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In den Armen meines Feindes

In den Armen meines Feindes

Titel: In den Armen meines Feindes
Autoren: MELANIE MILBURNE
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darauf das Krankenhaus verließen, doch Massimo verscheuchte die Reporter mit harschen Worten. Den Arm hatte er stützend um Nikkis Taille geschlungen, und zum ersten Mal, seit sie denken konnte, fühlte sie sich wirklich beschützt.
    Massimo führte Nikki zum Wagen, half ihr einsteigen und befahl Ricardo, sie zum Haus zurückzufahren. Kaum dass er neben ihr auf der Rückbank saß, wandte er sich zu ihr um.
    „Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll.“ Mit dem Daumen streichelte er unablässig über ihren Handrücken. Er schluckte schwer und fuhr tonlos fort: „Als ich den Artikel in der Zeitung sah … Ich kann nicht in Worte fassen, was ich da fühlte. Ich habe dich unverzeihlich behandelt. Kannst du die Kraft finden und mir dennoch meine Arroganz, meine Dummheit und meine unglaubliche Grausamkeit vergeben?“
    Nikkis Augen waren verweint und geschwollen, als sie ihn ansah. „Ich hätte es dir sagen sollen … Ich wollte es, so viele Male …“
    „Ich kann verstehen, warum du es nicht getan hast. Ich habe nie auch nur eine Unze Mitgefühl für dich gezeigt“, meinte er selbstanklagend. „Ich habe immer nur von meiner Rache geredet und dich zu einer Beziehung gezwungen, zu der du unmöglich bereit sein konntest. Du hattest gerade deinen Mann beerdigt. In meiner Borniertheit konnte ich mir nicht vorstellen, dass du zu irgendwelchen Gefühlen für ihn oder für irgendjemand anderen fähig warst. Ich dachte, es ging dir nur um Geld.“
    „Aber es ging mir ja um das Geld.“ Sie sah auf ihre verschränkten Hände.
    Sanft hob er ihr Kinn an. „Aber nicht für dich, oder? Es war für deinen Bruder.“
    „Ja.“
    „ Il mio povero tesoro“, seufzte er schwer. „Wie sehr du gelitten haben musst.“
    „Jetzt ist es vorbei“, stieß sie mit zitternden Lippen aus. „Jayden ist endlich auf dem Weg der Besserung. Obwohl ich mir natürlich nie für das vergeben werde, was ihm zugestoßen ist.“
    „Es war nicht deine Schuld, cara.“
    Mit unendlich traurigen Augen blickte sie in sein Gesicht, ein Blick, der Massimos Herz wie ein Dolchstoß durchzuckte.
    „Doch, das war es. Ich hätte wissen müssen, dass an jenem Tag etwas nicht stimmte. Normalerweise war ich recht gut darin, die Stimmungen meines Vaters einzuschätzen. Aber er hat meine Mutter umgebracht, Massimo …“ Sie musste abbrechen, und als sie weitersprach, bebte ihre Stimme. „Als Jayden und ich von der Schule nach Hause kamen, war sie schon tot. Nur wussten wir das nicht. Er war aggressiv und grob, und ich stellte mich ihm entgegen. Ich war entschlossen, mich nicht zu dem verängstigten Häufchen Elend machen zu lassen, zu dem meine Mutter geworden war. Dass Jayden schon zu Hause war, ahnte ich da noch nicht. Er sollte eigentlich den Nachmittag bei einem Freund verbringen. Aber der Junge war krank. Deshalb kam Jayden von der Schule direkt nach Hause.“
    Massimo zog sie in seine Arme und strich ihr tröstend über das seidige Haar, während sie ihm von ihrer Kindheit berichtete, von den Streits und Szenen im Elternhaus. Als ihre Erzählung zu Ende war, hatte er Tränen in den Augen. Nikki war durch die Hölle gegangen und hatte die meiste Zeit ihres Lebens ums Überleben gekämpft.
    Ihr Mut erfüllte ihn mit Respekt. Sie hatte sich eine Karriere erarbeitet und tat alles in ihrer Macht Stehende, um den Menschen zu schützen, den sie liebte und von dem sie glaubte, sie habe ihn damals im Stich gelassen. Und nun waren ihre Ausdauer, ihre unverbrüchliche Liebe mit Erfolg belohnt worden: Gemeinsam mit seiner Schwester hatte Jayden das tiefste Tal durchschritten und war jetzt auf dem Weg der Besserung.
    Wenig später waren sie beim Haus angekommen. Massimo führte Nikki in den Salon, schenkte einen Drink für sie ein und setzte sich zu ihr auf das Sofa, um sie in seine Arme zu ziehen.
    „Mir ist jetzt auch klar, weshalb du meine Meinung über meinen Stiefvater immer als unwichtig abgetan hast. Dir muss meine Situation im Gegensatz zu deiner ja regelrecht lachhaft vorgekommen sein.“
    „Nicht lachhaft“, verbesserte sie, „ich fand es schade. Wenn du ihn in den letzten Wochen seines Lebens gesehen hättest … Er hat genug gelitten.“
    Massimo zog ihre Hand an seinen Mund und setzte einen Kuss darauf. „Du bist die mitfühlendste Person, die ich je kennengelernt habe. Das dachte ich schon bei unserer ersten Begegnung. Ich fühlte mich zu dir hingezogen, sobald du die Hotelbar betratest. Gerade so, als seist du meine fehlende Hälfte, nach der
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