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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt
Autoren: Roger Aeschbacher
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saubere Kleidung. Alles perfekt. Aber ich nicht gewusst, dass Emine ist Familie.« Er schwieg einen Moment, schüttelte dann ungläubig den Kopf. Er murmelte: »Unser Blut … nicht gewusst.«
    Baumer klopfte auf seine mächtigen Oberschenkel. Das war’s. Es reichte für heute. Er und sein Freund Heinzmann hatten genug von Erin Azoglu erfahren. Der türkische Hausmeister hatte sich eindeutig belastet. Sicher. Er könnte – würde wohl auch – sein Geständnis widerrufen, sobald er wieder zu sich kommen würde. Wahrscheinlich würde irgendwo auch noch ein cleverer Anwalt gefunden werden, der erst am Anfang der Karriere stand. Der würde seine Chance auf eine steile Karriere im schönen, kleinen, herrlich verfilzten Basel ergreifen. Ein solcher Anwalt würde Azoglu die Empfehlung geben, alles einfach wieder abzustreiten. Opfer sei er, würde dieser politisch oberkorrekte Anwalt seinem Mandanten einreden. »Du bist nicht schuldig. Das System ist schuld!«
    Baumer wusste, das hatte alles keine Aussicht auf Erfolg. Kein Richter, keine Richterin würde dem Türken glauben, denn er wusste jetzt genau, wo er hieb- und stichfeste Beweise gegen Azoglu finden würde. Die Handschuhe gab es. Sie mussten irgendwo sein. Waren sicherlich schnell vom Fahrtwind erfasst und vom Dach weggeblasen worden, wohl schon ausgangs des Bahnhofsgeländes. Der bewährte Prinz Hasso von Ehrenfels, ein siebenjähriger Schäferhundrüde, würde sie aufspüren. Auch würden die Spezialisten von der Spurensicherung jetzt bei Azoglu einfallen. Sie würden die Kleidung sichern, die er nach der Tat gewaschen hatte. Natürlich wäre sie doch mit mikroskopisch kleinen Blutflecken verschmutzt gewesen – musste ja, bei diesem schrecklichen Tathergang. Mit den modernen Nachweismethoden brauchte es da kein Glück, Überreste von Minas Blut nachzuweisen und somit Azoglu zu überführen. Kein Waschmittel wäscht 100 Prozent rein. Für Regazzoni und seine PCR-Maschine wäre das ein gefundenes Fressen.
    Auch Rolf Danner würde sich freuen. »Der Mörder watete im Blut seines Opfers«, würde er schreiben, auch wenn das sicher nicht stimmte. Aber seine Leser würden den Blick verschlingen. Der Blick, der immer als Erstes weiß, wer der Mörder ist.
    Andi Baumer fragte sich nun, ob Danner die Nachricht mit der Meldung, dass Erin der Mörder war, empfangen hatte. Er nahm sein Handy wieder in Betrieb, wartete einen Moment, ob ihm eine SMS zugestellt würde. Doch es war keine SMS von Danner eingegangen, aber prompt läutete und vibrierte das Gerät.
    Danner rief an.
    »Ja«, meldete Baumer sich knapp.
    »Du, das ist ja wahnsinnig. Azoglu ist tatsächlich der Mörder? Danke, dass du mich gleich informiert hast.«
    Baumer sagte nichts.
    »Ich wollte schon Tanja grillen.«
    »Tanja, die junge Serbin?«
    »Ja, ich habe auf einmal gedacht, dass sie es war. Das schien mir logisch. Es hätte auch tatsächlich passen können. Weißt du ...« Danner musste Luft holen. » Es gibt doch diesen Schmalspurcasanova, den Nino. Ich habe ihn getroffen. Ein richtiger Playboy. Ich war sicher, dass er Tanja wegen Mina fallengelassen hat.«
    »Eifersucht?«, fragte Baumer.
    »Ja, so habe ich kombiniert«, sprach Danner wie zu sich selbst. »Ich glaubte, dass Tanja ihre Konkurrentin ermordet habe, weil sie es nicht ertragen konnte, dass die ihr den vergötterten Lover weggeschnappt hatte. Eifersucht! Das ist doch ein Supermotiv.«
    »Das sind fast noch Kinder, Rolf«, sinnierte Baumer. »Sie kämpfen um jede Aufmerksamkeit, sie streiten sich, sie raufen sich vielleicht, aber dann versöhnen sie sich rascher als es jeder Erwachsene tun könnte. Kinder morden nicht.«
    »Du hast Recht. Ich habe beinahe einen schrecklichen Fehler gemacht.
    »So kann man sich täuschen.«
    »Ja, Baumi, verdeckel! So kann man sich täuschen.«

    *
    Auch Schneider hatte sich getäuscht, doch er hatte Glück und hatte es noch rechtzeitig gerichtet. Er hatte den Anwalt noch rechtzeitig vor dessen Auftritt bei Telebasel erreicht, hatte ihn noch warnen können, seinen Kopf nicht aus dem Fenster zu strecken, denn sein Mandant habe den Mord mittlerweile zugegeben. Gleich danach hatte er beim Basler Lokalsender angerufen und sich selbst für die 7vor7-Nachrichten eingeladen. Diesen schnellen Fahndungserfolg würde er, und nur er, verkünden.
    Bevor er zum Studio aufbrach, rief er schnell noch seine Mitarbeiter zusammen und ließ sich von Baumer und Heinzmann das Geständnis von Azoglu bestätigen. Befriedigt nahm er
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