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Infam

Infam

Titel: Infam
Autoren: K Ablow
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Julias Parfüm und waren auf dem gleichen schweren Büttenpapier geschrieben wie der Brief, den Claire Buckley North Anderson und mir gegeben hatte. Garrets Name stand auf allen Umschlägen, in derselben zarten Handschrift.
    Der erste der Briefe, den ich gelesen hatte, stammte aus der Mitte des Stapels. Er hatte mir geholfen, zu erkennen, wie rücksichtslos Julia ihren eigenen Adoptivsohn umgarnt hatte:
    Garret,
    niemand sollte ertragen müssen, was du heute mit Darwin durchgemacht hast. Sein Beharren darauf, dass du dein Zimmer verlässt und dich stundenlang im Freien aufhältst, zeigt, dass er deine einzigartigen Begabungen nicht erkennt – vor allen Dingen deine Gedichte. Obgleich wir alle Angst vor Darwin haben, solltest du wissen, dass er mehr Angst vor dir hat, auch wenn er das niemals zugeben würde. Du wächst zu dem Mann heran, der er niemals sein könnte – stark, einfühlsam, intelligent. Er sieht das. Ebenso wie ich. Frauen träumen davon, ihr Leben mit jemandem wie dir zu teilen. Auch ich habe es einst getan.
    Dein Lieblingsdichter, Yeats, sagt es treffender: Doch ich war jung und töricht, und jetzt kenn ich nur Leid.
    12. April 2001
Julia
    Der Tonfall war in allen Briefen derselbe. Niedergeschlagenheit. Verzweiflung. Verführung.
    Die Officer nahmen noch etwas anderes mit. Ein Paar schwarze Springerstiefel, dieselben Stiefel, die ich in jener Nacht gesehen hatte, als ich vor dem Mass General von einem Messer verletzt worden war. Der Absatz des linken Stiefels war mit blauer Farbe beschmiert, von der sich herausstellen sollte, dass sie von einem Zebrastreifen in der Nähe des Parkhauses stammte, der keine Stunde vor dem Überfall frisch gestrichen worden war.
    Die Blutgruppen, die Laura Mossberg für mich herausgefunden hatte, stützten meine Theorie, dass Garret und Julia ein Liebespaar gewesen waren und dass er der Mörder war. Julias Blutgruppe war B-negativ, die der Zwillinge 0-positiv. Folglich konnte nur ein Mann mit Blutgruppe A-positiv oder B-positiv der Vater sein. Billy war A-negativ. Garret war B-positiv.
    Ich bin sicher, dass Garret nie klar gewesen war, was ein DNS-Test später unwiderruflich bewies – dass Tess und Brooke Bishop seine Töchter waren. Doch Julia hatte es gewusst, und das war das Ende ihrer Affäre mit ihm gewesen. Sie hatte sich von ihm zurückgezogen, die Kinder jedoch behalten, die sie sich so verzweifelt gewünscht hatte.
    Garret hatte nur erkannt, dass Julia ihm nach der Geburt der Zwillinge ihre Zuneigung entzogen hatte und dass ihre Mutterliebe für sie aus irgendeinem Grund ihre sexuelle Liebe für ihn ausschloss. Wütend und wild entschlossen, seinen rechtmäßigen Platz in ihrem Leben zurückzugewinnen, war er zu einem gerissenen und opportunistischen Mörder geworden.
    Der Mord an Brooke hatte keinerlei Probleme dargestellt. Die Schuld würde auf Billy fallen. Und als Garret zufällig mit angehört hatte, wie Julia und Darwin sich über das Nortriptylin stritten, hatte er Billys Einbruch als Deckmantel genutzt, um Tess zu vergiften, sorgsam darauf bedacht, keine Fingerabdrücke auf dem Tablettenfläschchen zu hinterlassen. Er hatte vermutlich bereits das Fotonegativ von North und Julia irgendwohin gelegt, wo sein Vater es finden, anschauen und anfassen würde. Danach hatte er sich das Negativ zurückgeholt und es uns in die Hände gespielt.
    Garret hatte seinem Vater sogar ein augenscheinliches Motiv untergeschoben – krankhafte Eifersucht, das Verlangen nach Rache an Julia, weil sie ihn mit North Anderson betrogen hatte. Und er hatte die nötigen Beweisstücke dafür manipuliert. Doch der wichtigste Teil zum Gelingen seines Plans war selbst für ihn unerwartet gekommen. Nachdem Darwin die Beherrschung verloren und seine Frau angegriffen hatte – zweifellos eine Reaktion darauf, dass sie ihn des Mordes bezichtigt und ein Kontaktverbot gegen ihn hatte verhängen lassen, während sie gleichzeitig eine Affäre hatte –, war er für den Todesstoß bereit gewesen. Garret hatte nichts weiter tun müssen, als sich als Augenzeuge anzubieten und sich anschließend die Augen auszuweinen, während Daddy hinter Gitter wanderte.
    Eine Sache, die Garret wahrscheinlich nicht vorausgesehen hatte, war, dass ich Julia ebenfalls verfallen würde. Und das konnte er nicht ertragen. Er musste handeln. Ein Messer in den Rücken. Für ihn war es wahrscheinlich so, als hätte ich ihm zuerst ein Messer in den Rücken gestoßen.

Über das Buch

    Nach seinem letzten, traumatischen
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