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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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und dem Arm war die Folge.
    »Onkel, du hast während der Zeit, als du mein Lehrer warst, häufig rätselhafte Äußerungen getan«, sagte ich, »aber meine Ausbildung ist inzwischen längst abgeschlossen, ich habe meine Prüfungen bestanden, und ich glaube, das gibt mir das Recht zu sagen, daß ich nicht die blässeste Ahnung habe, wovon du eigentlich redest.«
    Er schmunzelte und nippte an seinem Bier.
    »Durch Reflexion kommt man jeder Sache auf die Spur«, sagte er.
    »Reflexionen...«, wiederholte ich und blickte in den Teich.
    Bilder schwammen zwischen den schwarzen Bändern unter seiner Oberfläche - Swayvill in seiner Staatstracht daliegend, seine geschrumpfte Gestalt in gelben und schwarzen Gewändern versinkend, mein Vater, dämonische Wesen, alle vorbeiziehend und verblassend, Jurt, ich selbst, Jasra und Julia, Random und Fiona, Mandor und Dworkin, Bill Roth und viele Gesichter, die ich nicht kannte...
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Reflexion trägt nicht zur Klärung bei«, sagte ich.
    »Es geschieht nicht innerhalb eines Augenblicks«, entgegnete er.
    Also wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Durcheinander von Gesichtern und Gestalten zu. Jurt kehrte zurück und blieb lange. Er kleidete sich an, und zwar mit viel Geschmack, und dem Anschein nach war er verhältnismäßig unversehrt. Als er schließlich verblaßte, kehrte eines der halbvertrauten Gesichter zurück, die ich zuvor gesehen hatte. Ich wußte, daß es zu einem der Adligen aus den Burgen gehörte, und ich kramte in meinem Gedächtnis. Natürlich. Es war lange her, doch jetzt erkannte ich ihn. Es war Tmer, aus dem Hause der Jesby, ältester Sohn des verstorbenen Prinzen Rolovians und jetzt selbst Herr derer von Jesby -mit Rauschebart und dichten Augenbrauen, von stämmigem Körperbau, jedoch auf eine etwas derbe Art nicht übel aussehend. Nach allem, was man über ihn hörte, ein tapferer und möglicherweise sogar feinfühliger Bursche.
    Dann war da noch Prinz Tubble aus dem Hause Chanicut, der sich zwischen einer menschlichen und einer wirbelnden Dämonengestalt hin und her verwandelte. Gelassen, gewichtig, umgänglich; Jahrhunderte alt und sehr gerissen. Er trug einen fransigen Bart und hatte große, unschuldig dreinblickende helle Augen; außerdem beherrschte er viele Spiele meisterhaft.
    Ich wartete, und Tmer folgte Jurt, der wiederum hinter Tubble zwischen den sich aufwickelnden Bändern verschwand. Ich wartete weiter, doch es erschien nichts Neues.
    »Ende der Reflexion«, verkündete ich schließlich. »Aber ich weiß immer noch nicht, was das alles zu bedeuten hat.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Meinen Bruder Jurt«, antwortete ich, »und Prinz Tmer von Jesby. Außerdem Tubble von Chanicut, abgesehen von anderen Attraktionen.«
    »Überaus zutreffend«, erwiderte er. »Absolut zutreffend.«
    »Inwiefern?«
    »Genau wie du stehen sowohl Tmer als auch Tubble unter besonderer Beobachtung. Soweit ich weiß, ist Tmer ein Jesby, obwohl ich glaube, daß Jurt sich entschlossen hat, sich an einem anderen Ort als in Dalgarry niederzulassen.«
    »Jurt ist also zurückgekommen?«
    Er nickte,.
    »Er könnte in der Festung meiner Mutter, auf Gantu, sein«, überlegte ich. »Oder - Sawall hatte noch einen zweiten Zufluchtsort, die Burg Anch, ganz am Rand.«
    Suhuy zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    »Aber warum die besondere Beobachtung - für jeden einzelnen von uns?«
    »Du hast eine geraume Zeit in einem anderen Schatten verbracht und eine angesehene Universität besucht«, sagte er, »und du hast am Hofe von Amber gelebt, was meiner Einschätzung nach für deine Erziehung von höchstem Wert war. Deshalb bitte ich dich, denke einmal nach. Sicher wird ein so gut geschliffener Geist...«
    »Ich gehe davon aus, daß die besondere Beobachtung darauf hindeutet, daß wir uns irgendeiner Gefahr gegenübersehen...«
    »Selbstverständlich.«
    »...Doch ich komme nicht darauf, welcher Art diese sein könnte. Es sei denn...«
    »Ja.«
    »Es hat etwas mit Swayvills Tod zu tun. Es muß also um die Begleichung irgendeiner politischen Rechnung gehen. Aber ich bin lange weggewesen. Ich habe keine Ahnung, welche heißen Eisen zur Zeit im Feuer sind.«
    Er zeigte mir mehrere Reihen von abgenutzten, aber dennoch häßlichen Reißzähnen übereinander.
    »Versuche es mal mit dem heißen Eisen der Thronfolge«, schlug er vor.
    »Also gut. Nehmen wir mal an, das Haus Sawall unterstützt einen möglichen Thronfolger, Jesby einen anderen
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