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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen
Autoren: Lena Morell
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Zumindest hatte er dies für den Abend geplant. Lana war am Vortag noch aufgebracht gewesen, hatte sich an diesem Morgen im Zimmer eingeschlossen, aber inzwischen hatte sie sich zweifellos beruhigt.
    „Ist sie deshalb abgereist?“
    Forrester fuhr hoch. „Abgereist?!“
    Ganz hinten in Joes Augen glitzerte Bosheit. Die Rachsucht eines alten Freundes, der über Wochen hinweg belogen worden war. „Sie hat heute früh ausgecheckt.“
    Joe konnte zufrieden sein. So außer sich hatte er seinen Boss schon lange nicht mehr gesehen. Der Anblick, wie Forrester hochsprang und mit der Faust mehrmals auf den Tisch schlug, dass die Schreibutensilien hüpften, war ein Anblick, von dem er noch lange zehren konnte.
    „Dann holen Sie diese Frau sofort zurück! Ich will sie wiederhaben! Haben Sie mich verstanden?!“
    „Tot … lebendig … oder halbtot, Sir?“ Joe bemühte sich um einen sachlichen Tonfall, auch wenn seine Stimme zitterte.
    Forrester, dem klar wurde, dass er ein lächerliches Schauspiel bot, setzte sich wieder. „Lebendig“, bestätigte er mit kühlem Grimm. „Umbringen möchte ich sie selbst.“
    Joe war kaum draußen, als das Telefon läutete. Sein „Forrester“ klang gnadenlos und abschreckend.
    „Liebling, bist du das?“
    „Lana! Wo zum Teufel bist du?!“
    „Hier, in Hongkong.“
    „Ich dachte, du wärst abgereist!“
    „Nein, mein Liebster, nicht ohne dich. Ich habe lediglich das Hotel verlassen und bin nun hier an einem sehr romantischen Ort. Er heißt ‚Haus der Tausend Freuden’. Kannst du in einer halben Stunde hier sein?“
    „Rühr dich keinen Schritt von dort weg!“
    Special Agent Forrester machte sich unverzüglich auf den Weg, eilte seiner Liebsten mit klopfendem Herzen und pochendem Schwanz entgegen.
    Und nur ein ganz zartes Stimmchen der Vernunft in seinem Hinterkopf fragte sich, weshalb Lana McKenzie plötzlich so zuckersüß war.
    ***
    Als Forrester erwachte, brauchte er einige Minuten, um sich darüber klar zu werden, was passiert war, und wo er sich befand. Das „Wo“ war einfach, denn dazu war ihm der Raum in den zwei Tagen, in denen er Lana hier festgehalten hatte, vertraut genug geworden. Auch das „Wie“ war schnell gelöst. Das Weibsstück hatte ihm eine Falle gestellt. Als er nichtsahnend ins Zimmer gestürzt war, hatte sie ihn überwältigen und betäuben lassen. Zuerst hatte er nur sie gesehen. Alle Sinne waren nur auf den Anblick ihres Lächelns, den zärtlichen Augen und den Inhalt ihrer zarten Bluse ausgerichtet gewesen. Und nur wenige Sekunden später standen zwei Männer neben ihm. Lana hatte immer noch gelächelt, aber dieses Mal bösartig. Und dann hatte sie ihm höchstpersönlich dieses süßliche Zeugs auf die Nase gehalten, bis alles um ihn herum verschwamm und in Schwärze überging.
    Jetzt war er also hier. Das „Wie“ und „Wo“ war also klar.
    Nicht jedoch das „Warum“!
    Die Tür ging auf. Er wandte den Kopf, soweit dies seine Fesseln zuließen. Im Gegensatz zu Lana lag er auf dem Bauch. Und wie er inzwischen schon festgestellt hatte, war er bis auf ein leichtes Tuch, das man über ihn gebreitet hatte, nackt.
    „Nun, wie fühlt es sich an, hier so hilflos zu liegen?“
    „Wunderbar“, quetschte er hervor. „Und nachdem ich es jetzt schon eine halbe Stunde bei Bewusstsein genossen habe, kannst du mich wieder losbinden.“
    „Bedaure.“ Ihre Stimme klang kühl. „Wir haben noch etliches zwischen uns offen. Du hast mich die ganze Zeit über belogen, mein Freund.“
    Sie nahm auf einem Lehnsessel am Kopfende des Bettes Platz, legte elegant die schlanken Beine übereinander und zählte in einem sachlichen Tonfall an den Fingern ab: „Zuerst hast du mich unter dem Vorwand – es wäre wegen Charles – entführt und festgehalten. Dabei ging es in Wahrheit um Jackson. Du wolltest verhindern, dass ich auf ihn treffe, hattest aber nicht Vertrauen genug, mir die Wahrheit zu sagen. Dann führst du mich aber weiterhin hinters Licht, lässt zu, dass der selige Jackson mich beim Liebesspiel mit dir beobachtet und am Ende – und das wiegt am schwersten – lässt du mich in dem Glauben, dass ich in den nächsten Minuten sterben muss, obwohl deine Familie schon längst das ganze Haus besetzt hatte. Darüber hinaus hast du mich damals belogen, als ich mir die Tätowierung machen ließ. Das ist zwar fast zwei Jahre her, aber bei Weitem nicht verjährt. Und jetzt zahle ich es dir heim, und dann sind wir quitt.“
    Ein Geräusch an der Tür.
    „Ja,
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