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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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Kirk Hardwicks schweren Körper von der Klinge hochzuwuchten. Sie weinte nicht wirklich, trotzdem würde die Szene, wie Hardwick in das Grab tastete, um das erste goldene Artefakt aus dem jahrtausendealten Grab zu bergen, sie in ihren Albträumen verfolgen.
In ihrem Metier war sie zwar einiges gewöhnt, aber eine solche Tragödie auf einer Exkursion, die der coole, smarte Rurik Wilder leitete, hätte sie für völlig ausgeschlossen gehalten.
    Allerdings war Rurik zu dem betreffenden Zeitpunkt gar nicht dabei gewesen, ein Umstand, der Hardwick das Leben gekostet hatte. Rurik hätte weder gebilligt, dass Hardwick das Grab vor laufender Kamera öffnete, noch sich selbst von den Journalisten dazu provozieren lassen, die Grabung zu überstürzen.
    Sie war die Rampe hinuntergekommen, hatte gesehen, wie Hardwick vor der rautenförmigen Graböffnung kniete, und gehört, wie er sagte: »Solche Grabkonstruktionen datieren etwa vier- bis fünftausend Jahren zurück. Mr. Wilder vertritt die Theorie, dass ein Warlord namens Clovus der Enthaupter dieses Grab vor etwa tausend Jahren entdeckte und es zu seiner letzten Ruhestätte umfunktionierte, indem er es mit kostbaren Schätzen ausstaffierte.«
    Brandon Collins vom London Globe hatte dazwischengebrüllt: »Was veranlasst Mr. Wilder zu seiner These?«
    »Er forschte intensiv über Clovus und dessen Zerstörungswahn in Frankreich, England und Schottland.« Hardwick hatte eifrig Steine aus dem Mauerwerk entfernt, während Ruriks Archäologenteam stirnrunzelnd zurücktrat und mit verschränkten Armen zusah. »Mr. Wilder dokumentierte Clovus’ allmählichen Verfall vom gefürchteten Kriegsherrn zu einem von Krankheit gezeichneten, gebrochenen Mann, und er belegte den Rückzug des Warlords in diese einsame Gegend …«

    An diesem Punkt kannte Tasya kein Halten mehr. Sie war über die Rampe zu ihm gehechtet. Immerhin war sie die Repräsentantin von National Antiquities und mithin die Einzige, die Hardwick den Kopf zurechtstutzen konnte, bevor er der Grabung Schaden zufügte - und Rurik ihm Schaden zufügte.
    Das war auch der Grund, weshalb sie die Ereignisse hautnah miterlebt hatte: Sie hatte höchstens drei Meter entfernt gestanden, als Hardwick sich selbst unterbrochen hatte und begeistert johlte: »Da ist eine Schatztruhe, und sie ist mit Gold überzogen!«
    Im selben Augenblick schien ihr aus der Gruft eine eisige Woge blinden Zorns entgegenzuschlagen. Etwas Ähnliches hatte sie als vierjähriges Mädchen erlebt. Damals hatte sie zusehen müssen, wie ihre Welt in Flammen aufging. Die dunstige Kälte schnürte ihr die Luft ab, sie blinzelte benommen und hielt mitten in der Bewegung inne.
    Als Nächstes sah sie, dass Hardwick in die Graböffnung griff.
    Und dass sich, wie aus dem Nichts, ein Schwert materialisierte und sich in sein Auge bohrte.
    Der verlockende Glanz des Goldes sollte das Letzte gewesen sein, was er sah.
    Hardwick war auf der Stelle tot, sein Hirn durchbohrt von einem antiken Kurzschwert - eine gruselige Warnung an alle, die es wagten, die letzte Ruhe des Clovus zu stören.
    Die Menge japste, raunte, kreischte - und wich panisch zurück. Unterbewusst hörte Tasya das Klicken und Surren der Kameras und Computer, derweil Reporter
und Touristen versuchten, die morbide Szenerie für eine spektakuläre Fotoreportage abzulichten.
    Niemand kam ihr zu Hilfe. Alle hatten Angst.
    Auch Tasya. Ihrer Meinung nach verströmte das offene Grab den Hauch des Bösen, schwer und faulig wie ein toxisches Gemisch. Sie atmete flach, sehnte sich nach frischer Luft und wollte dem grausigen Spuk schleunigst entkommen. Aber wie?
    Irgendjemand musste Hardwick schließlich von der Klinge erlösen und ihn zu Boden betten, um ihm im Tod einen letzten Rest Würde zu geben. Zudem war Tasya stolz auf ihre trainierten Muckis und darauf, dass sie für gewöhnlich hart zupacken konnte. Hardwick jedoch war groß und kräftig gebaut, und sobald sie ihn bewegte, vernahm sie das Knirschen des Kurzschwerts, das sich in Schädeldecke und Hirnmasse gebohrt hatte. Es fehlte nicht viel, und sie hätte sich vor versammeltem Publikum übergeben.
    Plötzlich vernahm sie eine Stimme, die sie das letzte Mal einen Monat zuvor gehört hatte, als diese zärtlich ihren Namen flüsterte …
    »Warte, Tasya. Ich helfe dir.«
    Sie sah auf. Gewahrte Rurik, der voller Elan die Rampe hinunterschritt und kein bisschen auf seine eigene Sicherheit bedacht schien.
    Zwei Dinge schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf.
    Mein
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