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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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brannte ein bunt schillerndes Feuer - orangefarben, purpur, grün.
    »Ich kann mir vorstellen, daß man die Verflechtung entwirren könnte«, bemerkte Gryll. »Doch bei der Entwirrung verfängt sich dieser arme Dämon möglicherweise darin.«
    Ich gab einen Grunzlaut von mir. Eine Zeitlang betrachtete ich das farbenprächtige Schauspiel, dann sagte ich: »Da wir gerade von Dämonen sprechen...«
    »Ja?«
    »Was kannst du mir über die Sorte sagen, die unter dem Namen Ty'iga bekannt ist?« fragte ich.
    »Sie leben weit jenseits des Randes«, antwortete er, »und vielleicht sind sie unter allen Geschöpfen diejenigen, die dem ursprünglichen Chaos am nächsten sind. Ich glaube nicht einmal, daß sie echte Körper von Substanz besitzen. Sie haben wenig mit anderen Dämonen gemein, und schon gar nicht mit sonst irgend jemandem.«
    »Hast du je einen davon - äh - persönlich kennengelernt?«
    »Ich bin einigen begegnet - dann und wann«, antwortete er.
    Wir stiegen höher. Das Schloß ragte ebenfalls höher auf. Ein Schwarm fallender Meteore bahnte sich dahinter einen brennenden Weg, grell, lautlos.
    »Sie können einen menschlichen Körper bewohnen, sich seiner bemächtigen.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Ich weiß von einem, der das mehrmals tat. Doch er sah sich einem ungewöhnlichen Problem gegenüber. Anscheinend bemächtigte er sich einmal eines Körpers, der auf dem menschlichen Sterbebett lag. Das Dahinscheiden des Menschen fesselte den Ty'iga anscheinend an diesen Ort. Nun kann er den Körper nicht mehr verlassen. Kennst du eine Möglichkeit, wie er ihm entkommen könnte?«
    Gryll kicherte.
    »Vielleicht, indem er von einer Klippe springt. Oder sich in ein Schwert stürzt.«
    »Aber was ist, wenn er inzwischen so unentrinnbar an seine Wirtsperson gebunden ist, daß auch das ihn nicht befreit?«
    Wieder kicherte er.
    »Dann hat er ziemlich schlechte Karten im Körperklau-Spiel.«
    »Ich bin in diesem Fall einen Gefallen schuldig«, sagte ich. »Ich möchte ihr - ihm gern helfen.«
    Er schwieg eine Weile, dann sagte er: »Ein älterer, weiserer Ty'iga kennt sich mit solchen Sachen vielleicht aus. Und du weißt, wo du sie findest.«
    »Ja.«
    »Tut mir leid, daß ich keine größere Hilfe bin. Es ist ein altes Gezücht, diese Ty’iga.«
    Jetzt sanken wir auf den Turm hinab. Unser Weg unter dem wabernden Kaleidoskop, das der Himmel war, verkleinerte sich vor uns zu einem winzigen Streifen. Gryll steuerte uns mit schlagenden Flügeln auf das Licht im Fenster zu, und ich spähte an ihm vorbei.
    Ich blickte nach unten. Der Anblick war schwindelerregend. Aus einiger Entfernung drang ein dumpfes Grollen zu uns herauf, als ob sich Teile der Erde langsam gegen andere verschöben - ein gar nicht so seltenes Vorkommnis in dieser Gegend. Der Wind zerrte an meiner Kleidung. Eine Perlenkette aus hellroten Wolken zierte den Himmel zu meiner Linken. Ich konnte Einzelheiten im Mauerwerk des Schlosses erkennen. Ich erhaschte einen Blick auf eine Gestalt im Inneren des beleuchteten Raumes.
    Dann waren wir sehr nahe und gleich darauf durch das Fenster und im Inneren. Eine große, gebückte, graue und rote Dämonengestalt, gehörnt und teilweise geschuppt, betrachtete mich aus gelben Augen mit elliptischen Pupillen. Ihre Reißzähne waren zu einem Lächeln entblößt.
    »Onkel!« rief ich, während ich abstieg. »Sei gegrüßt!«
    Gryll reckte und schüttelte sich, während Suhuy heraneilte und mich umarmte - mit aller gebotenen Vorsicht.
    »Merlin«, sagte er schließlich. »Willkommen zu Hause. Wenn ich auch den Anlaß bedauere, so freue ich mich doch über deine Anwesenheit. Gryll hat dir vermutlich berichtet...?«
    »Das Dahinscheiden seiner Hoheit? Ja. Es tut mir leid.«
    Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück.
    »Es ist nicht so, als ob es nicht voraussehbar gewesen wäre«, sagte er. »Ganz im Gegenteil. Es war jeden Augenblick zu erwarten. Und doch gibt es niemals den richtigen Zeitpunkt für ein solches Ereignis.«
    »Stimmt«, sagte ich, während ich mir eine gewisse Steifheit aus der linken Schulter massierte und in meiner Hüfttasche nach einem Kamm tastete.
    »Er litt seit so langer Zeit unter der Krankheit, daß ich mich schon fast daran gewöhnt hatte«, sagte ich. »Man könnte beinahe glauben, er hätte sich mit seiner Schwäche abgefunden.«
    Suhuy nickte. Dann fragte er: »Hast du die Absicht, dein Äußeres zu verändern?«
    »Es war ein anstrengender Tag«, erklärte ich. »Ich würde lieber mit
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