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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben
Autoren: J Goodhind
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Schubkarre!«, rief sie. »Ich will hier raus!«
    »Ich will hier raus!«
    Es klang genau wie ihre eigene Stimme! War das ein Echo, was sie gehört hatte?
    Sie hatte doch keinen Tropfen Alkohol getrunken. Allmählich begann ihr zu dämmern, dass die Suppe – die Pilzsuppe – recht viel mit ihrem Zustand zu tun hatte. Die war heiß gewesen und ihr gleich zu Kopf gestiegen. Zu sehr zu Kopf gestiegen. Und verdammt noch eins, sie kam aus dieser verflixten Schubkarre nicht heraus!
    Justin Macrottie sang weiter kleine Melodien von Rogers und Hammerstein, während er sie vor sich hin schob. Ihre Gliedmaßen hingen schlaff, und ihr Hinterteil wurde unsanft hin und her gestoßen. Der Pfad war holperig. Sie nahm vage Nadelbäume und das Kratzen der Stachelbeerbüsche wahr, obwohl das auch Brombeerbüsche sein konnten.
    Ihr verschwamm alles vor Augen, und ihre Gliedmaßen waren wachsweich. Ihr Hirn tanzte eine Art Walzer in ihrem Schädel, unterbrochen nur durch ein paar abrupte Hip-Hop-Schritte. Ziemlich seltsam. Ziemlich verrückt. Alles drehte sich, aber alles verschieden schnell. Aus eigener Kraft aus dieser Schubkarre zu klettern, würde eine gigantische Willensanstrengung brauchen. Und ihre Willenskraft schwebte im Augenblick irgendwo außer Reichweite. Sie hätte nicht aufstehen können, selbst wenn sie es versucht hätte.
    »Da, damm-da-da, damm-da, damm-da, damm-da, da.«
    Seine Lordschaft hatte eine andere Musikwahl getroffen. Er hatte Rodgers und Hammerstein aufgegeben undsummte nun etwas, das wie der Trauermarsch klang – sehr langsam gesungen, aber nicht ohne eine gewisse kleine Schadenfreude.
    Plötzlich setzte er die Schubkarre ab. Es war nur eine schwache Hoffnung, aber sie konnte es zumindest mal versuchen, ihrem Geiselnehmer und der Karre zu entkommen. Doch ihre Gliedmaßen wollten einfach nicht auf die elektrischen Impulse ihres Gehirns reagieren. Das lag wahrscheinlich daran, dass alles in ihr eine einzige gallertartige Masse zu sein schien.
    Eine dürre Hand tätschelte ihr beruhigend die Schulter. »Machen Sie sich keine Sorge, meine liebe Dame. Es wird nicht gerade ein christliches Begräbnis, aber so ähnlich wie nur möglich.« Sie hörte, wie er tief einatmete, und konnte sich vorstellen, wie er mit gefalteten Händen himmelwärts blickte. Sie wollte ihm vermitteln, dass sie an keiner Art Begräbnis interessiert wäre, aber die Worte kamen verdreht und unverständlich aus ihrem Mund.
    Ihr Geiselnehmer andererseits schien in seinem Element zu sein. »O Herr, wir vertrauen ihren Körper der Erde an. Asche zu Asche, Kompost zu Kompost …«
    Bildete sie sich das nur ein, oder klang diese Stimme wie die des gegenwärtigen Bischofs von Canterbury?
    Eine kurze Kippbewegung, und sie war aus der Schubkarre gerollt und in die Grube gefallen. Sie landete dort unten mit weit gespreizten Gliedmaßen. Mit dem Handrücken berührte sie etwas, das sich vertraut anfühlte. Sie bewegte sich und streckte ihre Finger ein wenig und fand – noch mehr Finger. Und die gehörten nicht ihr!
     
    Smudger hatte die Gemüsebeete erreicht. Er stellte fest, dass einige Pflanzen wesentlich besser gediehen als andere.
    Neben dem Pfad war Kompost aufgeschichtet. Er nahm eine Handvoll und roch daran. Nicht sonderlich angenehm, aber auch nicht unangenehm.
    Er wanderte ziellos umher und erwartete, jeden AugenblickJack zu treffen, sah ihn aber nicht. Aus rein beruflichem Interesse inspizierte er die Beete eines nach dem anderen, riss hier ein Blatt ab, roch dort an einer Frucht, prüfte Gemüse auf Größe, Ungezieferbefall und Qualität.
    Schließlich war er beim letzten Gemüsebeet angekommen. Jetzt stand hier nur noch eine Hecke aus Koniferen als Abschluss. Sie war ziemlich hoch und hätte gestutzt gehört.
    Jack hatte ihm erzählt, dass er auch einen Obstgarten angelegt hätte und die Absicht hegte, den Spargel zwischen dem Obst und im Windschatten der Koniferen anzubauen. Er hatte zudem mächtig mit seinen Himbeeren geprahlt, einer frühen Sorte mit außergewöhnlich gutem Geschmack.
    Himbeeren gehörten zu Smudgers Lieblingsbeeren. Wenn es hier frühe Himbeeren gab, dann wollte er die unbedingt finden.
    Die Hecke war so angelegt, dass eine Reihe Koniferen etwas über einen Meter hinter der anderen gepflanzt war und die Bäume so versetzt standen, dass der Wind nicht hindurchkonnte.
     
    Gerade als Honey die Finger eines toten Mannes gefunden und Smudger den Obstgarten betreten hatte, öffnete Justin Macrottie Steve Doherty die
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