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Infam

Infam

Titel: Infam
Autoren: K Ablow
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hatte. Ich sah hinauf zu ihren Augen, die strahlender als je zuvor waren. »Ich möchte, dass du mich heiratest«, sagte ich und ließ meine Zunge zwischen ihre Beine wandern.
    »Frank«, stöhnte sie und schloss die Augen. Sie atmete keuchend und zitterte, als meine Zunge noch tiefer wanderte.
    Ich umfasste ihre Handgelenke, spürte, wie ihr Puls raste, und stand auf. »Heirate mich«, wiederholte ich, während ich mit meinen Fingern über ihre Wange strich. Inzwischen wusste ich, dass Julia nach mindestens drei Dingen süchtig war: Sex, Geld und Luxus. Und ich wollte ihr einen Cocktail aus allen dreien anbieten. »Wir chartern einen Jet, der uns morgen nach Vegas fliegt, heiraten und verbringen den Rest der Woche in Paris. Ich habe bereits eine Suite im Ritz gebucht. Ich möchte mein Leben mit dir teilen.«
    Sie strich mit den Fingern über meine Lippen. »Das möchte ich auch«, sagte sie. »Ich kann nur …«
    »Sag einfach nur Ja.«
    Sie sah mir tief in die Augen. Einige Augenblicke verstrichen. »Ja«, hauchte sie. Dann ließ sie sich ohne ein weiteres Wort auf die Knie sinken und knöpfte meine Jeans auf.

24
    Mittwoch, 24. Juli 2002
    Es war kurz nach 1 Uhr nachts. Um Mitternacht hatte ich alle Lichter im Gästehaus ausgeschaltet, sodass nur der fahle Schein des Halbmondes durch die Leisten der Fensterläden fiel.
    Ich lag wach und vollständig angezogen im Bett und kämpfte gegen die Müdigkeit an. Meine Browning Baby steckte in der vorderen Hosentasche meiner Jeans.
    Ich war überzeugt, dass ich genügend Köder ausgelegt hatte. Julia hatte bereits angefangen, für die geplante Reise zu packen. Ich hatte die sexuelle Trophäe errungen, nach der Brookes Mörder sich verzehrte. Er musste sich nur noch meiner entledigen.
    Das Cottage hatte eine Hintertür mit Sicherheitskette, die ich jedoch nicht vorlegte. Auch die beiden Fenster an der Rückseite des Gästehauses ließ ich sperrangelweit offen – eine Einladung zum Mord.
    Ich war mir ziemlich sicher, wen ich zu erwarten hatte, doch die forensischen Daten, die den Kern meiner Theorie bildeten, waren nicht unumstößlich. Der versuchte Mord an mir würde den endgültigen Beweis darstellen.
    Meine Lider wurden von Minute zu Minute schwerer. Ich hatte in der vergangenen Nacht nicht geschlafen, seit Wochen schon hatte ich mich nicht mehr richtig ausgeruht. Ich stand auf, ging zur Spüle in der Küche und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Es half nicht viel. Dann legte ich mich wieder ins Bett und kniff mir von Zeit zu Zeit in den Schenkel, um mich wach zu halten.
    Doch das funktionierte auch nicht. Schließlich nickte ich ein und schreckte panisch wieder hoch. Es mochten fünf Minuten verstrichen sein. Oder fünfzehn. Oder gar fünfzig. Ich wusste es nicht. Mein Herz hämmerte, und mein Blick huschte nervös in dem schummrigen Gästehaus hin und her. Ich sah nichts. Für den Moment war ich allein, in Sicherheit.
    Ich setzte mich auf und schwang meine Beine über die Bettkante. Vielleicht würde eine sehr eilige, sehr kalte Dusche helfen, überlegte ich. Ich stand auf und ging in Richtung Badezimmer, als ich plötzlich Schritte hinter der Hintertür hörte.
    Ich tastete nach der Browning Baby in meiner Hosentasche und ging auf das Geräusch zu. Jemand trat auf das Laub und die herabgefallenen Zweige hinter dem Gästehaus. Ich lauschte angestrengter. Das Geräusch verstummte.
    Ich hielt mich dicht an der Wand, schob vorsichtig eine der kurzen Gardinen zur Seite, die vor der Scheibe in der Hintertür hingen, und spähte hinaus in die Nacht. Schlagartig stockte mir der Atem, während mein schlimmster Albtraum Wirklichkeit wurde.
    Garret saß auf dem untersten Ast einer uralten Ulme, etwa zweieinhalb Meter über dem Boden, fünf Meter von der Tür entfernt. Der Mondschein beleuchtete fahl seinen muskulösen Rumpf und die Schlinge um seinen Hals.
    Entsetzt, dass sich mein Leben in der schlimmsten Weise wiederholen sollte, stürzte ich nach draußen. Ich hatte nur einmal einen jungen Mann durch Selbstmord verloren – Billy Fisk, dessen Erinnerung mich letztendlich in den Bishop-Fall hineingezogen hatte. Stand ich nun kurz davor, erneut Zeuge der Tödlichkeit meiner eigenen Unzulänglichkeiten zu werden? Ich hatte Garret offenkundig zu weit getrieben – nicht an die Schwelle zum Mord, sondern zum Selbstmord.
    Der Blick auf Garrets Bücherregal am Abend zuvor, das voll gestopft war mit Titeln des Dichters Yeats, hatte mir den Schlüssel zu seiner Schuld gegeben.
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