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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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und oft.«
    Das beschrieb Tasya und ihre Lippen und die Erotik, die sie verströmte, perfekt. »Hmmm, sie ist eine schöne Ablenkung.«
    »Aye, aye, das ist sie«, bekräftigte Duncan heftig. »Und sie ist kein bisschen falsch, Rurik. Sie würde bestimmt nicht heimlich hinter Ihrem Rücken rummauscheln.«
    Möglich, dass er sich in ihrem Charakter täuschte. Dafür hatte er jedoch gute Gründe. Wenn Tasya Hunnicutt das Grabungsareal inspizierte, dann funkelten ihre Augen bestimmt nicht dunkel und intensiv, weil sie vor Leidenschaft für ihn entflammte. Er war hinlänglich davon überzeugt, dass es ihr um mehr ging als um ein paar gute Fotos und eine Insiderstory. »Sie weiß zu viel über die Grabungsstätte.«
    »Sie meinen, sie weiß so viel wie Sie«, kicherte Duncan verschlagen.
    Du lieber Himmel. Rurik starrte zu der Insel, die zunehmend Gestalt annahm.

    »Sie ist Journalistin, und National Antiquities finanziert die Forschungsexkursion, demnach ist es ihr Job,’ne Menge zu wissen.« Duncan schlug Rurik kumpelhaft auf die Schulter. »Wenn Se mich frag’n, sollten Se nich gleich den Teufel an die Wand malen. Machen Se das Beste draus und krallen Se sich die Kleine.«
    Rurik schnellte zu Duncan herum und funkelte ihn vernichtend an.
    »Wir anderen können sowieso nicht bei ihr landen. Wenn einer eine Chance hat, dann Sie, Mann. Und jetzt müssen Se mich entschuldigen. Käpt’n MacLean braucht mich beim Anlegen.« Duncan stakste grienend zur Landungsbrücke.
    Rurik betrachtete versunken die Insel. Und sah im Geiste Tasya vor sich - sie war sein Schicksal.
    Die Isle of Roi mutete wie ein knochiger Oberarm an, dessen Ellbogen aus dem Wasser ragte. Die Grabungsstätte befand sich auf dieser Erhebung, einer steil ansteigenden Felsformation, die metertief ins Meer abfiel.
    Während die Fähre auf die Insel zuhielt, nahm er Einzelheiten wahr - struppiges Dünengras, windzerzauste Bäume, weiße Sandstrände, ausgezackte Klippen. Die Insel war ein Paradies für Seevögel; sie schwebten durch die Luft, wehmütig kreischend von langen Reisen und kurzen Sommern, und ein einzelner dunkel gefiederter Seeadler kreiste hoch über ihnen und jagte - jagte unablässig.
    Rurik beobachtete den Raubvogel, der mit ausgebreiteten Schwingen der Sonne entgegenflog, dann die Flügel dicht an seinen Körper zog und mit einem
scharfen Krächzen aus luftiger Höhe in den Ozean hinabstieß.
    Rurik seufzte unwillkürlich. Wenn er gewollt hätte, hätte er sich in einen ebensolchen gigantischen Raubvogel verwandeln können. Er besaß übernatürliche Fähigkeiten, wie sie kein Normalsterblicher hatte. Das lag an dem Pakt, den der erste Konstantine vor langer, langer Zeit mit dem Teufel geschlossen hatte.
    Ruriks Vater beteuerte, die Transformation würde sie für das Böse angreifbar machen, aber Rurik setzte diese Gabe nur im Guten ein.
    Genau das hatte er sich vor fünf Jahren geschworen - damals hatte ein unschuldiger Mensch den Tod gefunden.
    Seitdem hatte Rurik sich nicht mehr verwandelt, obschon er das Fliegen über alles liebte.
    Allerdings würde er diese Gabe niemals einbüßen. Und der Wunsch wuchs mit jedem Tag, er hatte Mühe, die Sehnsucht nach den Weiten des Horizonts zu kompensieren - und das stimmte ihn unbehaglich.
    Zumal er sich, als Raubvogel getarnt, besser in der Lage glaubte, über sein aktuelles Projekt zu wachen. Seine gigantische Flügelspannweite, der plötzliche Sturzflug aus himmlischen Höhen und das Überraschungsmoment der Tarnung wären vermutlich die optimale Verteidigungstaktik.
    Zudem tippte er darauf, dass die Varinskis ihn lokalisiert hatten. Immerhin hatten sie Jasha gefunden, und es war lediglich eine Frage der Zeit, bis sie auch ihn aufgespürt hätten. Im Aufspüren ihrer Beute seien die Varinskis unschlagbar, beteuerte zumindest sein Vater.

    Ungeachtet dessen stimmte ihn die Prophezeiung seiner Mutter weitaus skeptischer. Bei der Erinnerung schauderte es ihn regelrecht.
    Er war am vierten Juli in die Cascade Mountains nach Washington zurückgekehrt, zu dem alljährlich stattfindenden Familienfest der Wilders. Es war sein erster Urlaub seit Beginn der Grabung gewesen.
    Nach dem abendlichen Feuerwerk waren ihre Gäste heimgefahren, und während das Freudenfeuer funkensprühend erlosch, hatte seine Mutter eine unheilvolle Vision gehabt.
    Sie war eine Zigeunerin, und es hieß, sie habe das zweite Gesicht. Zweifellos war ihre ganze Familie ein bisschen anders gestrickt als die meisten Amerikaner - seine
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