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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen
Autoren: Lena Morell
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– hat doch tatsächlich Jackson informiert, dass ich im Bordell war, und hat ihm erlaubt, eine Kamera zu installieren! Ich dachte, ich höre nicht recht, als Nils mir sagte, dass wir beobachtet worden waren!“ Sie war nahe daran, die Zähne zu fletschen. „Beobachtet! Die ganze Zeit über, während du deine versauten Spielchen mit mir gespielt hast, um mich rumzukriegen. Wer weiß, wer sonst noch zugesehen und sich an mir delektiert hat!“
    „Niemand. Bestimmt nicht. Und ich konnte dir nichts sagen. Es musste möglichst echt aussehen“, verteidigte er sich etwas lasch. „Was ich mich allerdings schon die längste Zeit frage, ist, warum du dann doch mitgemacht hast. Du musstest doch genau wissen, dass ich dir nicht einmal ein Haar krümmen, sondern dich gehen lassen würde.“
    „Aus Mitleid natürlich, nachdem du mir im Bordell so ängstlich ins Ohr gewinselt hast.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften, baute sich vor ihm auf und machte ihn nach, wobei sie ihre Stimme zu einem jämmerlichen Piepston verstellte, während sie die Worte wiederholte, die er ihr in seiner hilflosen Verzweiflung ins Ohr geflüstert hatte: „
Bitte mach mit
, hast du mich angefleht. „
Hilf mir doch, Lana. Hilf mir! Ich brauche deine Hilfe! Ich kann sonst niemandem vertrauen
.“
    Forrester räusperte sich. „Lächerlich. Du übertreibst wieder einmal schamlos. Ich kann mich nicht erinnern, derart gewimmert zu haben.“
    „Ach, ja? Es war noch viel schlimmer! Viel erbärmlicher!“, setzte sie in höhnischem Triumph hinzu.
    „Du hättest ja auch nein sagen können.“
    „Damit du dein unerträgliches Geflenne noch stundenlang fortsetzt?!“ Sie hatte aus demselben Grund nachgegeben, aus dem sie ihn vor den Triaden gewarnt hatte. Und aus demselben Grund, aus dem sie sich in Jacksons Gewalt begeben hatte: Aus geradezu blödsinniger Liebe zu Forrester.
    Forrester wusste, dass es besser war, nichts darauf zu antworten. In Gedanken erlebte er diese Szene nochmals. Die Frustration und den Ärger, als ihm klar geworden war, dass sie anders niemals einwilligen würde. Es war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sie zu bitten. Und seine Rechnung war aufgegangen: Sie hatte nachgegeben.
    Aber nun war es Zeit, dem Streit ein Ende zu setzen.
    Er machte einen unvermuteten Schritt nach vorn, riss sie in seine Arme und küsste sie. Er hielt sie so fest, als würde er ihr alle Rippen brechen wollen, seine Lippen waren hart, lieblos und sehr leidenschaftlich. Dann ließ er sie abrupt los, drehte sich um und stapfte davon. Mings Hose war wirklich verdammt eng.
    ***
    Am nächsten Tag suchte Lana Onkel Chen auf.
    Marks Onkel saß zur Entspannung und Kontemplation wieder bei seinen Schriftzeichen, sah aber freundlich hoch, als der Diener ihm Lana ankündigte.
    Er erhob sich und ging ihr einige Schritte entgegen. „Es ist mir eine Freude, dich zu sehen, Lana McKenzie und – um der Wahrheit die Ehre zu geben – ich habe dich schon erwartet.“
    „Tatsächlich?“ Lana sah ihn misstrauisch an. Ihren Erfahrungen nach durfte man dem gesamten Forrester-Clan nicht vertrauen.
    „Gewiss doch. Du hast sicherlich viele Fragen an mich, die ich dir gerne beantworte. Aber willst du dich nicht setzen?“
    „Danke.“ Lana nahm ihm gegenüber Platz und musterte ihn so ausgiebig wie er sie. „Forresters Onkel Chen ist also ein Triadenhäuptling“, sagte sie endlich. „Wer hätte das gedacht?“
    Onkel Chen schmunzelte, hob jedoch warnend die Hand. „Respekt, junge Dame.“
    Lana lächelte ihn an. Sie mochte Onkel Chen. Und sie hatte gute Gründe dafür – wenn man die fiese Kamera im Bordell nicht in Betracht zog: Er hatte ihr und Forrester den Hals gerettet.
    „Bist du gekommen, um mir Vorwürfe wegen der Kamera zu machen?“ Offenbar konnte er Gedanken lesen.
    Lana lachte. „Das hatte ich tatsächlich vor. Aber jetzt, wo ich hier bin, geht es mir viel mehr darum, mich bei Ihnen zu bedanken.“ Ihr Lachen ging in ein warmes Lächeln über. „Sie haben uns das Leben gerettet, Onkel Chen.“
    „Es war mir ein tiefes Bedürfnis.“ Chen blinzelte ihr zu.
    Lana betrachtete ihn wohlwollend. Der Mann hatte einen Charme, der fast so verheerend war wie der von Forrester. „Im Grunde“, sagte sie, „kennen wir uns ja schon längere Zeit. Immerhin haben Sie mich die ganze Zeit über verfolgt, nicht wahr?“
    „Es schien mir geraten. Es war von Anfang an offensichtlich, dass Mark mit deiner Aufsicht etwas überfordert war. Wir hatten dich aber
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