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Incubus et Succubus

Incubus et Succubus

Titel: Incubus et Succubus
Autoren: Asher Reed
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Ihres?“
      „Ja, dort wohn’ ich“, sagte die Frau mit dem typischen Akzent aus der Gegend um Spielfeld/Strass. (Schwer zu verstehen, sag ich nur.)
      „Was wollen Sie eigentlich auf dem Dobler-Anwesen?“, fragte die alte Frau mit einem leisen Anflug eines Lächelns. Sie rückte ihr Kopftuch zurecht, als wolle sie sich schön machen, dann blinzelte sie verlegen.
      „ Ein bisschen campen!“, sagte Dominik, der langsam zum Weiterfahren drängte, indem er auf das Gaspedal trat.
      Daniel blickte zu seinem Freund, signalisierte damit wie unhöflich und vollkommen unnötig diese Macho-Geste doch gewesen war und streckte langsam (weil er wusste, dass das Dominik jetzt ärgerte) seine Hand nach draußen, schüttelte die ihm entgegenkommende Hand der alten Frau, und verabschiedete sich mit einem freundlichen Großstadt-Lächeln.
      „Passen Sie beide aber auf!“, sagte sie und versuchte ihr Lächeln zu vergrößern. „Die Zeitungen sind voll dav on, von dem verschwundenen Jungen. Die armen Eltern.“
      Dominik, der eher beiläufig das Gespräch belauscht hatte, fragte jetzt: „Und Sie, haben Sie ni cht auch Angst?“
      „Ich?“, sagte die Frau erschocken. „Wer sollte mich denn schon holen? Eine alte Frau, die nix hat.“
      Jetzt verabschiedete sich die alte Frau, schneller als gedacht und Dominik ließ das Auto wieder rollen, langsam knirschten die Steine der Landstraße unter ihnen.
      „Eigenartige Alte, will uns wohl den Trip versauen!“
      „Mhm.“
      Das dicht bewachsene und beinahe lichtundurchlässige Blätterdach hatte sich langsam gelockert. Die Schlaglöcher waren aber genauso stark wie am Anfang, ebenso matschig, moosig und moorig. Daniel fragte sich, mit welcher Kraft diese alte Frau wohl gesegnet war. Ihr Korb war voll von Köstlichkeiten, die sie im Wald gefunden hatte. Wenn er soviel bücken und heben müsste, hätte er sicherlich ein schmerzendes Kreuz.
      „Eine komische alte Dame“, sagte Daniel, brach somit das Schweigen. Dominik, der noch i mmer seine Sonnenbrille trug, wollte wohl nicht von den Waldgeistern erkannt werden und stimmte mit einem Nicken zu. Der Waldweg lichtete sich wieder und plötzlich – wie eine Art Tor zur Oberwelt – durchfuhren sie einen kreisrunden Waldausgang. Ein Areal voller Wiesenblumen erstreckte sich, das Auto konnte gut abgestellt werden, da von einem Bauer hier der Waldweg mit Schotter und größeren Steinen ausgestreut worden war.
      „Oh, ist das schön!“
      Zustimmendes Nicken von Dominik, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass er log.
      „Etwas Anderes fällt dir nicht ein?“, fragte Daniel etwas kleinlich nach.
      „Ich muss mal!“
      Daniel drehte sich von seinem Freund weg, der das Auto zum Stillstand brachte und stieg aus. Die Waldluft war herrlich, sie war angenehm kühl und doch würzig, sauber roch sie, obwohl in der Waldluft genug Sporen (zum Beispiel von den Pilzen) herumwirbelten. Er atmete tief ein und aus und begann wieder eine besondere Stelle, die ihm ein elegantes Motiv bescherte, zu fotografieren. Ein herrliches Bild für meine Internetseite , dachte er sich und sah sich schon zu Hause die Fotos auf seinem Laptop sortieren, um danach eine kleine Diashow zu kreieren. Er würde natürlich das mit der alten Frau nicht erwähnen, weil er noch einige Natur-Wander-Erholungs-Trips machen wollte und solche Geschichten ließen einem immer daran denken, dass es außerhalb der vier Wände immer gefährlich war. Obwohl es eine Statistik gab, die aufzeigte, dass die meisten Unfälle zu Hause stattfanden und nicht im Freien.
      Dominik erleichterte sich in der Zwischenzeit, sichtlich entspannt wirkte sein Gesicht, abe r als er die letzten Tropfen abschüttelte, kam ihm wieder in den Sinn, wo er sich befand … im Wald, weit weg von zu Hause. Sofort begutachtete er sein Black-Berry … nichts, nichts war zu sehen, kein müder Strich. Er hob es hoch, soweit er sich strecken konnte, drehte und wendete es, aber es ließ keine Kommunikation mit der Außenwelt zu. Er kam sich vor wie in einem dieser dummen Horrorfilme, wo die zwei Schwulen als erste sterben mussten, weil sie zu doof dafür waren, mit den einfachsten Mitteln, die jeder Mensch seit MacGyver bei sich trägt, die Netzwerkverbindung ihres Handys zu verstärken, um einen einzigen Hilferuf abzugeben, der die ganze Belegschaft rettete.
      „Komm, mein Schatz, lass uns zur Kapelle wandern, damit wir dort unsere Zelte aufstellen können, es soll sehr
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