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In den Armen des Eroberers

In den Armen des Eroberers

Titel: In den Armen des Eroberers
Autoren: Stephanie Laurens
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im Hosenbund verschwand, mußte sie schlucken.
    Warum der Anblick sie so beeindruckte, hätte sie nicht sagen können – der nackte Oberkörper eines Mannes, ein Anblick, den sie schon seit Kindertagen auf den Feldern und in der Schmiede gewohnt war, hatte ihr bisher nie den Atem geraubt. Allerdings konnte sie sich nicht erinnern, jemals ein so prachtvolles Exemplar wie ihren Retter gesehen zu haben.
    Er warf einen Blick zurück. »Wie kommt's, daß Ihr allein auf der Straße wart?« Er hielt inne, verlagerte das Gewicht des jungen Mannes in seinen Armen und ging weiter.
    »Ich war eigentlich nicht ganz allein«, erklärte Honoria seinem Rücken. »Ich war auf dem Rückweg aus dem Dorf, in meinem Wagen. Als ich sah, daß ein Gewitter aufzog, wollte ich eine Abkürzung nehmen.«
    »Und Euer Wagen?«
    »Als ich die Gestalt am Wegesrand bemerkte, wollte ich nachsehen. Beim ersten Donnerschlag ist dann das Pferd durchgegangen.«
    »Ah.«
    Honoria kniff die Augen zusammen. Seinen himmelwärts gerichteten Blick hatte sie nicht gesehen, wohl aber geahnt. »Es lag nicht daran, daß mein Knoten sich gelöst hätte. Nein, der Zweig riß ab, an den ich die Zügel gebunden hatte.«
    Er sah zu ihr hinüber; sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos, doch seine Lippen bildeten nicht mehr eine so strenge Linie. »Ich verstehe.«
    Die nichtssagendsten Worte, die sie je vernommen hatte. Honoria blickte böse auf seinen Rücken, der sie wütend machte, während er weiterstapfte. In ihren Stiefeletten aus weichem Leder, die nicht für Fußmärsche geschaffen waren, rutschte sie und glitt immer wieder aus, als sie versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Leider konnte sie ihm angesichts des immer schlimmer werdenden Unwetters keinen Vorwurf aus seiner Eile machen. Seit dem Auftauchen ihres Retters war sie sich einer gewissen Gereiztheit bewußt, einer Verletztheit ihrer Empfindungen. Er war barsch, entschieden zu arrogant – auf schwer beschreibliche Weise einfach unmöglich. Und doch tat er, was getan werden mußte, rasch und sicher. Sie hätte dankbar sein müssen.
    Während sie vorsichtig ein Gewirr von freiliegenden Baumwurzeln überwand, kam sie zu dem Schluß, daß die Selbstverständlichkeit, mit der er das Kommando übernahm, sie am meisten ärgerte – nie zuvor war sie einem derart autoritären Menschen begegnet, der sich aufführte, als wäre es sein naturgegebenes Recht zu führen, zu befehlen und Gehorsam zu erfahren. Natürlich konnte ein solches Benehmen ihr angesichts ihrer Stellung, der man Gehorsam zollte, nicht behagen.
    Als sie sich erneut dabei ertappte, daß sie fasziniert das Spiel seiner Rückenmuskeln beobachtete, rief Honoria sich streng zur Ordnung. Zorn wallte auf – sie hieß ihn als Rettungsanker willkommen. Er war unmöglich – in jeder Beziehung.
    Er schaute zurück und bemerkte ihren finsteren Blick, bevor sie ihre Miene glätten konnte. Seine Brauen schossen in die Höhe, sein Blick begegnete ihrem, dann drehte er sich um. »Wir sind gleich da.«
    Honoria stieß den Atem aus, der ihr im Halse steckengeblieben war. Und gönnte sich ein wütendes Stirnrunzeln. Wer zum Teufel mochte er sein?
    Ganz gewiß ein Gentleman – Pferd, Kleidung und Benehmen sprachen für sich. Darüber hinaus – wer wußte das schon? Sie überprüfte ihre Eindrücke, fand aber keinen Hinweis auf unterschwelliges Unbehagen; sie war vollkommen sicher, daß ihr von diesem Mann keine Gefahr drohte. Sechs Jahre Arbeit als Gouvernante hatten ihren Instinkt gut geschult – sie hatte keinen Grund, daran zu zweifeln. Sobald sie Unterschlupf gefunden hatten, würden sie sich einander vorstellen. Als wohlerzogene Dame konnte sie unmöglich nach seinem Namen fragen. Es war seine Pflicht, sich mit ihr bekannt zu machen.
    Weiter vorn lichteten sich die Bäume, nach weiteren zehn Schritten hatten sie eine große Lichtung erreicht. Vor ihnen, direkt am Waldrand, stand ein Holzhäuschen mit einem gut erhaltenen Strohdach. Honoria bemerkte die Einmündungen zweier Reitwege, eine rechts, eine links. Mit großen Schritten strebte ihr Retter der Tür des Häuschens zu.
    »An der Seite befindet sich eine Art Stall. Bindet Sulieman dort an.« Flüchtig sah er in ihre Richtung. »An etwas, das nicht so leicht abbrechen kann.«
    Ihr böser Blick prallte an seinem Rücken ab. Getrieben von dem immer lauter werdenden Heulen des Windes, machte sie sich schnell auf den Weg. Blätter tanzten wie Derwische und griffen nach ihren Röcken; das schwarze Ungeheuer
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