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In den Armen meines Feindes

In den Armen meines Feindes

Titel: In den Armen meines Feindes
Autoren: MELANIE MILBURNE
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und damit war der Frieden zwischen ihnen zerstört worden.
    Obwohl … offensichtlich musste sie doch noch etwas für ihn empfunden haben. Sonst wäre es kein derartiger Schock gewesen, die junge Schönheit an seinem Arm heute zu sehen. Aber spätestens dann war ihr unwiderruflich klar geworden, dass sie selbst von Anfang an nur eine Zwischenlösung gewesen war, um die Zeit zu füllen.
    Wenn das seine Rache war, so hätte er keine bessere wählen können. Eine kurze Affäre mit ihr und sie dann sitzen lassen. So wie sie es vor fünf Jahren mit ihm gemacht hatte.
    Nikki öffnete die Abendtasche, um ein frisches Papiertuch hervorzuholen. Plötzlich bemerkte sie, dass eine Nachricht auf ihrem Handy hinterlassen worden war. Sie hatte es abgestellt, als sie sich auf den Weg zu dem Dinner mit Massimo machte. Jemand hatte sie in der Zwischenzeit zu erreichen versucht.
    Nikki sah auf die Nummer, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Mit klopfendem Herzen hörte sie die Nachricht ab. Eine männliche Stimme stellte sich als Jaydens Arzt im Krankenhaus vor und bat um dringende Kontaktaufnahme.
    Panik machte sich in Nikki breit. Sie ließ das kleine Telefon in die Tasche gleiten und beugte sich zu dem Taxifahrer vor. „Es tut mir leid, aber wir müssen zu einer anderen Adresse. Das Western General Hospital. Und beeilen Sie sich, es ist ein Notfall.“
    „Wie lange ist er denn schon in diesem Zustand?“, fragte Nikki Dr. Cardle auf der Intensivstation.
    „Man hat ihn vor zwei Stunden eingeliefert“, antwortete der Arzt. „Rosendale House hat versucht, Sie zu erreichen. Am Abend kam einer der Pfleger in Jaydens Zimmer und fand das Bett leer vor. Dann brach wohl eine ziemliche Panik aus, und alle liefen auf der Suche nach ihm wild umher. Jayden war jedoch nirgends zu entdecken. Bis eine der Schwestern auf die Idee kam, im Park nachzusehen. Und da lag er – friedlich schlafend auf einer Bank.“
    Nikki biss sich auf die Innenseite der Wangen, um die Tränen zurückzuhalten, als sie auf ihren Bruder blickte. Überall in seinem Körper steckten Schläuche, angeschlossen an Geräte. Seine magere Gestalt war kaum noch zu erkennen.
    „Ich muss Ihnen leider sagen“, fuhr der Doktor leise fort, „dass er sich bei dieser Aktion nicht nur völlig überanstrengt, sondern sich auch eine Lungenentzündung zugezogen hat. Sein momentaner Zustand ist kritisch.“
    Nikki wischte sich über die Augen und sah den Arzt an. „Aber wie konnte das denn geschehen? Wieso ist er einfach aufgestanden?“
    David Cardle schüttelte den Kopf. „Bei Patienten, die nach einem Unfall oder einem schweren Schock in eine Art Wachstarre verfallen sind, kann man den weiteren Verlauf nur ganz schwer vorhersagen. Aber offensichtlich hat Jayden beschlossen, wieder in das Reich der Lebenden zurückzukehren. Wir hoffen sehr, dass die Lungenentzündung uns so kurz vor dem Ziel keinen Strich durch die Rechnung macht.“
    Nikki schluckte. „Kann ich bei ihm bleiben?“
    Der Arzt legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Solange Sie wollen“, meinte er verständnisvoll. „Sollen wir jemanden für Sie benachrichtigen? Ich weiß, nur Sie sind als Verwandte angegeben, aber … Möchten Sie jemanden an Ihrer Seite wissen, der Sie unterstützen kann?“
    Nikki schüttelte den Kopf. „Nein, ich will jetzt niemanden bei mir haben.“
    „Ich bin in meinem Zimmer, falls Sie etwas brauchen“, sagte der Arzt noch.
    „Danke.“
    Sieben Stunden saß Nikki am Bett ihres Bruders. Sie streichelte seine Hand, setzte kleine Küsse auf seine Fingerspitzen, seine Nase, seine Wangen, seine Stirn. Sie sagte Jayden immer wieder, wie sehr sie ihn liebte, wie leid es ihr tat, wie viel sie dafür geben würde, mit ihm tauschen zu können.
    Um drei Minuten vor zwei, mitten in der Nacht, öffnete Jayden die Augen, griff nach der Hand seiner Schwester und sagte: „Nikki“.
    Einige Stunden später verließ Nikki das Krankenhaus. Die Sonne ging gerade auf, ein neuer Tag brach an.
    Eingeschlossen in ihre Gefühle wie in einem unsichtbaren Kokon, ging Nikki zur Straßenbahnhaltestelle, ohne den kalten Wind des Morgens überhaupt zu spüren. Die Straßenbahn war voll besetzt mit den ersten Pendlern auf ihrem Weg zur Arbeit. Doch als Nikki in dem Gedränge endlich einen Stehplatz gefunden hatte, fühlte sie sich – all ihrem Glück zum Trotz – einsamer als je zuvor in ihrem Leben.

15. KAPITEL
    „Das hier solltest du dir anschauen.“
    Ein paar Tage später legte Abriana Cavello ihrem
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