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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben
Autoren: J Goodhind
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…«
    Plötzlich lächelte er. Jeder andere Mensch hätte dadurch weniger wahnsinnig ausgesehen. Bei ihm traf das genaue Gegenteil zu, und dieser Anblick jagte Honey einen kalten Schauer über den Rücken.
    Die Tür wurde weiter geöffnet. »Kommen Sie herein.«
    Ihr Bauchgefühl sagte ihr, sie sollte so schnell wie möglich wegrennen und sich in Smudgers Auto einschließen.
    Beim Gedanken an Smudger fühlte sie sich gleich weniger bedroht. »Ich habe einen Freund dabei«, sagte sie.
    »Ja, mich.«
    Er nahm sie bei der Hand. »Ich habe gerade Suppe gekocht. Wussten Sie, dass ich hier mein eigenes Gemüse anbaue? Biogemüse. Sehr köstlich. Probieren Sie mal.«
    Sie hoffte, dass er ihr glaubte, dass wirklich jemand mitgekommen war. Was würde es schon ausmachen, wenn sie etwas von seiner Suppe aß? Er war offensichtlich sehr stolz darauf.
    Er führte sie durch einen staubigen Gang und eine ebenso staubige Treppe hinunter in die Küche.
    An einer Wand war auf Kiefernregalen alles mögliche Küchengerät von Kupfertöpfen bis Puddingformen, riesigen Porzellankrügen bis Fleischplatten aufgereiht.
    Ein ungeheuer großer gusseiserner Herd, den man in den Kamin eingebaut hatte, heizte den ganzen Raum. Küchenschränke und Kommoden aus Fichtenholz standen an allen restlichen Wänden. Von der Decke hingen zwei Fasanen herab. Die Hitze tat ihnen nicht sonderlich gut; sie begannen schon zu riechen.
    Zum Glück verströmte die Suppe, die Macrottie ihr anbot, ein angenehmeres Aroma. Honeys Magen knurrte. Sie hatte nicht gefrühstückt. Sie hatte auch nicht zu Mittag gegessen.
    »Ich ziehe im Keller meine eigenen Pilze. Alles ganz organisch, versteht sich. Kein Kunstdünger. Alles hier angebaut. Pilzsuppe«, sagte er und reichte ihr eine Schüssel.
    Der Duft war verlockend. Er gab ihr einen Löffel. Sie wollte gerade zu essen beginnen, als sie innehielt. Würde er nicht auch etwas davon essen?
    »Ich esse gleich mit«, sagte er und leckte sich die Lippen wie der böse Wolf, der demnächst einen saftigen Bissen Rotkäppchen bekommen sollte.
    Er schaufelte sich zwei, drei Löffel Suppe in den Mund, als Beweis, dass nichts vergiftet war. Er würde sich doch nicht selbst vergiften, oder?
    »Brot«, sagte er plötzlich. »Ich backe es selbst.«
    Das konnte sie sehen. Brote in allen möglichen Größen und Formen waren ordentlich auf der Anrichte aufgereiht. Er schnitt ihr eine Scheibe ab und bestrich sie großzügig mit frischer gelber Butter.
    Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Es war lächerlich, aber sie sabberte beinahe!
    Jetzt mach schon, ermahnte sie sich. Reiß dich zusammen. Du bist hergekommen, um Fragen zu stellen.
    Aber nicht auf leeren Magen!
    Sie hatte einen Bärenhunger. Trotzdem gab sie sich redlich Mühe.
    »Sie müssen Ihre Frau sehr vermissen.«
    Er schüttelte den Kopf. Ein seltsames Lächeln erschien auf seinen Zügen.
    »Nein.«
    Er wandte sich zum Ofen, zog ein Blech mit frisch gebackenen Broten heraus, während er gleichzeitig »Die böse Hexe ist tot« aus dem
Zauberer von Oz
vor sich hin sang.
    Der Duft der Brote war wunderbar. Es hätte nicht besser sein können, wäre sie nicht so hungrig gewesen, so hungrig, dass ihr schon ganz schwindlig wurde.
    Noch ein paar Löffel, und ein paar Happen Butterbrot dazu.
    Ein halbes Dutzend Lord Justin Macrotties fuhren nun in einem Karussell, das immer rund und rund um ihren Kopf herum wirbelte. Hoch und runter, und immer rund und rund herum.
    Schüssel und Löffel fielen scheppernd zu Boden.
    Justin Macrottie lächelte. »Pilzsuppe. Es geht doch nichts darüber.«
    »Wie ein Zauber«, sagte sie. Dann setzte sie die beiden Worte zusammen. »Zauberpilze.«
    Sanft, als wäre sie eine nette alte Tante, die eine Stütze benötigt – was ja auch manchmal stimmte –, führte er sie zur Hintertür.
    »Sie brauchen frische Luft«, sagte er zu ihr.
    Die kalte Luft schlug ihr entgegen.
    »Deine Kutsche wartet, Aschenputtel. Ich bringe dich schon rechtzeitig zum Ball. Und du musst auch nicht um Mitternacht nach Hause gehen. Du kannst für immer und ewig bleiben.«
    Ihr war ein bisschen schwummrig im Kopf, aber sie war überzeugt, dass sie wirklich eine Frauenstimme hörte, dieman für die der guten Fee aus dem berühmten alten Märchen hätte halten können.
    Honey konnte nicht ganz begreifen, auf was für ein Gefährt er sie nun langsam herunterließ. Es war wie ein Stuhl und dann wieder nicht wie ein Stuhl.
    Wie ein Blitz kam ihr die Erkenntnis. »Es ist eine Karre! Eine
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