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In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
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anzumachen. Rurik zog spontan seine Hand weg. Er spähte zu ihrer glutäugigen Großmutter hinüber, ob sie etwas mitbekommen hatte.
    Hatte sie. Blöderweise. Wenn Blicke töten könnten, wäre er bestimmt mausetot. Die alte Dame zog ihre dichten schwarzgrau melierten Augenbrauen zusammen, dass sich eine keilförmige Falte über ihrer schmalen Nase bildete, und funkelte ihn mordlustig an.
    Sarah neigte sich verschwörerisch zu ihm. »Wissen Sie was? Ich könnte mich bei der Grabungsaktion nützlich machen. Ich wäre Ihnen bestimmt eine große Hilfe.«
    Er wich ihrem Blick aus und ging dem Piloten mental an die Gurgel, dass er endlich das verdammte Flugzeug landen sollte. »Danke, das ist zwar nett gemeint, aber wir arbeiten ausschließlich mit erfahrenen Archäologen. Zudem sind Sie bestimmt anderweitig verplant, oder?«
    Sie zuckte wegwerfend mit den Schultern. »Ach, na ja. Ich treffe mich mit meiner Kirchengruppe.«
    So, so, die junge Dame war neunzehn, in einer Kirchengruppe aktiv und hatte es offenbar faustdick hinter den Ohren.
    Super. Ganz großartig. Er war mit dem Wissen groß geworden, dass er irgendwann in der Hölle schmoren würde. Und da faselte seine Sitznachbarin was von einer Kirchengruppe!
    »So etwas ist sicher ganz spannend.«
    »Spannend?« Sie hob ungläubig die Stimme. »Waren Sie jemals Teilnehmer an einem Kirchentag?«

    Er? Nein. Wozu auch? Die Kirchen konnten auf eine Familie wie seine dankend verzichten.
    Das Flugzeug setzte holpernd auf der Rollbahn auf - er hatte es fast geschafft. »Waren Sie schon einmal in Paris? Die Stadt würde Ihnen sicher gefallen. Gewaltige Kathedralen. Und hübsche kleine Kirchen.«
    Sie musste schließlich nicht wissen, dass er um Kathedralen und Kirchen einen Riesenbogen machte.
    Er war bereits aufgesprungen, bevor das Flugpersonal die Türen öffnete. »Rom kann ich Ihnen auch wärmstens empfehlen. Den Vatikan muss man gesehen haben!«
    Brrr, ein weiteres Reiseziel, bei dem es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief.
    Während Sarah Mühe hatte, ihre Tasche aus dem Gepäckfach zu zerren, schnappte er sich sein Handgepäck und quetschte sich an ihr vorbei.
    Seine Mutter hätte ihn für sein unhöfliches Benehmen einen Kopf kürzer gemacht, während sein Bruder aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen wäre.
    Du lieber Himmel. Dieses halbe Kind hatte ihn angemacht - da kam er sich mit seinen dreiunddreißig wie ein alter Sack vor.
    Er stürmte zur Gepäckausgabe.
    Eine Neunzehnjährige flirtete schamlos mit ihm, Tasya Hunnicutt konnte es dagegen nicht schnell genug gehen, ihn loszuwerden. Er hatte seine Familie besucht, um gemeinsam den vierten Juli zu feiern. Die Party hatte vielversprechend angefangen und im Swedish Hospital in Seattle geendet. Währenddessen hatte sein Team in dem Ausgrabungsgebiet, das er wissenschaftlich erforschte,
etwas entdeckt, was sich womöglich als sensationeller Goldschatz entpuppen würde.
    Im letzten Monat hatte eine Aufregung die nächste gejagt.
    Jetzt lag eine anstrengende Tagesfahrt über enge, holprige Landstraßen vor ihm, um zur Fähre am John O’Groat’s zu gelangen.Von dort würde er zu den Outer Orkneys übersetzen, immer vorausgesetzt, dass es keine Sturmwarnung gegeben hatte. Dann hatte er gute Chancen, dass tatsächlich ein Fährschiff im Hafen auf ihn wartete.
    Eigentlich konnte er sich nicht beklagen. Natürlich hatte es seit Beginn der Grabungsarbeiten Unwetter gegeben - die Winter in Nordschottland waren hart und bitterkalt -, aber dadurch hatte er höchstens ein paar Tage verloren, und sonntags arbeiteten sie ohnehin nicht. Wäre er abergläubisch gewesen, hätte er beteuert, dass die Grabung einem höheren Ziel diente.
    Er war nicht abergläubisch gewesen, als er mit den Grabungen in dem betreffenden Areal begonnen hatte.
    Inzwischen war er es.
    Er schnappte sich seine Reisetasche vom Gepäckband, steuerte zum Mietwagenschalter, bekam die Schlüssel für einen Mini Cooper ausgehändigt. Draußen setzte er seine Sonnenbrille auf.
    »Schöner Tag heute, nicht?«
    Als er herumschwenkte, stand die alte Dame aus dem Flugzeug neben ihm. Sie war klein und zart, ihr Kopf reichte ihm kaum bis zur Schulter. »Ja, stimmt.« Was in Schottland selbst im Hochsommer ein kleines Wunder war.

    »Es kommt jedoch zu einem Umschwung.« Ihre Stimme klang rau, stark akzentuiert … nicht schottisch. Eher wie sein Vater - russisch oder ukrainisch gefärbt.
    »Meinen Sie?« Sein Blick tastete den Himmel ab. »Sagt die Wetterprognose
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