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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft
Autoren: Bernard Glemser
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mein Haar in Ordnung. Es gab eigentlich keinen Grund für soviel Sorgfalt, aber ich wollte mich von Pogo anständig verabschieden und wünschte, daß sein letzter Eindruck von mir so günstig wäre, wie es unter diesen Umständen möglich war. Es war unwahrscheinlich, daß ich ihn jemals Wiedersehen würde.
    Er war schon vor mir unten. Ich konnte ihn vom Treppenabsatz aus sehen und hörte, wie er sich mit meinem Vater unterhielt. Es klang überaus freundlich, und beide hatten Gläser mit Jims Bourbon vor sich.
    Ich sah Pogo durch das Zimmer gehen und auf das Augustus-John-Portrait von Jessica starren. Es hing eine winzige Kleinigkeit schief, und er rückte es gerade. Einen Augenblick lang sah er traurig und alt aus.
    Mein Vater hob die Bourbonflasche hoch. »Noch einen Schluck?«
    »Gem.«
    Ich ging die Treppe hinunter.
    Pogo sagte: »Ah, Kate — du siehst hinreißend in dem Kleid aus! Ich kannte es noch nicht.«
    »Vielen Dank!«
    »Dein Vater und ich haben zum Abschied noch einen Schluck getrunken. Es war sehr nett von ihm, mich einzuladen.«
    »Um dem scheidenden Gast davonzuhelfen«, sagte mein Vater. »Machst du mit, Katherine?«
    »Ich möchte jetzt lieber nichts trinken, Vater. — Und du bist entschlossen, abzureisen, Pogo?«
    Er lächelte. »Meine Koffer stehen schon draußen. Die Taxe muß jeden Augenblick hier sein. — Kate, ich habe versucht, Toy zu überreden, mit mir zu kommen, aber er war für alle Schmeicheleien unzugänglich. Ihr habt einen Schatz in ihm. Hoffentlich wißt ihr das zu würdigen.«
    »Das wissen wir.«
    »Und noch etwas: sorge dafür, daß Jim — ich darf ihn doch Jim nennen? — den Dom Perignon bekommt. Dreiundvierzig oder siebenundvierzig — beide Jahrgänge sind gut. Ich rate dringend dazu.«
    »Ich werde es Jim sagen. Und wohin fährst du jetzt? Nach Athen?«
    Er lachte. »Weshalb? Hast du die Absicht, mir ein Stück Hochzeitskuchen zu schicken?«
    »Ich habe nur so gefragt.«
    Sein Gesicht verhärtete sich. »Nein. Ich habe es mir überlegt. Eigentlich wollte ich hierhin und dahin reisen — du kennst das ja. Aber nun möchte ich mich doch lieber eine Weile irgendwo festsetzen, wahrscheinlich in Florenz. Ein Freund von mir hat da ein Appartement, in dem ich für die nächsten sechs Monate wohnen kann...«
    Überraschend traten mir Tränen in die Augen. Wußte er, was er da sagte? Pogo Poole hatte seinen Glanz verloren! Er war geschlagen worden, mußte sich zurückziehen, ausruhen und seine Wunden lecken.
    »Fast beneide ich dich um Florenz«, sagte ich.
    »Nett von dir, das zu sagen!« Er drehte sich um. »Auf Wiedersehen, Mr. Savage! Es war eine große Freude für mich, Sie hier zu treffen.« |
    »Auf Wiedersehen, Biddeford. Und grüßen Sie Circe, wenn Sie i ihr begegnen sollten.«
    »Circe«, sagte Pogo. Er lachte. »Ah, ja, das will ich.« Er wandte { sich zu mir. »Auf Wiedersehen, Kate!« Er nahm meine Hand, und ich konnte mir nicht helfen: ich hob die Arme und küßte ihn auf die Wange. j
    »Auf Wiedersehen, Pogo!« sagte ich — da kam Jessica die Treppe heruntergeklappert und rief: »Vater! Vater!«
    Sie hatte ein Reisekostüm angezogen und trug zwei Handkoffer. ; Ich riß mich von Pogo los und sagte: »Was hast du vor, Jessica?«
    »Mutter!«
    Ich drehte mich zu Pogo um. »Das hast du angezettelt!«
    Sein Gesicht war weiß. Er schüttelte den Kopf.
    Ich sagte: »Jessica, geh mit den Koffern in dein Zimmer hinauf!«
    Ruhig erwiderte sie: »Ich fliege mit meinem Vater nach Europa.«
    Beinahe hätte ich sie geschlagen. »Du gehst in dein Zimmer!«
    »Mutter, ich bin kein Kind mehr!«
    »Natürlich bist du eins! Denk an Roger!«
    Ihre Stimme klang immer noch ganz ruhig. »Wenn ich alt genug bin, ihn zu heiraten, bin ich auch alt genug, ihm den Laufpaß zu geben.«
    Ich hörte meinen Vater lachen.
    »Willst du mit ihr sprechen?« fragte ich Pogo.
    Er war wie versteinert. »Nein«, sagte er langsam. »Es ist gegen meine Überzeugung.«
    Ich wandte mich an meinen Vater. »Bitte...«
    »Es ist auch gegen meine Überzeugung«, sagte er.
    Jessica sagte: »Mutter, es hat keinen Zweck — ich gehe.«
    Wütend rief ich: »Jessica, du kannst nicht achtundvierzig Stunden vor der Hochzeit plötzlich beschließen, nicht zu heiraten, weil du lieber nach Europa gehen möchtest!«
    »Der beste Grund der Welt!« sagte Pogo.
    »Ich könnte mir keinen besseren denken«, sagte mein Vater.
    Es war hoffnungslos. Ich stand allein gegen drei. »Was wird mit Roger?« fragte ich Jessica.
    »Ich
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