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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle
Autoren: Lisa Kleypas
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sie losgelassen hätte. Er rief seinen Lakaien etwas zu, während sie kämpfte und sich in seinen Armen wand, bis er ihr einen heftigen Fausthieb versetzte, der sie am Ohr traf. Lottie bäumte sich auf und schüttelte den Kopf, um einen grellen Funkenregen des Schmerzes abzuschütteln. Da fiel ihr Blick auf Daniel, der von Radnors Lakaien überwältigt worden war. Trotz seiner Körpergröße konnte er es nicht mit zweien von ihnen aufnehmen.
    »Mylady«, rief Daniel und taumelte rückwärts, als ihn ein Fausthieb mitten ins Gesicht traf.
    Radnors Finger vergruben sich tief in Lotties Haar, den anderen Arm legte er ihr um die Kehle, dann zwang er sie, mit ihm zu seiner Kutsche zu gehen.
    »Hört doch, Radnor ...«, erklang die ängstliche Stimme ihres Vaters. »Wir sagten, Ihr könnt Ellie haben. Lasst Lottie gehen und wir werden ...«
    Sie ist es, die ich will«, wütete Radnor und zerrte Lottie mit sich, den Vorderarm immer noch an ihrem Hals, sodass sie würgen musste, da sie keine Luft mehr bekam.
    »Schluss mit dem Feilschen, Schluss mit dem Ersatz! Ich will Charlotte, und wenn ich dafür in die Hölle komme!«
    Lottie zerrte verzweifelt an seinem Arm, ihre Lungen fühlten sich an, als würden sie jeden Moment zerbersten. Sie konnte nicht atmen ... brauchte Luft ... schwarze und rote Streifen trübten ihre Sicht, und sie verlor in Radnors brutaler Umarmung das Bewusstsein.

Fünfzehntes Kapitel
    Lottie erlangte erst wieder das Bewusstsein, als sie halb in Radnors Haus gezerrt, halb getragen wurde. In ihrem Kopf war ein hämmernder Schmerz, und ihre Kehle tat weh, als sie sich gegen seinen unerbittlichen Griff zur Wehr setzte. Irgendwo unter der Angst und ohnmächtigen Wut empfand sie große Erleichterung, dass Ellie verschont worden war. Ihre Schwester war in Sicherheit, und es war letzten Endes zu der Konfrontation gekommen, mit der Lottie im Grunde immer gerechnet hatte: sie und der Mann, der den größten Teil ihres Lebens beherrscht hatte.
    Obgleich Lottie einige wenige Ausrufe von Bediensteten hörte, wagte es niemand, einzuschreiten. Alle hatten Angst vor Radnor, und sie würden keinen Finger rühren, um ihn von dem abzuhalten, was er zu tun wünschte. Lottie fragte sich, weshalb er sie hierher gebracht hatte. Sein Londoner Anwesen würde zuallererst durchsucht werden, sobald bekannt wurde, dass sie verschwunden war. Sie hätte erwartet, dass er sie an einen abgelegenen Ort brachte, wo man sie nicht so leicht finden würde.
    Radnor schleppte sie in die Bibliothek, sperrte die Tür ab und ließ Lottie in einen Sessel fallen. Instinktiv fuhr sie sich mit der Hand an den gequetschten Hals. Im nächsten Augenblick spürte sie etwas Hartes, Kaltes an der Schläfe, während er ihr mit einer Hand den Kopf an die Lehne zurückbog.
    Lotties Herz setzte ein paar Schläge aus, als sie begriff, weshalb Radnor sie hierher gebracht hatte. Da er sie nicht besitzen konnte, hatte er vor, sie zu vernichten.
    »Ich habe dich geliebt«, sagte Radnor leise und klang dabei völlig vernünftig, obwohl der Pistolenlauf weiterhin an ihrer Schläfe z:tterte. »Alles hätte ich dir gegeben.«
    Eigenartigerweise gelang es Lottie, in einem Tonfall zu antworten, der so rational war, als führten sie eine gewöhnliche Unterhaltung und ihr Leben stünde nicht kurz davor, durch seinen Finger am Abzug ausgelöscht zu werden. »Ihr habt mich nie geliebt.« Sie hatte höllische Schmerzen in der Kehle, wenn sie sprach, doch sie zwang sich, weiterzureden. »Die Bedeutung des Wortes ist Euch fremd.«
    Die Pistole zitterte heftiger. »Wie kannst du das sagen, nach allem, das ich für dich geopfert habe? Bist du wirklich so dumm?«
    »In all den Jahren, die wir uns kennen, habt Ihr mir gegenüber nichts als Herrschsucht, Besessenheit und Begehren an den Tag gelegt ... mit Liebe hat das nichts zu tun.«
    »Dann sag mir, was Liebe ist.« Seine Stimme war voller Verachtung.
    »Respekt. Akzeptanz. Selbstlosigkeit. All die Dinge, die mein Ehemann mir in nur wenigen Wochen gezeigt hat. Meine Fehler machen ihm nichts aus, denn er liebt mich bedingungslos und ich ihn auch.«
    »Mir schuldest du deine Liebe«, zischte er.
    »Vielleicht hätte ich Euch gegenüber etwas empfinden können, wenn Ihr es je mit ein wenig Güte versucht hättet.« Lottie hielt inne und schloss die Augen, als er ihr die Pistole fester an die Schläfe drückte. »Es ist seltsam, aber ich hätte nie gedacht, dass es Euch etwas ausmacht, ob ich etwas für Euch empfinde oder
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