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Imagon

Imagon

Titel: Imagon
Autoren: Michael Marrak
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nicht mehr so abwegig, dass es tatsächlich eine andere Seite gibt und Nauna dort auf mich wartet. Eine von vielen Realitäten, von denen uns nur dünne, zerbrechliche Krusten trennen. Von Zeit zu Zeit bilde ich mir ein, Nauna von jenseits des Horizontes meinen Namen rufen zu hören …
    Ich habe mehr als einmal versucht, meinem Leben – oder besser gesagt: meiner Existenz – ein Ende zu bereiten, doch stets vergeblich. Die andere Seite ist längst hier, auf dieser Ebene der Realität – in einer Welt, auf der sich die Toten früher oder später ein zweites Mal erheben werden, um die Zahl der Lebenden zu übertreffen.
     
    Nun bin ich am Ende meiner Erzählung angelangt – einem Ende, das für die meisten Menschen ein Anfang sein wird; der Anfang eines weitaus furchtbareren Endes. Es beginnt mit dem Meer und seinen ruhelosen Gezeiten …
    Noch bin ich im Geiste der, der ich zu sein glaube, und meine Hand ist in der Lage, einen Stift zu führen und dies zu schreiben. Ich werde diese Aufzeichnung hier zurücklassen, für den Fall, dass mir etwas Unvorhergesehenes widerfahren sollte oder mich bestimmte Umstände zwingen, Mestersvig zu verlassen. Ich schreibe diesen Bericht nicht als Warnung, denn dafür ist es längst zu spät; ich hinterlasse ihn als Offenbarung für jene, die überleben sollten.
    Vielleicht werde ich hinaus aufs Eis gehen, sobald die Sonne wieder hinter dem Horizont auftaucht, weiter und weiter und fort von den Menschen, ehe mich ihr Ruf erreicht und ich diesem Ort noch zu nahe bin. Vielleicht zwingen sie mich auch, ins Meer zu gehen – hinab zu ihnen. Bis es so weit kommt, werde ich auf das Leben nach dem Leben warten. Auf den ersten neuen Schlag meines Herzens, der Sedmeluqs Blut durch meinen Körper treiben wird.
    Immer häufiger beschleicht mich in der letzten Zeit das Gefühl, dass längst nicht mehr allein ich es bin, der diese Zeilen liest. Zunehmend empfinde ich auch die Blicke anderer, die sie durch meine Augen anstarren. Ich höre ihre fremdartigen Stimmen hinter meiner Stirn; ihr Flüstern, das sagt: Jeb’e Y! Jeb’e Y! -Wir sehen! Wir sehen!

 
Credits
     
     
    Dank an Claus Broja von der deutschen Antarktisstation O’Higgins, Grahamland (Antarktische Halbinsel), für die von ihm zur Verfügung gestellten Informationen über die Infrastruktur einer Polarstation. Durch sie erhielt ich wertvolle Einblicke in das Leben und die wissenschaftliche Arbeit im ewigen Eis. O’Higgins diente zugleich als Vorlage für die im Roman beschriebene Breva-Station. Ebenfalls zu Dank verpflichtet für zahlreiche Auskünfte und Anregungen auf meine teils sehr spezifischen und verwunderlichen Fragen bin ich den Mitarbeitern und Betreibern folgender Institutionen: der Université Laval in Quebec; dem Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Tübingen; dem Robert Koch Institut in Berlin; dem NASA Arnes Research Center in Moffett Field (Kalifornien); dem Danish Polar Center in Kopenhagen; der Mars Society Deutschland und dem Max Planck Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme und Neurowissenschaft in Magdeburg.
    Alle nicht über diese Institutionen erhaltenen Informationen – insbesondere über Meteoriten, physische und glaziale Geografie, boreale Fauna und Flora in Gegenwart und Vergangenheit, Viren und Virenbekämpfung, die Region Kaliningrad und die Besonderheiten, Eigenarten und Gebräuche der Inuit-Kultur und ihrer Sprache – stützen sich auf folgende Quellen:
    Roman Smoluchowski, Das Sonnensystem. Ein G2 V-Stern und neun Planeten (Heidelberg 1985).
    David Layzer, Das Universum. Aufbau, Entdeckungen, Theorien (Heidelberg 1986).
    Friedrich L. Brosche, Erde von anderen Sternen (Düsseldorf 1965).
    Ansgar Walk, Im Land der Inuit. Arktisches Tagebuch (Bielefeld 1996).
    Lucien Schneider, Ulirnaisigutiit. An Inuktitut-English Dictionary (Quebec 1985).
    Gisela Perlet, Eskimo-Märchen (Frankfurt 1996).
    Horst Bayrhuber, Ulrich Kuli, Linder Biologie (Hannover 1998).
    Richard Preston, Death Zone. Tödliche Viren aus dem Regenwald (München 1995).
    Ken Abilek, Stephen Handelman, Direktorium 15. Russlands Geheimpläne für den biologischen Krieg (München 1999).
    Ronald H. Bailey, Gletscher (Amsterdam 1983).
    Bryce Walker, Erdbeben (Amsterdam 1982).
    Donald Dale Jackson, Höhlen (Amsterdam 1983).
    Nordmeer, GEO-Spezial (Hamburg 1996).
    GEO, diverse Ausgaben 1979-1998.
    National Geographic, diverse Ausgaben 1999-2002,
    sowie das Spiegel Online-Archiv und die Seite
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