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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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meinen Kräften haushalten, es sei denn, das Protokoll erfordert etwas anderes.«
    »Keineswegs, jetzt noch nicht«, antwortete er. »Hast du gegessen?«
    »In letzter Zeit nicht.«
    »Dann komm!« sagte er. »Wir wollen etwas Nahrhaftes für dich auftreiben.«
    Er drehte sich um und ging zur gegenüberliegenden Wand. Ich folgte ihm. Der Raum hatte keine Türen, und er mußte alle hiesigen Schatten-Druckpunkte kennen, da sich die Burgen in dieser Hinsicht von Amber unterschieden. Während es in Amber schrecklich schwierig ist, Schatten zu durchqueren, sind die Schatten in den Burgen wie dünne Vorhänge - manchmal kann man ganz leicht in eine andere Realität hinübersehen, ohne auch nur einen entsprechenden Versuch zu machen. Und manchmal schaut etwas aus der anderen Realität zu einem herüber. Außerdem muß man aufpassen, daß man nicht versehentlich hindurchtritt und an einen Ort gerät, wo man sich mitten in der Luft, unter Wasser oder im Lauf eines tobenden Stroms befindet. In den Burgen war Tourismus noch nie großgeschrieben.
    Zum Glück ist das Schatten-Material auf dieser Seite der Realität so fügsam, daß es sich von einem Schatten-Meister ohne Mühe manipulieren läßt - indem dieser die Stoffe zusammenstichelt, um einen Weg zu schaffen. Schatten-Meister sind Techniker mit örtlich begrenzten Fähigkeiten, deren Können vom Logrus herrührt, ohne daß sie notwendigerweise Eingeweihte sein müssen. Nur wenige von ihnen sind es, obwohl alle Eingeweihten automatisch Mitglieder der Gilde der Schatten-Meister sind. Sie sind wie Installateure oder Elektriker in den Burgen, und ihre Leistungen sind ebenso unterschiedlich wie die ihresgleichen auf dem Schatten Erde - eine Kombination aus Begabung und Erfahrung. Obwohl ich ein Mitglied der Gilde bin, ziehe ich es entschieden vor, mich jemandem anzuvertrauen, der sich in der Praxis auskennt, anstatt zu versuchen, mich darin selbst zurechtzufinden. Ich denke, ich sollte dazu noch einiges sagen. Vielleicht werde ich das eines Tages tun.
    Als wir zur Wand kamen, war sie natürlich nicht da. Sie löste sich einfach irgendwie in Dunst auf und verschwand, und wir durchschritten die Stelle, wo sie gewesen war - oder vielmehr einen entsprechenden Raum -, und wir gingen durch einen grünen Flur. Na ja, es war nicht tatsächlich ein Flur. Es war eine Reihe von nicht miteinander verbundenen grünen Scheiben, die spiralförmig nach unten führten, in der jeweiligen Schrittlänge und -höhe angemessenen Abständen und sozusagen in der nächtlichen Luft schwebend. Sie führten außen um das Schloß herum und hörten schließlich vor einer nackten Wand auf. Bevor wir diese Wand erreichten, kamen wir durch mehrere Augenblicke hellen Tageslichts, einen kurzen blauen Schneesturm und die Apsis von so etwas wie einer Kathedrale ohne Altar, wo zu beiden Seiten Skelette in den Bänken saßen. Als wir schließlich zu der Wand gelangten, gingen wir durch sie hindurch und kamen in einer geräumigen Küche heraus. Suhuy führte mich zur Speisekammer und forderte mich auf, mich zu bedienen. Ich fand etwas kaltes Fleisch und Brot und machte mir ein Sandwich, das ich mit lauwarmem Bier hinunterspülte. Er kaute ebenfalls auf einem Stück Brot herum und nippte an einer Flasche mit dem gleichen Gebräu. Ein Vögel huschte in schnellem Flug über unsere Köpfe dahin, krähte heiser und verschwand wieder, bevor er die gesamte Länge des Raums durchmessen hatte.
    »Wann findet die Totenmesse statt?« fragte ich.
    »Nächsten Rothimmel, es ist also noch beinahe eine Umdrehung Zeit«, antwortete er. »Du hast die Möglichkeit, zu schlafen und dich etwas zu sammeln - vielleicht.«
    »Was meinst du mit >vielleicht    »Als einer von dreien stehst du unter besonders strenger Beobachtung. Deshalb habe ich dich hierher bringen lassen, an einen Ort der Abgeschiedenheit.« Er drehte sich um und ging durch die Wand. Ich folgte ihm, immer noch mit meiner Flasche in der Hand, und wir setzten uns neben einen stillen grünen Teich unter einem Felsvorsprung und einem dunkelbraunen Himmel darüber. Seine Burg beherbergte Orte aus dem gesamten Chaos ebenso wie aus dem gesamten Schatten, zusammengeflickt zu einem verrückten Steppdeckenmuster aus ineinandergeschachtelten Motiven. »Und da du den Speichenkranz trägst, verfügst du über zusätzliche Quellen der Sicherheit«, bemerkte er.
    Er streckte die Hand aus und berührte das vieldornige Rad meines Ringes. Ein schwaches Kribbeln in meinem Finger, der Hand
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