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Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)

Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Jo Putney
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unterdrückt worden. Bis auf die weisen Frauen in den Dörfern, die Kindern auf die Welt halfen und Kräutermittel herstellten, war die Magie dadurch aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verschwunden. Und dann war das vierzehnte Jahrhundert gekommen und mit ihm der schwarze Tod.
    Als die Seuche ganze Nationen verheerte, hatten Magier ihr langes Schweigen gebrochen, um ihren Nachbarn beizustehen. Oft arbeiteten sie Seite an Seite mit Priestern und Nonnen und kämpften um das Leben der Erkrankten, während die Kirchenleute um die Seelen dieser Menschen kämpften. Nach und nach begannen Kleriker zu akzeptieren, dass übernatürliche Begabungen von Gott und nicht vom Teufel kamen. Ein Band des Vertrauens und der Toleranz wurde zwischen Magiern und Klerikern geschmiedet - zumal sehr viele Priester und Nonnen sich selbst als Magier entpuppten.
    Obwohl der schwarze Tod ein Drittel der europäischen Bevölkerung auslöschte, wurde weithin anerkannt, dass ohne magische Heiler der Tod einen noch viel höheren Tribut gefordert hätte. In England hatte Edward III. eine offizielle Bekanntmachung herausgegeben, in der er den Magiern für ihre Arbeit dankte, die ihm, seiner Königin und fast allen seinen Kindern das Leben gerettet hatte.
    Andere europäische Monarchen waren seinem Beispiel gefolgt. Nun wurde Magie überall, auf allen Gesellschaftsebenen, akzeptiert, außer unter den Aristokraten, die alles hassten, was sie nicht beherrschen konnten. Hin und wieder wurden Magier die Zielscheiben von Unruhen und Verfolgungen, doch im Großen und Ganzen waren sie angesehene Bürger. Abbys Vater war sogar ein Baronet, eine Ehre, die einem Vorfahren erwiesen worden war, der einem König gedient hatte. Obwohl es nicht immer ungefährlich war, als Magier oder Zauberer bekannt zu sein, zogen die meisten übernatürlich Begabten es vor, offen, ehrlich - und diskret zu leben.
    Nachdem Abby wieder eingefallen war, dass sie ein Mittel zur Erhöhung körperlicher Energie herstellte, griff sie als Nächstes nach einer Zimtstange. Es gab viele solcher Mittel, und da konnte sie auch genauso gut eins herstellen, das gut schmeckte, fand sie.
    Sie wollte gerade noch Ingwer hinzugeben, als sie ein lautes Klopfen an der Haustür hörte. Es ist geschehen! Ihr Unbehagen nahm feste Formen an. Ohne sich die Mühe zu machen, ihre Schürze abzunehmen, lief sie aus ihrem Arbeitszimmer und die Treppe hinunter. Ein Diener öffnete bereits die Tür, hinter der mehrere mit roten Röcken bekleidete Jäger standen, die einen reglosen Körper auf einer behelfsmäßigen Bahre trugen.
    Abby schob sich an dem Diener vorbei und fragte: »Ist jemand gestürzt?«
    Der Mann ganz vorn, ein schlanker, dunkelhäutiger mit bezwingenden grünen Augen, sagte: »Sehr schlimm gestürzt. Ich habe gehört, dass Sir Andrew ein Heiler ist. Wird er helfen?«
    »Mein Vater ist in London, aber auch ich bin Heilerin. Bringt ihn herein.«
    Jemand murmelte: »Nicht bloß ein Scharlatan, sondern auch noch eine Frau. Jetzt hat das Glück den armen Teufel endgültig verlassen.«
    Ein blonder Mann mit militärischem Gebaren warf dem anderen einen vernichtenden Blick zu, bevor er sich an Abby wandte. »Wo sollen wir ihn hinbringen?«
    »Hier entlang.« Zu dem Diener sagte sie: »Bring mir einen Medizinkasten.« Dann führte sie die Männer in das Esszimmer, wo ein Dienstmädchen schon den hübschen Tafelaufsatz von der Tischmitte entfernte.
    »Bewegt ihn vorsichtig«, sagte Abby. Während der schlaffe, schwere Körper seitlich auf den Tisch gehoben wurde, hielt sie den blutigen Kopf des Verletzten, um ihn zu stützen. Als der Mann lag, untersuchte sie mit den Fingerspitzen vorsichtig die Platzwunde an seinem Schädel. Sie war lang und blutverschmiert, aber nicht allzu ernst, erkannte Abby.
    Sie wischte sich gerade die Hände an ihrer Schürze ab, als sie einen besseren Blick auf das Gesicht des Verwundeten erhielt. Jack Langdon. Oder, genauer gesagt, Lord Frayne. Sie musste daran denken, ihn auch bei sich Lord Frayne zu nennen.
    Sein Lächeln war verschwunden, sein starker Körper gebrochen, sein Puls nur noch ganz schwach zu spüren. Wäre er nicht so ein kräftiger Mann, dann wäre er wohl schon tot. Es bereitete Abby großen Kummer, dass seine Wärme und sein Lachen so sinnlos ausgelöscht worden waren.
    Sie sah sich in dem Zimmer um. Die meisten der Männer, die das Unfallopfer hereingebracht hatten, standen nervös herum und wussten nicht, was sie tun sollten. Ihre Unruhe lenkte Abby ab.
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