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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle
Autoren: Lisa Kleypas
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auf die Blutspuren bezog, nickte zustimmend. Nick hielt sie weiter fest umschlungen, während sie erzählte. »Lord Radnor starb von seiner eigenen Hand. Er brachte mich zu sich nach Hause und nachdem wir uns ein paar Minuten lang unterhalten hatten, nahm er sich das Leben.«
    »Auf welche Art und Weise?«, fragte Sir Grant ruhig.
    »Er benutzte eine Pistole.« Bei Lotties Worten durchlief Nicks Körper ein Beben. »Ich kann mir seine Handlungsweise selbst nicht erklären, er hatte völlig den Verstand verloren. Ich wies seine Dienstboten an, die Leiche genau so zu belassen, wie sie war, und nichts anzufassen, da Ihr vielleicht einen Runner hinschicken möchtet, um den Tatort zu untersuchen.«
    »Sehr gut, Mylady«, sagte Sir Grant. »Darf ich Euch nun bitten, mir noch ein paar wenige Fragen zu beantworten?«
    »Morgen«, sagte Nick schroff. »Heute hat meine Frau schon genug durchgemacht. Sie benötigt dringend Ruhe.«
    »Ich bin gerne bereit, Euch jede Einzelheit zu berichten«, entgegnete Lottie an Sir Grant gewandt, »wenn Ihr bitte einen Arzt kommen lasst, damit er Lord Sydneys Hand untersuchen und einen Blick auf unseren Lakaien werfen kann.«
    Um die Augen des Polizeichefs bildeten sich winzige Lachfältchen. »Wir werden auf der Stelle nach Dr. Linley schicken.«
    »Ich hole ihn«, erbot sich Sayer und stürzte aus dem Büro.
    »Ausgezeichnet«, stellte Morgan fest, dessen Blick wieder zu Nick wanderte. »Und während wir auf Linley warten, Mylord, könnt Ihr mir vielleicht erklären, wie Ihr
    Euch diese Verletzungen zugezogen habt — und warum ihr ausseht und riecht, als wärt Ihr durch den Fleet-Ditch-Kanal geschwommen.«
    Viel später, als sie zu Hause im Bett waren und scheinbar stundenlang miteinander geredet hatten, erzählte Nick Lottie von den Gedanken, die ihm durch den Kopf geschossen waren, als er in dem Lagerhaus auf seinen sicheren Tod gewartet hatte. Lottie schmiegte sich in seine Armbeuge und ließ sanft die Finger durch sein Brusthaar kreisen, während sie ihm lauschte. Seine Stimme war tief und schläfrig von den Schmerzmitteln, die Dr. Linley ihm verabreicht hatte, bevor er ihm die Finger geschient hatte. Nick hatte die Mittel nur genommen, weil der Arzt ihm angedroht hatte, ihm die Medizin gewaltsam einzuflößen, während Sayer und Morgan den störrischen Patienten am Boden festhielten.
    »Ich hatte noch nie einen solchen Lebenshunger verspürt wie in dem Augenblick, als ich an dem morschen Balken hing«, sagte Nick. »Den Gedanken, dich nie wieder zu sehen, ertrug ich einfach nicht. Alles, was ich will, ist Zeit mit dir. Ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen, alles andere ist mir egal.«
    Lottie flüsterte ihm Liebesschwüre ins Ohr und hauchte zärtliche Küsse auf die feste, seidige Haut seiner Schulter.
    »Entsinnst du dich, als ich dir sagte, dass ich Runner sein müsse?«
    Lottie nickte. »Du meintest, du seist süchtig nach der Herausforderung und der Gefahr.«
    »Damit ist es endgültig vorbei«, erklärte er mit Nachdruck.
    »Gott sei Dank«, erwiderte Lottie lächelnd und stützte sich auf einen Ellbogen auf. »Denn ich bin mittlerweile ziemlich süchtig nach dir.«.
    Nick fuhr die mondbeschienene Linie ihres Rückens mit den Fingern nach. »Und ich weiß endlich, was ich mir wünsche.«
    Verblüfft blickte sie auf ihn hinab, wobei ihr langes Haar ihm über Brust und Schultern fiel. »Was?«
    »Der Wunschbrunnen«, rief er ihr in Erinnerung.
    »Ach, ja ...« Lottie beugte sich hinab und vergrub das Gesicht in seinem weichen Brusthaar, während sie ihre Gedanken an jenen Morgen im Wald zurückschweifen ließ.
    »Weil ich doch nicht wusste, was ich mir wünschen soll, und jetzt weiß ich es.«
    »Was wünschst du dir?«, fragte sie zärtlich.
    Er legte ihr die Hand in den Nacken und zog sie immer weiter zu sich. »Dich für immer zu lieben«, flüsterte er, kurz bevor ihre Lippen sich berührten.

Epilog
    Eine Stunde, nachdem Master John Robert Cannon das Licht der Welt erblickt hatte, trug Sir Ross seinen neugeborenen Sohn in den Salon, in dem Freunde und Familie warteten. Der Anblick des schlafenden Babys wurde mit allgemeinem Entzücken und gedämpften Freudenrufen quittiert. Als Sir Ross das Bündel seiner strahlenden Mutter Catherine überreicht hatte, ließ er sich mit einem lang gezogenen Seufzer in einen Sessel fallen.
    Nick dachte insgeheim, dass er seinen Schwager noch nie derart erschöpft und abgespannt gesehen hatte. Gegen alle Konventionen war Sir
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