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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen
Autoren: Lena Morell
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immer unter Kontrolle, ohne dass du es wusstest.“
    „Immer?“
    Onkel Chen lächelte. „Wärst du so freundlich, Lana McKenzie, mir einen deiner Schuhe zu geben?“ Lana sah ihn einen Moment lang verwundert an, dann zog sie ihren Schuh vom Fuß. Sie untersuchte ihn, klopfte auf den Absatz. Als sie versuchte, den Absatz zu lösen, winkte Onkel Chen jemanden herbei.
    „Patrick, sei unserem Gast behilflich.“
    Lana sah hoch.
    Vor ihr stand Ming.
    Der Ming, der sie gerettet hatte. Derselbe Ming, der sie gehalten, geküsst und mit Zunge, Lippen und Dildo befriedigt hatte. Ein warmes Gefühl von Zuneigung stieg in ihr hoch, als sie in seine Augen blickte und sein Lächeln darin sah. Dunkel und geheimnisvoll wie das von Mark, auch wenn man diesem die chinesische Abstammung nicht so offensichtlich ansah.
    Er ließ hilfsbereit ein Klappmesser zum Vorschein kommen und wartete, bis Lana ihm den Schuh reichte. Dann machte er sich am Absatz zu schaffen. Zwei kleine Handbewegungen und schon war er vom Schuh gelöst. Lana sah nur schweigend zu und hob die Augenbrauen, als Ming eine winzige Metallkapsel aus dem Inneren des Absatzes zog, mit einem kleinen, wenige Millimeter langem Kabel daran.
    „Ich nehme an, damit laufe ich schon länger herum. Und ich nehme weiter an, das ist nicht mein einziges Paar Schuhe, das verwanzt wurde.“
    Er verneigte sich zustimmend. „Patrick hat diese Aufgabe übernommen, als Mark Forrester mich gebeten hat, dir den Schutz der Familie zukommen zu lassen.“
    „Schutz der Familie?“ Lana lächelte mit leichter Ironie. „Nennt man verwanzte Schuhe heutzutage so?“
    Sie mochte Onkel Chens leises Lachen. Den Humor in seinen Augen. Die kultivierte Art, in der er sprach. Schwer zu glauben, dass der Mann vor ihr tatsächlich in der Lage war, kriminelle Taten zu begehen.
    Es war eine Weile ruhig zwischen ihnen. Ming hatte sich neben Onkel Chen gesetzt und betrachtete Lana selbstvergessen.
    „Wenn du dich aussprechen willst, Lana, dann werde ich dir gerne zuhören.“
    Lana hob den Kopf und sah den älteren Mann an. Ein Verbrecher, wenn man es genau nahm, aber einer, dem sie vertraute. Und deshalb erzählte sie. Zum ersten Mal.
    „Nils war es, der mich in Kontakt mit dem Geheimdienst gebracht hat. Ich hatte ihn bei einer Konferenz kennengelernt, als ich noch Assistentin an der Universität war. Er hat mich sofort interessiert. Ein sehr gut aussehender, weltgewandter Mann. Genauso, wie man sich einen echten James Bond vorstellt. Er hat mich damals dazu gebraucht, ihm Informationen zu beschaffen. Was nicht schwierig war, denn ich war jung, abenteuerlustig und fasziniert von ihm und seiner Tätigkeit. Und irgendwann – nach nicht allzu langer Zeit – habe ich dann regelmäßig für ihn gearbeitet.“ Sie verzog spöttisch den Mund. „Nicht wie berühmte Filmagenten, sondern eher schlicht, habe nur Informationen, die man mir zusteckte, weitergegeben.“
    Onkel Chen griff nach der Teekanne und schenkte ein. Er wusste, dass Lana jetzt reden wollte, und ihr eine Tasse Tee dabei gut tat. Sie griff auch dankbar danach, nahm einen Schluck und sprach dann weiter.
    „Wie gesagt, ich war fasziniert von Nils und bis über beide Ohren in ihn verliebt. Und als er mir einen Heiratsantrag machte, überlegte ich nicht lange. Immerhin hatte ich meinen Traummann und Helden gefunden. Aber dann kam ich dahinter, dass er ein doppeltes Spiel trieb. Er war jetzt unvorsichtiger, vermutlich hatte er mich schon deshalb geheiratet, um mich leichter benutzen zu können. Seine Geliebte konnte ihn eher verraten als seine Ehefrau.“
    Sie schwieg einige Herzschläge lang, starrte in die Teetasse. Endlich sprach sie weiter. „Er hatte Kontakte mit Terroristen geknüpft, allerdings ging es ihm nicht um irgendwelche Ideale, wie fragwürdig diese auch sein mögen, sondern um Geld. Er beschaffte ihnen Waffen und Informationen. Ein Leichtes für jemanden wie ihn. Sein Deckname war ‚Jadedrache’. Warum er ihn jetzt beibehalten hat, verstehe ich nicht. Er musste doch damit rechnen, dass man dahinterkommt.“
    „Aber vielleicht wollte er das. Es erhöhte das Risiko, den Reiz.“ Mings Stimme klang kalt, als er das sagte.
    „Sehr leicht möglich.“ Lana nahm einen Schluck. Ihr Hals war rau. „Als ich entdeckte, dass er ein Chemiewerk in die Luft sprengen wollte, versuchte ich, ihn davon abzubringen. Zuerst wollte er mich mit Sex überreden, wie so oft, dann hat er mich geschlagen und bedroht. Und das war der Moment, wo ich mich
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