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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer
Autoren: Antje Babendererde
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ziemlich cooles. Mark ist wahnsinnig stolz darauf.«
    Diesmal blieben Brandee und Laura im Camp zurück und ich lief mit den anderen noch einmal zum Parkplatz, um das restliche Gepäck zu holen. Ich trug das sandfarbene, abgeschabte Boogieboard unter dem Arm, das Alec mir für die drei Wochen überlassen hatte. Obwohl es nicht groß war, wurden mir schon nach ein paar Metern die Arme schwer, denn ich trug auch noch eine Tasche mit Campingausrüstung. Wieder zurück im Camp, stellte ich das Boogie direkt neben Marks riesiges Jamaikabrett. Gegenüber den anderen Brettern sah meines winzig aus. Ein Zwergenbrett für einen Zwerg, dachte ich. Mark lächelte, als er mein skeptisches Gesicht sah, und nickte mir aufmunternd zu. Sofort fühlte ich mich ein bisschen besser.
    Als die fünf Zelte aufgebaut und unsere Habseligkeiten sowie die Campingausrüstung verstaut waren, wirkte unser Camp richtig professionell. Die bunten Zelte zwischen dem ausgeblichenen Treibholz (jedes im gebührenden Abstand zu den anderen), die verschiedenfarbigen Surfbretter, die blauen Kühlboxen und gelben Campinglaternen.
    Ich lief herum und schoss Fotos mit meiner neuen Digitalkamera. Alec und Josh posierten lachend. Sie waren dabei, die Feuerstelle herzurichten, und Josh hatte schwarze Schmierer im Gesicht. Laura und Janice hatten von Alec den Auftrag bekommen, Schwemmholz zu sammeln, während Brandee sich in ihrem Zelt zu schaffen machte.
    Ich wollte alles tun, um dazuzugehören, deshalb verstaute ich die Kamera wieder im Zelt und versuchte, mich nützlich zu machen.
    Während ich Feuerholz auf einen Haufen sammelte, hielt ich nach schönen Steinen und interessant geformten Schwemmholzstücken Ausschau. Die mäandernde Gezeitenlinie war übersät mit Seegras, zerbrochenen Muschelschalen, Fischgräten und rötlichen Krebsscheren. Vor einem grünbraunen Haufen Meerespflanzen ging ich in die Hocke. Das war Kelp, eine schlangenförmige Tangpflanze mit einer knollenartigen Verdickung am Ende, die wie eine bauchige Flasche aussah. Ich berührte die Tangblase, sie fühlte sich gummiartig an und war halb mit Wasser gefüllt. Als ich am dicken Ende zu ziehen begann, löste sich eine fast vier Meter lange Schlange aus dem Tanghaufen.
    Die Füße im kühlen Sand, über mir ein kreischender Möwenschwarm, der den Strand nach Essbarem absuchte. In mir kribbelte es vor Freude und gleichzeitig fühlte ich diese sonderbare Ruhe, die ich jedes Mal empfand, wenn ich am Ufer eines Meeres stand und mein Herzschlag eins wurde mit seinem Rhythmus.
    Das Meer hatte seine eigenen Gesetze, die schwer zu durchschauen waren. Ich hatte großen Respekt vor dem Ozean. Der Nordpazifik war wild und schön und ein bisschen Furcht einflößend – wie ein gewaltiges, atmendes Tier, das niemals schläft. Am Strand roch es nach Seetang und salziger Gischt und ich sog den würzigen Duft tief in meine Lungen.
    Unweit des Camps saß Mark reglos am Wasser und beobachtete die Wellen. Sein dunkles Gesicht mit den asiatischen Zügen zeigte keine Regung. Er schien vollkommen versunken zu sein, fast so, als würde er meditieren. Inzwischen war ich wirklich gespannt darauf, die Truppe mit ihren Brettern auf den Wellen zu sehen. Aber an diesem Tag hatten sie das offensichtlich nicht mehr vor. Die Wellen waren zu klein und brachen zu dicht am Ufer, das sah sogar ich.
    Ich brachte einen Schwung Brennholz zur Feuerstelle, an der Alec und Josh aus Stämmen ein Karree gebildet hatten, auf dem wir sitzen konnten. Laura, Brandee und Janice hatten unterdes sen ihre Bikinis angezogen und rieben sich nun gegenseitig mit Sonnenöl ein. Dabei sah ich, dass Brandee ein großes buntes Schmetterlingstattoo auf der rechten Schulter hatte und Laura ein Bauchnabelpiercing. Jetzt, wo die Mädchen nur noch zwei bunte Stoffstreifen an ihren Körpern trugen, wurde mir einmal mehr bewusst, wie sexy sie waren. Alle drei hatten lange Beine und wirkten sportlich. Sie passten perfekt zu den Jungs mit ihren muskulösen Oberkörpern und den Surferfrisuren.
    Bisher hatte ich nie Probleme mit meinem Aussehen gehabt. Auch Sebastian hatte mir stets versichert, dass alles an mir stimmte. Doch nun stieg ein betäubendes Gefühl der Unzulänglichkeit in mir hoch.
    Aus diesem Grund ließ ich meinen nagelneuen blauen Bikini erst einmal im Rucksack und behielt meine Shorts und das T-Shirt an. So heiß war es nun auch wieder nicht, dafür sorgte allein der Wind.
    Die Mädchen breiteten ihre bunten Handtücher aus und legten sich
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