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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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inzwischen außer Kraft gesetzten Vertrages bezüglich der Aufnahme in den Goldenen Kreis.
    Ich hielt sie in den Armen. Es ging ihr nicht gut, trotz ihrer scheinbar erstaunlich raschen postoperativen Genesung. Sie trug eine schwarze Klappe über dem rechten Auge und reagierte äußerst empfindlich, wenn sich meine Hand in deren Nähe verirrte - oder wenn mein Blick auch nur zu lange darauf ruhte. Was Dworkin veranlaßt haben mochte, das Versehrte Auge durch den Juwel der Urteilskraft zu ersetzen, war mir schleierhaft. Es sei denn, er hielt sie aus irgendeinem Grund für immun gegenüber den Mächten des Musters und des Logrus hinsichtlich deren Bemühungen, in den Besitz dieses Juwels zu gelangen. Meine Expertenmeinung zu diesem Thema war leider nicht gefragt. Nachdem ich schließlich den winzigen Magier persönlich kennengelernt hatte, war ich von seiner geistigen Gesundheit überzeugt - obwohl dieses Gefühl in keiner Weise dazu diente, jene rätselhaften Eigenschaften zu durchschauen, die sehr alte weise Männer häufig besaßen.
    »Wie fühlt es sich an?« wollte ich von ihr wissen.
    »Sehr seltsam«, antwortete sie. »Nicht direkt schmerzhaft. Man hat eher das Gefühl wie bei einem Trumpfkontakt. Nur daß ich es die ganze Zeit über habe, ohne daß ich irgendwohin versetzt werde oder mit jemandem rede. Es ist, als ob ich in einer Art Durchgang stünde. Kräfte durchströmen mich, umgeben mich.«
    Im nächsten Augenblick war ich in jenem Zentrum, das der graue Ring mit seinem vieldornigen Rad aus rötlichem Metall bildete. Aus dem Inneren heraus betrachtet wirkte es wie ein großes Netz. Ein heller Strang pulsierte, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ja, es war eine Verbindung zu einer sehr wirkungsvollen Kraft im fernen Schatten, einer Kraft, die sich so umsetzen ließ, daß ich sie als Sonde benutzen konnte. Behutsam dehnte ich sie in Richtung des verdeckten Juwels aus, den sie in der Augenhöhle trug.
    Es gab keinen unmittelbaren Widerstand. Genaugenommen spürte ich gar nichts, während ich die Ausdehnung des Kraftstranges fortsetzte. Allerdings erschien aus einem Flammenvorhang ein Bild vor meinen Augen. Während ich den Feuerschleier durchstieß, merkte ich, wie meine Erkundung sich verlangsamte, noch mehr verlangsamte - und schließlich ganz zum Stillstand kam. Und da schwebte ich, wie sich herausstellte, am Rand einer Leere. Dies war nicht die Art von Einstimmung, wie ich sie verstand, und es widerstrebte mir, das Muster auf den Plan zu rufen, das meines Wissens seinen Anteil daran hatte, wenn man andere Kräfte anwandte. Ich stieß weiter vor und spürte eine entsetzliche Kälte, die alle Energie, die ich aufgeboten hatte, in sich aufsog.
    Doch sie entzog diese Energie nicht mir direkt, sondern lediglich einer der Kräfte, die mir zu Gebote standen. Ich setzte den Vorstoß fort, und schließlich nahm ich einen schwachen Lichtfleck wahr, wie einen fernen Nebel. Er hing vor einem Hintergrund von tiefem Portweinrot. Als ich ihm näher kam, löste er sich zu einer Form auf - einem komplizierten dreidimensionalen Gebilde, das mir irgendwie vertraut vorkam - nach der Beschreibung meines Vaters mußte dies der zu beschreitende Pfad sein, um sich an den Juwel anzupassen. Nun gut, ich war im Inneren des Juwels. Sollte ich mich um eine Einweihung bemühen?
    »Geh nicht weiter«, hörte ich eine unbekannte Stimme, obwohl ich erkannte, daß es Coral war, die die Laute von sich gab. Anscheinend war sie in einen Trancezustand weggeglitten. »Dir bleibt die höhere Weihe versagt.«
    Ich zog mich mit meiner Sonde zurück, da ich nicht scharf darauf war, etwas demonstriert zu bekommen, das mich vielleicht durch sie erwischen würde. Meine Logrus-Sicht, die mir seit den jüngsten Ereignissen in Amber unablässig erhalten geblieben war, bot mir ein Bild von Coral, die nun vollkommen entfaltet und von der höheren Version des Musters durchdrungen war.
    »Warum?« fragte ich.
    Doch ich wurde keiner Antwort gewürdigt. Coral zuckte zusammen, schüttelte sich und starrte mich an.
    »Was ist passiert?« fragte sie.
    »Du bist eingedöst«, antwortete ich. »Kein Wunder. Was immer Dworkin mit dir gemacht hat, dazu die Anstrengungen des Tages...«
    Sie gähnte und fiel auf das Bett zurück.
    »Ja«, hauchte sie, und gleich darauf war sie wirklich eingeschlafen.
    Ich zog mir die Stiefel aus und entledigte mich meiner schwereren Kleidungsstücke. Dann streckte ich mich neben ihr aus und zog eine Steppdecke über uns.
    Ich
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