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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen
Autoren: Lena Morell
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gerne.“ Sie scheute sich davor, vor Ming das Wort „Liebe“ zu gebrauchen. Auch wenn es auf ihre Gefühle für Forrester zutraf.
    „Sie gehören ihm doch. Ich weiß, dass das Zeichen auf Ihrem … ja, also, ich weiß, dass das Zeichen von ihm gewählt wurde und seinen Besitz kennzeichnet. Er hat es mir ja im Bordell gezeigt, um mich damit abzuschrecken.“
    Lana erinnerte sich an diese seltsame Geste. Aber Ming hatte auch sonst genügend Gelegenheit gehabt, auf ihren Hintern zu gucken. „Das tut es nicht!“, widersprach Lana. „Im Gegenteil! Es heißt ‚Freie Liebe’.“
    „Freie Liebe?!“ Ming sah sie amüsiert an.
    „Ja, ich habe es ausgesucht. Und er hat dem Mann damals gesagt, was er zeichnen sollte. Ich konnte mich ihm ja nicht verständlich machen.“
    „Dann hat er ihm gesagt, er soll etwas anderes draufschreiben, Miss Lana. Es heißt soviel wie ‚Eigentum von Mark’.“
    Lana machte den Mund zu. „Sind Sie sicher?“, fragte sie, nachdem sie diese Information verdaut hatte. „Haben Sie es genau gesehen?“
    „Aber ganz sicher“, beteuerte Ming. „Ich habe genau hingesehen! Ich …“ Er unterbrach sich. Ein Räuspern folgte. „Sehr schön ausgeführt. Von einem Meister seines Fachs. Das ‚Mark’ ist’ so angepasst, dass es wie ein chinesisches Schriftzeichen aussieht.“
    Lana blieb stehen, verschränkte die Arme vor dem Körper, starrte zum Himmel hinauf und dachte nach. Dann drehte sie sich um und ging ins Haus zurück.
    Ming ging verwundert hinter ihr her. „Aber Lana, das ist ein Zeichen seiner Liebe! Kein Mann würde einer Frau seinen Namen auf den Körper tätowieren lassen, wenn er sie nicht liebte!“
    Durchaus möglich. Aber Forrester hatte sie schon wieder mal reingelegt.
    „Da gibt es noch etwas, das Sie für mich tun könnten, Onkel Chen“, sagte sie, als der Chinese bei ihrem Eintritt verwundert aufsah.
    „Und das wäre?“
    Lana beugte sich vor und sprach eindringlich auf ihn ein.
    „Ich kann deinen Wunsch nach Rache gut nachvollziehen“, sagte Onkel Chen endlich. „Aber du solltest sein Gesicht wahren.“ Er überlegte. „Immerhin ist Mark der Enkelsohn meiner geliebten Schwester, mein Großneffe.“
    „Er wird es auch bleiben.“ Sie hob die linke Augenbraue. „Nur ein bisschen weniger selbstherrlich vielleicht. Und wenn es Sie beruhigt: ich hatte gestern ein sehr ausführliches Telefonat mit Marks Großmutter. Sie ist in jeder Beziehung ganz auf meiner Seite.“ Es war das erste Mal gewesen, dass sie Kontakt zu Marks Familie gehabt hatte. Oder richtiger, zu seiner Großmutter. Die sehr energische alte Dame hatte sie damals, als Mark und sie zusammengewesen waren, kennenlernen wollen, aber dann war Marks Fehltritt dazwischen gekommen. Und nun hatte sie Lana im Hotel ausfindig gemacht und gut zwei Stunden mit ihr telefoniert. Über Hongkong, ihre dort lebende Familie, aber vor allem über Mark. Es war recht aufschlussreich gewesen.
    Onkel Chen war noch nicht überzeugt, auch wenn es in seinen sonst so ruhigen Augen zu glitzern begonnen hatte. „In China würde eine Frau niemals auf die Idee kommen, ihrem Geliebten eine solche Falle zu stellen.“
    „In Amerika“, sagte Lana, wobei sie ihr gesamtes Potential an Überzeugung in Blick und Tonfall legte, „ist das aber ganz anders.“
    Onkel Chen sah zweifelnd zu seinem Neffen. Der lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen neben ihm an der Wand und ließ keinen Blick von Lana. „Wenn Sie jemanden brauchen, der Ihnen dabei hilft, Miss Lana, vergessen Sie nicht, dass Sie auf mich zählen können. Ich denke, es lässt sich durchaus machen, dass ich meine Abreise noch einen Tag oder zwei verschiebe.“
    Und Onkel Chen stellte fest, dass sowohl Bosheit als auch Übermut in seiner Stimme mitschwangen.

Epilog
    „Das ist keine Neugier.“ Joes Gesichtsaudruck war emotionslos, als er Forrester in dessen Büro im Präsidium gegenübersaß. „Ich dachte nur, es würde vielleicht Ihr Gewissen erleichtern, wenn Sie mich jetzt einweihen.“
    Forrester grinste breit. Er fühlte sich rundum wohl, war in jeder Beziehung mit sich zufrieden. Und er hatte jeden Anlass, diesem Abend und den folgenden mit Vorfreude entgegenzusehen. „Kein Grund, deshalb eingeschnappt zu sein, Joe. Ich habe Sie nicht aus Misstrauen im Unklaren gelassen, sondern weil die Beziehung zu Lana McKenzie eben nicht immer ganz komplikationslos war.“
    Joe hob die Augenbrauen. „War?“
    „Ja, gewiss, jetzt dürfte sich alles geklärt haben.“
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