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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben
Autoren: J Goodhind
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wieder da und decke dich zu.«
     
    Smudger streckte die Beine und rieb sich den Rücken, während er die zerbröckelnde Großartigkeit von Macrottie Hall betrachtete und den begeisterten Fernsehmoderatorgab: »Liebe Zuschauer, wer wohnt wohl in
diesem
Haus?«
    Honey schaute ihn vorwurfsvoll an. »Du weißt ganz genau, wer da wohnt.«
    Smudger blickte den alten Kasten voller Verachtung an. »Ich weiß, wer da leben
sollte
. Die Adams-Familie. Das ist ja abbruchreif.«
    »Das ist das noble Herrenhaus der Macrotties.«
    »Ja. Und nächstens kracht es zusammen. Ein Haufen alte Steine.«
    Honey schnalzte tadelnd mit der Zunge. Smudger langte nach dem welken Spargel.
    Der Griff, mit dem ihr Chefkoch den Spargel hielt, war ein wenig beunruhigend. Kein anderes Gemüse hätte so martialisch aussehen können. Blumenkohl zum Beispiel, gemütlich rund und weiß, hätte harmlos gewirkt. Diese Spargel waren zwar nicht mehr frisch, hatten aber immer noch kleine Speerspitzen. Und machten den Eindruck, als könnte ein Chefkoch damit allerlei Unheil anrichten.
    Smudger begleitete Honey zur Vordertür hinauf, wobei eine Stufe unter seinen Füßen bröckelte, genau wie neulich bei ihr.
    Er schaute herunter. »Jemine, dieses Haus ist ziemlich gefährlich.« Er wedelte mit dem Spargel. »Ich geh mal Jack im Garten suchen. Bis gleich.«
    Schon war er verschwunden.
    »Na, dann mal los.«
    Honey drückte auf den Plastikklingelknopf und wartete auf das Geräusch von Schritten auf der anderen Seite der Tür.
    Sie war aufgeregt. Dass sie zur Haustür hochmarschiert war, hatte ihren Mut nur wenig befördert.
    Wenn sie daran dachte, was sie zu tun hatte, wurde ihr ganz anders zumute. Hoffentlich hatte Doherty inzwischen die Nachrichten auf seinem Handy abgehört. Sie hatte auf der Hinfahrt noch einmal ihr eigenes Mobiltelefon überprüft.Der Akku war schon wieder leer. Du brauchst ein neueres Modell, dachte sie. Irgendwas mit Apps, was immer das auch war.
    Technik war nicht ihr Ding. Solche Sachen überließ sie lieber ihrer Tochter Lindsey.
    Was würde sie also zu Seiner Lordschaft sagen? Sie konnte ja schlecht in sein Haus marschieren und ihn beschuldigen, seine Frau getötet zu haben. Vielleicht half es, wenn sie Scruffy erwähnte? Wenn der Seine Lordschaft kannte, dann kannte Seine Lordschaft ihn umgekehrt vielleicht auch? Zumindest wusste Lord Macrottie dann, dass ihn jemand bemerkt hatte, und konnte nicht mehr lügen. Oder doch?
    Irgendwie hoffte sie, dass er einfach so zugeben würde, dass er seine Gattin umgebracht hatte, wie die Leute das immer in den Romanen von Agatha Christie machten, wenn alle am Ende zusammensaßen, um herauszufinden, wer der Schuldige war. Natürlich während sie Tee tranken und Gurkensandwiches und Früchtekuchen knabberten.
    Knarrend öffnete sich die Tür, und der Geruch nach altem Staub und schimmeligen Teppichen waberte heraus.
    Justin Macrotties Gesicht nahm sich vor dem finsteren Interieur wie eine Wachsmaske aus.
    »Ja bitte?«
    Honey nieste.
    »Ich sage jetzt nicht sowas Blödsinniges wie ›Gesundheit‹. Erklären Sie mir einfach, was Sie wollen, und dann können wir beide wieder unserer Wege gehen.«
    Seine Lordschaft war offensichtlich nicht in der Stimmung, Gäste zu empfangen. Tja, Pech gehabt!
    Honey schlug alle Vorsicht in den Wind und versuchte gar nicht erst, ihm die Lüge aufzutischen, dass sie Informationen für irgendeine obskure Organisation sammelte. Stattdessen kam sie mit der Wahrheit heraus.
    »Ich heiße Honey Driver. Ich arbeite mit der Polizei zusammen.«
    »In welcher Eigenschaft?«
    Eine seiner Augenbrauen zuckte. Es fiel ihr schwer, nicht hinzustarren. Sein Mund war breit, die Unterlippe hing leicht herunter und glänzte vor Speichel. Er erinnerte sie an eine Gestalt aus einem alten Schwarzweißfilm, an einen Wahnsinnigen in der Version der dreißiger Jahre.
    »Ich bin Beraterin«, sagte sie. Es schien eine ziemlich annehmbare Beschreibung ihrer Arbeit zu sein. Schade, dass sie nicht das gängige Beraterhonorar kassierte. Dann würde sie das Hotel schließen und jedes Jahr einen Monat in der Karibik verbringen.
    »Sie sind also keine richtige Polizistin?«
    Unter diesem einschüchternden Blick fiel ihr das Lügen schwer. »Eigentlich nicht … ich bin allein gekommen. Es haben sich ein paar Fragen ergeben …«
    »Ihre Fragen oder die Fragen der Polizei?«
    Sie zögerte. Sie war schon beinahe ehrlich gewesen, da konnte sie ihm den Rest auch noch sagen.
    »Na ja, eigentlich meine
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