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In Schinkenbüttel ist der Affe los!

In Schinkenbüttel ist der Affe los!

Titel: In Schinkenbüttel ist der Affe los!
Autoren: Werner Schrader
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braune Meckys auf den Mond schoß und gelbe Oberhemden mit selbstgepflückten Tomaten stärkte. Der hätte nämlich im Krankenhaus alle Ärzte vergiftet und bei Rückenwind die Schule in Brand gesteckt. Tante Steffi kam nicht auf den Gedanken, daß das noch die Meldung war, die sie vor einer halben Stunde Frau Hansen überbracht hatte. Seit sie wußte, daß Markus noch am Leben war, hatte sie die Aktion Schneeball völlig vergessen. Darum ließ sie den Mann weiterhin Ausschau halten und hastete auf das Wirtshaus Zum Goldenen Bären zu.
    „Markus“, rief sie dabei, „Markus, wo steckst du? Melde dich, wenn du mich hörst!“
     
     
     

     
    Markus konnte seine Tante nicht hören, so laut sie auch rufen mochte. Er stand nämlich auf dem oberen Flur des Gasthauses Zum Goldenen Bären hinter einer Gardine und wartete ängstlich darauf, daß der dicke Wirt wieder in die Halle hinunterging zu den Gästen und dem Zimmermädchen Irene.
    Als er vor dem zornigen Milchmann davongelaufen war, wäre er fast über Filip gefallen. Quer über die Straße war das Tier gerannt und im Garten des Wirtshauses verschwunden. Markus war ebenfalls über den Zaun gestiegen und hatte von dort mit ansehen müssen, wie Filip die Regenrinne hochgeklettert und durch das offenstehende Oberlicht eines Gästezimmers ins Haus geschlüpft war. Er hatte das Herunterkrachen der Gardinenkästen, verschiedene andere Geräusche und später die schrillen Schreie eines Mädchens gehört. Bald war überall das Licht angegangen und die ganze Gaststätte in Aufruhr geraten. Markus war sich darüber im klaren gewesen, daß man nun seinen kleinen Affen gejagt hatte. Aufgeregt hatte er von außen die Vorgänge in der Gaststätte verfolgt, war um das Gebäude herumgeschlichen und hatte endlich, nachdem im Hause wieder Ruhe eingekehrt war, eine Möglichkeit zum Einsteigen gefunden. Vom Garagendach aus war er auf einen Balkon geklettert und von dort durch die nur angelehnte Tür in das Zimmer eines Gastes gelangt. Da das Bett leer gewesen war, hatte er ungehindert nach Filip suchen können. Auch die anderen Zimmer hatte er vorsichtig betreten und durchsucht, ohne jedoch seinen Affen zu entdecken. Aus dem Getuschel, das von der Halle zu ihm heraufdrang, hatte er geschlossen, daß sämtliche Gäste ihre Betten verlassen und sich unten versammelt hatten. Darum war er dreister geworden und hatte in den einzelnen Zimmern sogar das Licht eingeschaltet. Als er das letzte Zimmer hatte betreten wollen, wäre er fast von dem dicken Wirt überrascht worden, der mit einer Pistole in der Hand die Treppe heraufgeschlichen war. Mit knapper Not hatte er sich hinter den Fenstervorhang retten können. Dort stand er nun, regungslos, aber mit heftig klopfendem Herzen und beobachtete den Wirt. Hoffentlich kam der nicht zu nahe an ihn heran, sonst würde er sicherlich das Schlagen seines Herzens hören.
    Aber der Mann brachte ihn nicht in Bedrängnis. Er nahm vorsichtig ein Bild von der Wand, zog einen Schlüssel aus der Tasche und schloß ein Geheimfach auf. Aus dem riß er hastig einige Papiere heraus und verstreute sie auf dem Fußboden. Drei oder vier Banknoten, die sich in dem Fach befanden steckte er in die Tasche. Dann begann er plötzlich laut zu schreien und zu lamentieren.

    „So ein gemeiner Kerl! Er hat mein Geheimfach entdeckt und geplündert! Ich bin ruiniert! Fünfzehntausend Mark hat er mir gestohlen! Oh, hätte ich das Geld doch nur rechtzeitig auf die Sparkasse gebracht! Was mache ich nur, was mache ich nur?“ Immerfort vor sich hin wimmernd, ging er nun in die Halle hinunter.
    Markus hätte ihm am liebsten einen Stein nachgeworfen. Wollte der böse Mensch also genau wie der Milchmann seinem Affen eine Tat in die Schuhe schieben, die er gar nicht begangen hatte! Aber das würde er, Markus, nicht zulassen. Wenn der Wirt fünfzehntausend Mark verlangen sollte, würde er aussagen, was er gesehen hatte. Am besten wäre es freilich, wenn er sich ganz aus der Sache heraushalten könnte. Dazu aber müßte er Filip einfangen und heimlich mit ihm verschwinden. Leise schlich er den Flur entlang, drückte behutsam die Türklinke des letzten Zimmers herunter, das er noch nicht durchsucht hatte, und schlüpfte hinein.
    „Filip“, rief er leise, „Filip, wo bist du?“
    Nichts rührte sich. Das Licht wagte er nicht anzuschalten, weil er fürchtete, der Wirt könne noch einmal zurückkommen. Darum tappte er im Halbdunkel durch den Raum. „Wo ist denn der Bursche nur?“
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