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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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    W enn du eine Krönungsfeierlichkeit gesehen hast, dann sahst du alle. Das hört sich vielleicht zynisch an, und es ist auch so gemeint, besonders wenn der Hauptdarsteller dein bester Freund und seine Königin deine versehentliche Geliebte ist. Aber im allgemeinen gibt es dabei eine Prozession mit viel getragener Musik sowie unbequeme, farbenprächtige Kleidung, Weihrauch, Reden, Gebete und Glockengeläut. Sie sind langweilig, meistens schwitzt man, und sie erfordern von einem eine geheuchelte Aufmerksamkeit, wie Hochzeiten, die Verleihung akademischer Würden und die Einweihung in geheime Künste.
    Und so wurden Luke und Coral die Herrscher von Kashfa, und zwar in derselben Kirche, in der wir noch wenige Stunden zuvor mit meinem Bruder Jurt beinahe - aber leider nicht ganz - auf Leben und Tod gekämpft hatten. Als Ambers einzigem Vertreter bei diesem Ereignis - wenn auch, technisch gesehen, mit inoffiziellem Status - , wurde mir ein Stehplatz ganz in der Nähe des Geschehens zugewiesen, und viele Augen wandten sich in meine Richtung. Also mußte ich ständig auf der Hut sein und mich angemessener Äußerungen befleißigen. Obwohl Random nicht willens gewesen war, meiner Anwesenheit bei der Feierlichkeit einen offiziellen Status einzuräumen, wußte ich doch, daß es ihn sehr stören würde, wenn ihm zu Ohren käme, daß mein Verhalten nicht den diplomatischen Regeln entsprochen hätte.
    Also erschien ich mit schmerzenden Füßen, steifem Hals und in farbenprächtiger, schweißgetränkter Aufmachung. So ist das nun mal im Schaugeschäft. Trotzdem, ich hätte es nicht anders haben wollen. Luke und ich hatten in der Vergangenheit einige verdammt merkwürdige Dinge miteinander durchgemacht, und ich mußte unwillkürlich daran denken - tödliche Bedrohungen und zufällige Begegnungen, in Kunstgalerien und im Schatten -, während ich vor Hitze verschmachtend dastand und mir überlegte, was wohl aus ihm werden würde, nun, da er eine Krone trug. Ein derartiger Umstand hatte meinen Onkel Random von einem leichtsinnigen Musiker, ohne Halt und Bindung, in einen ernsten und verantwortungsvollen Monarchen verwandelt - obwohl ich mich bezüglich jener früheren Phase auf die Berichte meiner Verwandtschaft verlassen muß. Ich ertappte mich bei der Hoffnung, daß Luke eine nicht ganz so krasse Veränderung durchmachen würde. Aber andererseits unterschied sich Lukes Persönlichkeit erheblich von der Randoms, ganz zu schweigen von den Jahren, die er jünger war. Allerdings war es manchmal erstaunlich, was im Laufe der Jahre so alles geschehen konnte - oder lag das einfach nur in der Natur der Ereignisse? Mir wurde bewußt, daß ich im Vergleich zu einer nicht allzu lange zurückliegenden Zeit eine tiefgreifende Veränderung durchgemacht hatte, aufgrund all der Dinge, die mir während der jüngsten Vergangenheit widerfahren waren. Und wenn ich es mir recht überlegte, dann war ich sogar heute anders als gestern.
    Während des Schlußgesangs fand Coral Gelegenheit, mir eine Nachricht zukommen zu lassen, mit der sie mich wissen ließ, daß sie mich treffen wollte, unter Angabe einer Zeit und eines Ortes und sogar mit einer kleinen Wegbeschreibung. Der Ort erwies sich als ein Gemach im hinteren Teil des Palastes. Dort trafen wir uns am Abend und verbrachten schließlich die Nacht miteinander. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, daß sie und Luke als Kinder miteinander verheiratet worden waren, als Teil einer diplomatischen Vereinbarung zwischen Jasra und den Begmanem. Die Sache funktionierte jedoch nicht - das heißt, der diplomatische Teil -, und das übrige geriet mehr oder weniger in Vergessenheit. Die beiden Betroffenen waren sich ihrer Ehe ebenfalls nicht mehr bewußt, bis die Ereignisse der jüngsten Zeit die Erinnerung daran erneut wachriefen. Sie hatten sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Doch aus den Unterlagen ging hervor, daß der Prinz verheiratet war. Einerseits wäre die Ehe mühelos zu annullieren gewesen, andererseits bestand auch die Möglichkeit, daß sie mit ihm gekrönt würde. Sofern Kashfa irgendwelche Vorteile davon haben würde.
    Und es gab den Vorteil: Eregnor. Eine begmanische Königin auf dem kashfanischen Thron war möglicherweise dazu geeignet, die Unstimmigkeiten in diesem speziellen Immobiliengeschäft zu schlichten. Jedenfalls war das Jasras Überlegung gewesen, so erklärte mir Coral. Und Luke hatte sich davon mitreißen lassen, zumal in Anbetracht der Aufhebung der amberschen Garantien und des
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