sie schien nicht gerade glücklich zu sein. Ihre Kompetenzen waren weitreichend. Die Station diente mehr als tausend Schiffen, und jede Woche kamen weitere hinzu. Einige dieser Schiffe stammten von Welten, die fünfhundert Lichtjahre oder noch weiter entfernt lagen. Mit entschlossener Bewegung und einem säuerlichen Ausdruck im Gesicht tippte die Vizeadmiralin ein Kommando in ihr Notizbuch und klappte den Apparat zusammen. Dann wandte sie Korie ihre volle Aufmerksamkeit zu. Sie besaß das Gesicht eines Buddhas. Rätselhaft. Geheimnisvoll. Möglicherweise gefährlich. Aber im Augenblick war ihre Stimmung nicht zu erkennen.
    »Danke, daß Sie mich empfangen haben, Ma’am«, begann Korie.
    Ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert gespannt. »Ich fürchte, ich habe keine guten Neuigkeiten.« Langsam lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. Ihre Bewegungen wirkten beinahe, als habe sie Schmerzen. Sie schien müde. Für einen Augenblick sah sie überhaupt nicht aus wie ein Offizier der Flotte, sondern eher wie eine grauhaarige, dunkelhäutige Großmutter, die sich mit einem ungezogenen Kind auseinandersetzen mußte.
    Sie verschränkte die Finger unter ihrem Kinn, als wollte sie beten. Es war offensichtlich, daß es ihr schwerfiel, die richtigen Worte zu finden. Dann seufzte sie und kam zur Sache. »Die LS-1187 wird keine Abschußprämie für die Zerstörung der Drachenfürst erhalten. Es tut mir leid.«
    »Entschuldigung?« wollte Korie protestieren.
    Sein Gesicht lief vor Wut rot an.
    »Die Prämie geht an die Besatzung der Burke«, fuhr die Vizeadmiralin fort, als hätte Korie kein Wort gesagt. »Oder, besser gesagt, an ihre Erben. Die Zerstörung der Drachenfürst wird der Burke zugeschrieben.«
    Korie erhob sich halb aus seinem Stuhl. »Frau Admiralin! Das ist nicht fair! Das wissen Sie genauso gut wie ich! Die gesamte Besatzung der Burke wurde von dem Morthan-Assassinen Cinnabar getötet. Das Schiffsgehirn war zerstört, und das Schiff lag tot im All und wartete darauf, von der Drachenfürst aufgenommen zu werden. Wenn wir nicht dagewesen wären und Gegenmaßnahmen ergriffen hätten, dann wäre die Burke mitsamt ihrem Sternenantrieb von der Morthan-Solidarität gekapert worden. Wir waren es, die die Solidarität daran gehindert haben, drei vollkommen funktionsfähige ultrazyklische Fluktuatoren zu erbeuten! Wir waren das! Nicht die Besatzung der Burke! Wir verloren dreizehn Besatzungsmitglieder…« Unvermittelt hielt Korie inne. Ihm war aufgefallen, daß seine Stimme einen schrillen Klang angenommen hatte. Der Ausdruck auf dem Gesicht der Vizeadmiralin ließ keine Regung erkennen. Korie kannte diesen Blick. Sie würde dort hinter ihrem Schreibtisch sitzen und ruhig zuhören, bis er geendet hätte – sie konnte außerordentlich geduldig sein –, aber nichts, was Korie vorbringen würde, könnte ihre Entscheidung ändern. Er konnte alles in ihren Augen lesen. Er schloß den Mund und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Also gut«, fuhr er schließlich fort. »Warum?«
    »Die Burke hat die Drachenfürst zerstört. Es war nicht die LS-1187.«
    »Das ist nicht wahr!« Korie bemühte sich, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen.
    »Das ist jedenfalls der Schluß, zu dem die Überprüfungskommission der Admiralität gelangt ist…«
    »Ich werde die Entscheidung anfechten. Ihre Schlußfolgerungen sind danebengegriffen…«
    »Sie werden verlieren.« Etwas Endgültiges lag in dem Ton, in dem sie das sagte.
    »Das ist einfach nicht fair…«, wiederholte Korie. Ihm war ganz schlecht. »Sehen Sie, ich weiß, daß unser Schiff eine böse Vergangenheit hat. Ich weiß, daß Sie mich nicht besonders gut leiden können. Ich weiß, daß Sie die Sternenwolf nicht mögen. Sie kennen die Gerüchte genauso gut wie ich selbst – daß meine Mannschaft inkompetent sei und daß Kapitän Lowell kriminell nachlässig
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