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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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hinunter zu dem betreffenden Areal. Vor einem Jahr hatten sie eine steinerne Rampe entdeckt, die in den Felsen hineinging. Seitdem hatten sie sich auf das Gelände konzentriert, tonnenweise Schutt gesiebt und sich behutsam zu dem Eingang vorgearbeitet, hinter dem Rurik ein Grab vermutete. Sie waren dem Verlauf der verwitterten Steinplatten bis tief ins kühle schattige Erdreich gefolgt. Vier Meter unter Bodenniveau endete der Stollen vor einer doppelten Mauer aus vertikal aufgeschichteten Felsquadern, die das Grab versiegelte.

    Ashley fuhr fort. »Ein Unwetter kündigte sich an. Wir stellten ein provisorisches Zelt auf, trotzdem wurden wir klatschnass, denn der Sturm riss ständig die Planen hoch.«
    »Folglich stellten Sie die Arbeit für diesen Tag ein, stimmt’s?«
    »Ja«, schniefte sie und wischte sich die Nase am Ärmel ihrer Jacke.
    Sie hatte geweint. Weswegen hatte sie geweint?
    »Es war eine Horrornacht. Es schüttete wie aus Kannen, der Sturm heulte - die Leute im Pub meinten, das wäre der Tanz der Todesfeen, jetzt ginge die Welt unter.« Sie schauderte, als wäre die Gefahr real.
    Er verkniff sich jeden skeptischen Kommentar. Was hätte das auch gebracht? Feen, Geister, Gespenster, na und? Ob es sie gab oder nicht - er würde einen Teufel tun und die traditionellen Legenden in Zweifel ziehen.
    »Als wir am nächsten Tag wieder herkamen, schien die Sonne. Es hatte aufgeklart, und wir konnten kilometerweit sehen.« Sie spähte versunken zu der Grabstätte. »Das Zelt war verschwunden, vermutlich weggeweht. Aus der vorderen Grabmauer hatten sich ein paar Felsquader gelöst - als wir über die Rampe nach unten blickten, fiel ein Sonnenstrahl geradewegs in die Öffnung - das erste Mal, seitdem das Grab versiegelt worden war - und dahinter schimmerte es golden.«
    »Das hab ich zur Genüge gehört. Sie brachten es auf jedem Nachrichtenkanal und auf sämtlichen Flughäfen.«
    Ashley rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen.
»Ich hab ihn gebeten, er solle Sie anrufen und den Grabeingang provisorisch wieder verschließen …«
    »Das haben Sie Hardwick vorgeschlagen?«
    »Ja. Und er hat zu niemandem ein Sterbenswörtchen gesagt, trotzdem erfuhren es die Dorfbewohner. Ich schwör’s Ihnen, danach hat sich das Gerücht wie ein Lauffeuer auf der Insel verbreitet.« Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen, als sträubte sie sich mental gegen weitere Enthüllungen.
    »Und dann?«
    »Als ständig irgendwelche Reporter aufkreuzten, hielt Hardwick den psychischen Druck nicht mehr aus. Er knickte ein. Gab Führungen, sprach über die Fortschritte bei der Exkursion - und dass das alles allein Ihnen zu verdanken sei. Glauben Sie mir, das hat er ausdrücklich betont.« Sie legte Rurik beschwörend eine Hand auf den Arm, woraufhin er abwesend nickte. »Er genoss es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Wir anderen auch. Logo. Wenn wir die Köpfe über die Schuttberge reckten und irgendwelche Reporter hielten ihre Mikrofone auf uns gerichtet, hielten wir uns für mächtig wichtig. Trotzdem, wir haben nichts getan, was Sie uns in irgendeiner Form vorwerfen könnten.«
    Rurik ließ den Blick über die Menge schweifen und registrierte die Journalisten, die ihn neugierig beobachteten. »Sie mögen es zwar als cool empfunden haben, mit der Presse zu reden, der archäologischen Exkursion hat es aber letztlich bloß geschadet«, versetzte er ungehalten. Er lief weiter, ignorierte Reporter, Touristen und Besucher, die begeistert seinen Namen brüllten.

    Ashley hing wie eine Klette an ihm, während er missmutig durch die Menge drängte. »Hardwick meinte, wir hätten keine Alternative.«
    »Hardwick ist ein Idiot.«
    Ashleys Stimme kletterte zwei Oktaven höher. »Sagen Sie nicht solche Dinge über ihn!«
    »Er übernimmt während meiner Abwesenheit die verantwortliche Leitung. Wo steckt er überhaupt?« Rurik schob sich zum Rand der Rampe vor. Er erkannte die Situation an der Grabmauer mit einem Blick - und wusste die Antwort, bevor Ashley ihn aufklärte.
    Eine Wand war eingestürzt, das Gestein am Boden zerborsten. Dahinter erstrahlte ein Rechteck aus Gold … wie ein goldenes Fenster, in dem sich der Griff einer antiken Klinge spiegelte.
    Die Spitze hatte sich in Hardwicks Schädel gebohrt.
    Und Tasya Hunnicutt, dieses Energiebündel, dessen Impulsivität ihn wahnsinnig machte, bemühte sich krampfhaft, den Toten von der Waffe zu befreien.

3
    T asya Hunnicutt bekam feuchte Augen, während sie versuchte,
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