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In den Armen des Eroberers

In den Armen des Eroberers

Titel: In den Armen des Eroberers
Autoren: Stephanie Laurens
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trottete dicht hinter ihr. Der Stall war kaum mehr als ein an die Hauswand gelehnter, grober Unterstand.
    Honoria hielt nach einem zum Festbinden geeigneten Pfosten Ausschau. »Du bist wahrscheinlich Besseres gewöhnt«, sagte sie zu ihrem Schutzbefohlenen, »aber du wirst dich hiermit begnügen müssen.« Sie entdeckte einen Eisenring in der Hauswand. »Aha.«
    Sie führte die Zügel durch den Ring und zog den Knoten fest. Dann ergriff sie die Jacke und wollte sich schon zum Gehen wenden, als der riesige schwarze Kopf zu ihr herumfuhr und große Augen sie mit beinahe verletzlichem Ausdruck anschauten. Rasch tätschelte sie die schwarzen Nüstern. »Bleib schön ruhig.«
    Mit diesem weisen Rat raffte sie ihre Röcke und eilte zur Haustür. Ausgerechnet in diesem Augenblick riß der Himmel auf – Donner brüllte, Blitze zuckten, der Wind kreischte –, und Honoria kreischte ebenfalls.
    Sie flog durch die offene Tür, wirbelte herum und schlug sie zu, um sich dann mit geschlossenen Augen, die Jacke an die Brust gepreßt, rücklings gegen das Holz zu lehnen. Regen trommelte aufs Dach und gegen die Hauswand in ihrem Rücken. Der Wind rüttelte an den Fensterläden und ließ die Dachbalken ächzen. Honorias Herz pochte wild; mit geschlossenen Augen sah sie das weiße Licht, das, wie sie wußte, den Tod brachte.
    Sie atmete keuchend und schlug die Augen auf. Und sah ihren Retter, der, den Jungen in den Armen, neben einer einfachen Pritsche mit Strohsack stand. Es war dunkel in dem Häuschen, nur durch die Ritzen der Fensterläden drang noch ein wenig trübes Licht.
    »Zündet die Kerzen an, und kommt dann her, um das Bett zu richten.«
    Der nüchterne Befehl riß Honoria aus ihrer Erstarrung. Sie ging zu dem Tisch, der den einzigen Raum dieser Behausung beherrschte. Darauf stand in einem schlichten Leuchter eine Kerze, daneben lagen Zunder und Feuerstein. Honoria legte die Jacke beiseite, schlug einen Funken aus dem Stein und brachte den Docht zum Brennen. Weiches Licht breitete sich im Zimmer aus. Zufrieden wandte sie sich dem Lager zu. Eine seltsame Ansammlung von Möbeln drängte sich in dem engen Raum. Neben dem steinernen Herd stand ein alter Ohrensessel, ihm gegenüber ein mächtiger geschnitzter Stuhl mit verblichener Polsterung. Stühle, Bett und Tisch nahmen einen Großteil des ohnehin beengten Raums ein; an den Wänden standen zudem eine Kommode und zwei klobige Frisiertische. Das Bett ragte in den Raum hinein, das Kopfende an der Wand. Honoria griff nach den säuberlich gefalteten Decken am Fußende. »Wer wohnt hier?«
    »Ein Waldarbeiter. Aber jetzt im August ist er bei Earith in den Wäldern. Das hier ist sein Winterquartier.« Er beugte sich vor, um sich seiner Last zu entledigen, während Honoria die Decken über das Lager warf.
    »Wartet! Er hat es bequemer, wenn wir ihm die Jacke ausziehen.«
    Diese unirdischen Augen hielten ihren Blick fest und richteten sich dann auf den Körper in seinen Armen. »Versucht, ihm den Ärmel abzustreifen.«
    Sie hatte darauf geachtet, den Verband so anzulegen, daß die Jacke nicht eingeschnürt wurde. Sie zog behutsam an dem Ärmel und schaffte es, ihn Stückchen für Stückchen herabzuziehen.
    Ihr Retter schnaubte. »Alberner Geck! Er hat bestimmt eine Stunde gebraucht, um hineinzukommen.«
    Honoria hob den Blick. Diesmal war sie sicher. Bei dem Wort »Geck« hatte seine Stimme gezittert. Sie starrte ihn an, überwältigt von einer schrecklichen Vorahnung. »Zieht heftiger, er spürt im Moment überhaupt nichts.«
    Sie tat, wie ihr geheißen, und gemeinsam gelang es ihnen, einen Arm aus der Jacke zu befreien. Mit einem erleichterten Seufzer ließ der Mann den Verletzten auf das Lager nieder und zog ihm die Jacke endgültig aus. Gemeinsam betrachteten sie dann das leichenblasse Gesicht auf der verwaschenen Decke.
    Ein Blitz knisterte in der Luft; Honoria zuckte zusammen und sah ihren Retter an. »Sollten wir nicht lieber einen Arzt holen?«
    Donner grollte und hallte rollend nach. Ihr Retter wandte den Kopf, hob die schweren Lider und blickte ihr mit seinen merkwürdigen Augen ins Gesicht. In dem klaren Grün – zeitlos, alterslos, erfüllt von Niedergeschlagenheit und Leere – las Honoria die Antwort. »Er wird nicht überleben, stimmt's?«
    Der zwingende Blick ließ sie los, die schwarze Mähne wehte, als er den Kopf schüttelte.
    »Seid Ihr sicher?« Sie fragte, obwohl sie ohnehin ahnte, daß er recht hatte.
    Seine Lippen zuckten. »Der Tod ist ein guter Bekannter
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