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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt
Autoren: Roger Aeschbacher
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zur Kenntnis, dass die Spurensicherung bereits in Azoglus Waschküche arbeitete. Sie meldete ihm, dass die gesuchten Kleider gesichert seien. Sie habe den Ort auch mit Chemikalien zum Nachweis von Blut besprayt und an der Waschmaschine im Schein ihrer speziellen UV-Lampen kleinste Spuren entdeckt. Sie nehme jetzt Proben für die spätere Analyse.

    Prinz Hasso von Ehrenfels eilte in der Zwischenzeit ohne zu murren den heißen – und scharfkantigen! – Schotter am östlichen Ende des Bahnhofs SBB entlang. Seine Schnauze hielt er tief, schob sie über die Steine, wie eine aufmerksame Putzfrau die Düse eines Staubsaugers über einen alten Teppich führt. Der Hund arbeitete sich methodisch vor. Es sah aus, als sei es die feuchte Schnauze selbst, die den Hund von einer Fläche zur nächsten zog.
    Plötzlich zeigte Hasso an. Er setzte sich auf die Hinterbeine, bellte laut und hörte nicht auf, bis seine vor Schweiß triefende Führerin kam und den ersten Handschuh im glitzernden Schotter liegen sah. Sie tätschelte den edlen Rüden, knutschte ihn richtiggehend. »Bravo, Hasso, gut gemacht!«, lobte sie das Tier mit vornehmem Stammbaum und gab ihm eine kleine Belohnung. Der knurrte nun wohlig. Er spürte den Stolz seiner Besitzerin. Heute Abend würde er ein Extra-Fresserchen bekommen.

    Schneider bekam die freudige Nachricht vom Fund der Handschuhe mitten in die kurze Sitzung im Spiegelhof. Somit war für ihn alles klar. Der Mörder war gestellt und überführt. Seine Wahl in die Regierung würde nur noch Formsache sein. Denn schließlich würde er im Lokalfernsehen zur besten Sendezeit berichten können, dass man den Kindsmörder gefasst hatte, noch bevor die Sonne in Basel untergegangen war. Ja, und das war nur ihm zu verdanken – nur ihm!
    Nun musste er sich nur noch für die Live-Sendung vorbereiten. Schade, dass er nicht noch rasch zum Coiffeur gehen konnte, ging es ihm durch den Kopf. Würde es reichen für eine schnelle Maniküre? Die Zeit drängte. Er blickte ein letztes Mal in die Runde.
    Was er sah, war eine Truppe von Beamten, die sichtlich froh darüber war, den Mörder gefasst zu haben. Ein bisschen Lob würde wohl auch für sie abfallen, schließlich hatten sie den ganzen Tag in der überhitzten Stadt ermittelt – oder in den stickigen Büros gewartet. Das musste doch belohnt werden!
    Rötheli war weniger freudig. Er saß krumm in seinem Stuhl, kaute auf seinen Fingernägeln. Seine Unterhunde, die sich sonst eng an ihn drängten, hatten sich alle eine Reihe von ihm weggesetzt, blickten noch mürrischer. Einem seiner Leute, Grollimund hieß er, konnte man die Verärgerung direkt ansehen. Er saß zerknirscht mit dem Rücken zum Chef. Man spürte förmlich, wie er dachte: »Vielleicht ist Rötheli doch keine gute Wahl.« Man brauchte keinen großen Spürsinn um zu erkennen, dass er sich einen anderen Chef wünschte. Einer, an dessen Karriere man sich anhängen könnte, wie an einen Heißluftballon. Nicht so einen Versager, wie Beat Rötheli einer war. Mit dem kam man nicht vorwärts. Nie, nie, würde es mit dem als direkten Vorgesetzten reichen für zwei Wochen in einem Vier-Sterne-Hotel all-inklusiv auf den Malediven. Mit ihm gab es immer nur eine Woche Mallorca.

    Zwei Sterne ohne alles.

    Beat Rötheli nahm es wohl wahr, dass ihm seine Leute nicht mehr ins Gesicht sehen wollten. Sein Hass auf Baumer stieg umso mehr. An seinem Intimfeind oder dessen stämmigem Kumpel konnte er seine Wut aber nicht auslassen, dazu war er zu feige. Doch er wusste schon, an welchem armen Schwein er sich austoben würde. Er rumpelte hoch, schob die Reihe der Sitzenden auseinander, wollte so rasch als möglich zu seinem heutigen Fang hin. Dem würde er es ein für alle mal besorgen. Der würde sich wünschen, nie geboren worden zu sein.
    Baumer zeigte keine Emotionen. Zu erschöpft und zugleich zu unruhig war er. Die Besprechung hatte ihn daran gehindert, zu Gianni ins ilcaffè zu gehen und einen Cappuccino zu nehmen – oder besser noch, einen eisgekühlten Latte. Danach, so war sein Plan, wollte er Anna anrufen und sich mit ihr verabreden. Es gab viel zu bereden, so viel wiedergutzumachen. Zu lange hatte sie auf ihn gewartet, auf ihn als entschlossenen Mann. Vielleicht glaubte sie ja schon, dass er kein Herz mehr habe. Er würde sich entschuldigen und würde für seine Freundin endlich wieder der starke Mann sein, den diese Frau kannte und den sie auch verdiente hatte.

    Eine starke Schulter.

    Er würde ihr alle Zeit der
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