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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben
Autoren: J Goodhind
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seiner Familie jahrelang treue Dienste geleistet hatte, war da keine Ausnahme. Der arme Kerl. Nun, das war jetzt vorbei.
    Der alte Scheißkerl hatte es nicht kommen sehen. Und jetzt lag er tot zu den Füßen Seiner Lordschaft, und eine Blutlache breitete sich wie ein Heiligenschein um seinen Kopf aus.
    Justin Macrottie lehnte sich auf seine Schaufel, das Mordinstrument. Sehr passend, überlegte er, dass der alte Jack mit einem Gerät erschlagen wurde, das er sein Leben lang zum Graben und Pflanzen benutzt hatte.
    »So, und jetzt wirst
du
eingepflanzt«, sagte Justin schleppend und imitierte immer noch den Tonfall des toten Mannes.
    Zum Glück für ihn war Jack leichter, als er aussah, und dazu noch kompakt gebaut. So passte er gut in eine Schubkarre.
    Mit glasigen Augen und schlaff hängenden Armen wurde der alte Jack aus dem Gartenschuppen und um den Gemüsegarten herum gekarrt.
    Frisch mit Gemüse bepflanzte Beete leuchteten saftig grün in der frischen, klaren Luft.
    Justin blieb kurz stehen, um sein und Jacks Werk zu bewundern. In Zukunft würde er Gärtner von außerhalb anheuernmüssen, die ihm beim Biogemüseanbau halfen. Als Carlotta noch lebte, hatte er sich das nicht leisten können, aber jetzt ging das – weil sie so dumm gewesen war, die Scheidung zu verlangen.
    Das hatte er natürlich nicht zulassen können. Sie hatte ihm mit dem Geld vor der Nase herumgewedelt, das sie mit dem Verkauf des alten Herrenhauses in Lambton erzielt hatte, ehe sie schließlich beschloss, es nicht für Macrottie Hall auszugeben, sondern sich von ihm scheiden zu lassen und es für sich rauszuwerfen. Die blöde Kuh!
    Jack musste es erraten haben, aber sonst hatte ihn Carlottas Ableben nicht sonderlich aus der Fassung gebracht. Sie hatten einander von Herzen gehasst. Sie hatte Jack immer loswerden wollen, aber davon wollte Justin nichts hören. »Jack ist schon immer hier.«
    Das Seltsame war, dass er nun wahrhaftig immer hier bleiben würde. Aber Justin war sich sicher, dass er zufrieden wäre, weiterhin dafür zu sorgen, dass die Pflanzen gut wuchsen.
    Der Boden war ein wenig matschig, und so war es ziemlich mühsam, die Schubkarre vom Weg und über das Gras zu schieben. Er hatte ein längliches Loch gegraben, das, einmal mit Erde aufgefüllt, ein gutes Spargelbeet abgeben würde. Es war bestens mit herrlichem, feuchtem Kompost vorbereitet, der wunderbar verrottete. Und der alte Jack konnte gleich mit verrotten. Wie im Leben so im Tod – immer für die Pflanzen da.
    »Hau ruck!«, rief Justin und vertrieb mit seinem Schrei eine Schar Krähen von der nächsten Buche.
    Einmal die Karre gekippt, und schon fiel der alte Jack wie eine zerbrochene Marionette auf den Mulch in der Grube.
    Lord Justin Macrottie schaute auf die unten ausgestreckt liegende Leiche.
    »So, mein Alter. Da siehst du, wozu du mich gezwungen hast. Das hast du ganz allein dir zuzuschreiben«, sagte er und bewegte warnend den Zeigefinger. »Hättest du dichnicht so über diese Karen aufgeregt, wäre all das nicht passiert.«
    Er nahm die Schaufel aus der Schubkarre, wo sie unter Jacks Leichnam gelegen hatte, und begann, das Loch aufzufüllen. Während der Arbeit versuchte er, sich zusammenzureimen, warum Jack so reagiert hatte. Das Mädchen wusste doch alles! Carlotta hatte ihr erzählt, was sie mit dem Geld für den alten Kasten machen wollte. Deswegen war er ihr gefolgt.
    Dass sie auch noch eine Affäre mit dem Arzt aus der Klinik hatte, war sehr nützlich gewesen. Er hatte ihn einmal getroffen, seine Stimme lange genug gehört, um sie perfekt draufzuhaben.
    Seine Nachahmung hatte die junge Frau vollkommen getäuscht. Karen Pinker war bis über beide Ohren in den Arzt verliebt. Das hatte er an ihrem aufgeregten Schnaufen gehört, als er sie angerufen hatte. »Karen, mein Goldstück. Ich habe letzte Nacht von dir geträumt und von all den köstlichen Dingen, die ich mit dir mache, wenn wir uns das nächste Mal sehen.«
    Er lachte bei der Erinnerung. Er konnte es sich einfach nicht verkneifen, andere Leute nachzuahmen. Wäre er nicht in die feine Gesellschaft hineingeboren – wie verschlissen der Glanz auch immer war –, er wäre Stimmenimitator geworden. Die Begabung hatte er. Daran bestand kein Zweifel.
    Er schaufelte nach wie vor Erde in das Loch, da hörte er, wie ein Auto knirschend über den Kies der Zufahrt fuhr, und unterbrach seine Tätigkeit.
    »Besuch«, sagte er zu dem Leichnam unten in der Grube. »Dauert nicht lange, alter Knabe. Bin gleich
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