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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen
Autoren: Lena Morell
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ließ, im Geheimdienst den Decknamen ‚Jadedrache’ führte. Die Zusammenhänge wurden mir sofort klar. Und als ich hörte, dass Lana schon nach Hongkong unterwegs war, habe ich sofort Onkel Chen verständigt. Der hat dann für alles andere gesorgt. Auch was den Beauftragten Wong betrifft.“
    „Sein Vorgesetzter ist der Mann meiner ältesten Nichte“, fügte Chen hinzu. „Wir sind Ihnen natürlich verbunden, Mr. Graacht“, sagte der Chinese höflich. „Durch Geld und Geschäfte, sehr schwerwiegende Gründe also, die kein Chinese leicht nehmen würde. Aber noch mehr verbunden sind wir unserer Familie.“
    Lana hatte sich an Forrester herangemacht und zerrte nun an seinem Hosenbund.
    „Nicht“, flüsterte er. „Hör auf.“
    „Chen ist dein Onkel?!“, zischelte sie zurück.
    „Ja. Natürlich.“ Er sah sie harmlos an. „Wo ist das Problem? Ich dachte, du wüsstest, dass ich eine chinesische Großmutter habe.“
    „Habe ich auch gewusst! Aber nicht, dass deine Familie zu einem Verbrecherring gehört!“
    „Tut sie auch nicht. Und jetzt halte endlich den Mund!“ Forresters Verhältnis zu diesem Zweig der Familie war durchwachsen. Da es die Familie Chen geschafft hatte, schon seit Jahren unter dem Mäntelchen der Rechtschaffenheit zu agieren, waren die immer noch leicht fragwürdigen Beziehungen etwas, worüber er hinwegsehen konnte. Und zudem war er nicht Polizist in Hongkong, sondern Geheimagent gewesen, als er das erste Mal erfahren hatte, welche Geschäfte der liebe Onkel Chen hier tätigte. Geheimagenten kümmerten sich nicht unbedingt um solche Sachen. Sie gehörten zwar rein theoretisch zu den Guten, standen aber berufsbedingt nicht immer auf deren Seite.
    „Und das Bordell, in dem wir waren, ist seines?“
    „Hm.“
    „Und du hast überhaupt nichts von der Kamera gewusst?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. Alle sahen her.
    „Später, Lana. Wir reden später über alles.“
    „Ich schlage vor“, sagte Chen, „dass du, Mark, mit Miss Lana nach draußen gehst. Dort wartet Mr. Melbourne schon ungeduldig. Überlasst uns diesen Mann, wir werden uns um ihn kümmern.“
    Forresters und Chens Blicke trafen aufeinander. Forrester wollte widersprechen, dann wurde sein Gesicht sehr ernst, und er nickte.
    Natürlich hätte er darauf bestehen können, dass Jackson mit ihm kam und in den Vereinigten Staaten vor ein Gericht gestellt wurde. Aber er bezweifelte, dass er seinen Gefangenen auch nur lebend aus dem Hafen von Macau gebracht hätte. Und der Mord an einem Verbrecher, der sich in seinem Gewahrsam befand, hätte von seiner Seite wieder Ermittlungen nach sich gezogen. Selbst wenn die Familie Chen dies akzeptiert hätte, die anderen Triadenführer, denen Graacht so lange Zeit auf die Zehen gestiegen war, hätten nicht so verständnisvoll reagiert.
    Bevor er ging, trat er hart an Jackson heran. „Es scheint heute kein Glück verheißendes Datum für Sie zu sein, Jackson. Vielleicht hätten Sie, statt den Wahrsager zu bestechen, sich selbst die Zukunft voraussagen lassen sollen.“
    Jackson verzog nur abfällig den Mund. Er wusste, dass er verloren hatte. Und er kannte auch die Rache der Triaden. Es würde unschön werden. Verdammt unschön.
    „Mögest du interessanten Zeiten entgegensehen“, zischte Lana ihm ihrerseits zu, dann ließ sie sich von Forrester hinausziehen.
    Mehr als die Hälfte der Anwesenden starrte dabei auf ihre nackten Beine und den Ansatz ihrer Pobacken.
    Als sie den Raum verlassen hatten, trat die junge Frau, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, vor. Jetzt erst sah man, dass sie ein rückenfreies Kleid trug, das den Blick auf die Bambusmalerei auf ihrem Rücken zog.
    Chen schüttelte den Kopf, als sie vor ihn trat und ihn eindringlich ansah. „Nein, Bambusblüte. Überlass das den Männern.“
    „Ich bitte dich, Onkel Chen. Lass es mich tun. Lass nicht zu, dass die anderen Triaden ihn bekommen. Du kennst ihren Hass auf ihn.“
    „Bambusblüte …“ Zum ersten Mal zeigte Chens Gesicht etwas anderes als ruhige Überlegenheit. Schmerz lag in seinen Augen.
    „Bitte, Onkel Chen.“ Sie sprach leise, hatte den Blick gesenkt. „Ich weiß, dass ich unsere Familie durch mein Schweigen verraten habe, denn ich wusste, wer der Jadedrache war.“ Sie flüsterte jetzt beinahe. „Ich habe mein Gesicht verloren und Schande über mich und meine Familie gebracht. Lass mich jetzt meine Ehre wieder herstellen.“
    Auf Onkel Chens Gesicht lag tiefe Trauer, aber er hielt sie
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