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In den Armen des Eroberers

In den Armen des Eroberers

Titel: In den Armen des Eroberers
Autoren: Stephanie Laurens
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gefunden – er ist niedergeschossen worden, und ich kann die Blutung nicht stillen.«
    Der Reiter wandte sich der reglosen Gestalt zu. Zufrieden drehte Honoria sich um und ging zurück zu dem Verwundeten, bemerkte dann aber, daß der Reiter sich nicht von der Stelle rührte. Sie sah ihn über die Schulter hinweg an und bemerkte, wie die Brust unter der dunklen Jacke sich dehnte und dehnte, als der Mann einen unfaßbar tiefen Atemzug tat.
    Sein Blick fuhr zu ihr herum. »Drückt die Kompresse an, ganz fest.«
    Ohne zu warten, ob sie gehorchte, sprang er in einer so kraftvoll geschmeidigen Bewegung vom Pferd, daß Honoria erneut schwindlig wurde. Eilig wandte sie sich ihrem Patienten zu. »Genau das mache ich doch die ganze Zeit«, sagte sie leise, ließ sich auf die Knie sinken und drückte mit beiden Händen auf die Kompresse.
    Der Reiter band sein Pferd an einen Baum und blickte in Honorias Richtung. »Lehnt Euch mit Eurem ganzen Gewicht auf ihn.«
    Honoria furchte die Stirn, rückte aber doch näher an den Verletzten heran und befolgte den Rat des Mannes. Der Ton seiner tiefen Stimme verriet, daß er an Gehorsam gewöhnt war. Angesichts der Tatsache, daß sie seine Hilfe bei der Versorgung des Verwundeten benötigte, entschied sie, daß jetzt nicht der rechte Zeitpunkt für Widerspruch wäre. Sie hörte ihn näher kommen, feste Schritte auf hartem Boden. Die Schritte verlangsamten sich, wurden zögernd, hörten dann ganz auf. Schon wollte Honoria sich umschauen, als der Mann weiterging.
    »Laßt mich die Wunde sehen.«
    Hörte sie tatsächlich ein leichtes Beben in seiner Stimme, einer Stimme, so tief, daß sie sie nahezu körperlich spürte? Honoria warf ihrem Retter einen raschen Blick zu. Seine Miene war ausdruckslos, verriet kein Gefühl – nein, das Beben hatte sie sich nur eingebildet.
    Sie hob die durchfeuchtete Kompresse an, beugte sich dichter über den Verletzten und rückte ein wenig zur Seite, damit etwas mehr Licht auf die Wunde fallen konnte. Der Mann knurrte etwas, nickte dann und verlagerte sein Gewicht auf die Fersen, während sie die Kompresse wieder auflegte.
    Honoria blickte auf und sah sein Stirnrunzeln. Dann hob er die schweren Lider, und ihre Blicke begegneten sich. Wieder stutzte sie angesichts seiner merkwürdigen Augen, die den Eindruck von Allwissenheit vermittelten.
    Donner grollte und hallte noch nach, als ein Blitz aufzuckte.
    Honoria fuhr zusammen und hatte Mühe, regelmäßig zu atmen. Sie wandte sich wieder ihrem Retter zu, er hatte den Blick nicht von ihr gewandt. Regentropfen prasselten auf das Laub und platzten im Straßenstaub. Der Mann hob den Blick. »Wir müssen ihn – und uns selbst – ins Trockene schaffen. Das Gewitter ist schon fast über uns.«
    Er stand auf und streckte geschmeidig seine langen Beine. Honoria, immer noch knieend, war gezwungen, an ihm hinaufzublicken, über hohe Stulpenstiefel und lange, muskulöse Schenkel, vorbei an schlanken Hüften und einer schmalen Taille, über die breite Ausdehnung seines Brustkorbs bis in sein Gesicht. Er war groß, breit, schlank, langgliedrig und muskelbepackt – eine ausgesprochen kraftvolle Erscheinung.
    Plötzlich wurde ihr Gaumen trocken, Zorn kochte hoch. »Und wohin, wenn ich fragen darf? Im Umkreis von Meilen gibt es keine Behausung.« Ihr Retter senkte den Blick aufreizend auf ihr Gesicht. Honorias Zuversicht schwand. »Oder?«
    Er richtete den Blick auf den Wald. »Hier in der Nähe liegt das Häuschen eines Waldarbeiters. Ein Stück die Straße hinunter zweigt ein Weg dorthin ab.«
    Also stammte er aus dieser Gegend, und Honoria atmete erleichtert auf. »Wie sollen wir ihn transportieren?«
    »Ich trage ihn.« Zwar fügte er kein »natürlich« hinzu, aber sie hörte es dennoch. Dann verzog er das Gesicht. »Aber wir sollten die Wunde besser verbinden, bevor wir ihn bewegen.«
    Er streifte seine Jacke ab, warf sie über einen Ast am Straßenrand und begann, sich das Hemd über den Kopf zu ziehen. Ruckartig senkte Honoria den Blick auf den Verwundeten. Sekunden später baumelte ein feines Leinenhemd vor ihrer Nase, gehalten von langen, gebräunten Fingern.
    »Legt das Hemd zusammen und bindet es mit den Ärmeln um ihn herum.«
    Honoria betrachtete das Hemd voller Skepsis. Sie nahm es entgegen und sah dem Mann ins Gesicht, sorgsam darauf bedacht, seine breite gebräunte Brust mit dem krausen schwarzen Haar darauf nicht zu beachten. »Wenn Ihr mich hier ablösen und die Wunde versorgen wollt, kann ich meinen
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