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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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ein Gewitter voraus? Würde mich nicht weiter wundern, Sie etwa? Wir sind schließlich in Schottland.«
    »Nein, zu einem Umschwung in der Erde.«
    »Mmmh?« Er sah sie an.
    »Ich fühle es in meinen Gelenken.« Sie maß ihn wie mit Röntgenblick, schien durch ihn hindurchzusehen, und was sie sah, behagte ihr wohl nicht. »Die Hölle wird sich aufbäumen, und der Finger des Himmels wird sich aus den Wolken strecken« - ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern -, »und wenn die beiden zusammenstoßen, wird nichts mehr so sein, wie es war.«
    »Klingt plausibel.« Er schob sich seitlich an ihr vorbei. »Tja, also dann, ich hab noch eine ziemliche Strecke vor mir. Leben Sie wohl!«
    »Gott behüte Sie«, antwortete sie.
    Arme alte Irre.
    Er ließ sich auf den Fahrersitz fallen und fuhr los.
    Wieso geriet ausgerechnet er dauernd an irgendwelche Spinner?
    Als er in den Rückspiegel blickte, sah er, dass sie ihn weiterhin beobachtete. Ein Sonnenstrahl zauberte einen silbrigen Nimbus auf ihre dunklen Haare. Wie sie so dastand, erinnerte sie ihn unweigerlich an seine Mutter und an die Vision, die sein Leben verändert hatte.
    Eine eisige Gänsehaut überkam ihn.

2
    S onnenschein. Volle Fahrt voraus. Kein Wind. Nicht die kleinste Wolke am Himmel und auch keine Gewitterprognose.
    Rurik stemmte sich mit dem Oberkörper gegen die Reling des Fährschiffes - er war der einzige Passagier - und fieberte darauf, zur Isle of Roi zu kommen.
    Gestern war er wie ein Henker durch die ausgedehnten Ebenen der Scottish Lowlands gebraust, Einsamkeit pur, gelegentlich ein Golfplatz, Industriestädte und Whisky-Destillerien. Als ihm fast die Augen zufielen, hatte er in Inverness einen Stopp eingelegt und in einem Bed-and-Breakfast übernachtet. Heute Morgen war er früh gestartet. Er fuhr durch die Highlands, Bravehearts Land, über schmale, gefährlich gewundene einund zweispurige Landstraßen, kroch im Schneckentempo die Steigungen hoch und musste des Öfteren für Schafherden bremsen.
    Trotzdem kam er ganz gut voran. Am Nachmittag erreichte er die Nordküste Schottlands. Anscheinend hatten die Elemente sich darauf verständigt, dass er schnellstmöglich ins Grabungsgebiet zurückkehrte.
    Die Hölle wird sich aufbäumen, und der Finger des Himmels wird sich aus den Wolken strecken, und wenn die beiden zusammenstoßen, wird nichts mehr so sein, wie es war.
    Seine Mutter hatte etwas Ähnliches vorhergesagt wie die kauzige Alte, aber Zorana war weder alt noch irre und auch kein Fan von geheimnisvollen Orakeln, es sei
denn, man rechnete den Spruch: Schalt die Spülmaschine ein, du Hirni - ich hab dich nicht geboren, damit du faul in der Gegend rumlungerst! zu den unlösbaren Rätseln der familiären Art.
    Hinter ihm brüllte der erste Maat: »Se komm’n nich eher auf die Insel, wenn Se schieb’n!«
    »Duncan. Hey, wie geht’s denn so?« Rurik zog eine schmerzvolle Grimasse, als der schottische Seebär ihm markig die Hand schüttelte. »Sie haben gut reden. Ich hätte gar nicht erst fahren dürfen, sondern auf der Insel bleiben müssen.«
    »Aye, aye, Se war’n immer da, und kaum sind Se weg, zieht Ihr Team das Pik-Ass aus’m Ärmel.« Duncan stellte sich neben Rurik an die Reling und starrte in die gischtsprühenden Wassermassen. »Wiss’n Se, wie viele Touristen wir in den letzten vier Tagen rübergeschippert haben?«
    »Wie viele waren es denn so?«
    »Na ja, jedenfalls war die Fähre immer rappelvoll.« Unter seinem grauen gestutzten Bart verzogen sich Duncans Lippen zu einem missmutigen Grinsen.
    »Hätte Ihr Team mal die Klappe gehalten …«
    »Das Gerücht mit dem Gold lässt sich nun mal nicht unter dem Deckel halten, Sportsfreund. Daran hat sich in den letzten zehntausend Jahren nichts geändert. Gold öffnet der Habgier Tor und Tür.«
    »Ihre Leute hätt’n auf die verdammte Pressekonferenz verzichten sollen.« Damit sprach er Rurik aus der Seele - er ärgerte sich maßlos, dass Kirk Hardwick sich vor der Kamera produziert und ihren Fund als sagenhaften Goldschatz propagiert hatte.

    »Hardwick spielt sich mächtig gern auf. Und wo Se weg war’n, witterte er seine Chance.«
    »Was Sie sagen, stimmt haargenau.« Endlich. Die Isle of Roi erhob sich als dunkler Schatten vor dem Horizont.
    »Wenn ich den amerikanischen Touristen erklär, dass die Insel knappe sieben Meilen breit ist und da keine Autos fahren, dann gucken die mich blöd an.« Duncan kniff die Augen zusammen und nahm die Silhouette der Insel ins Visier - flach an
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