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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle
Autoren: Lisa Kleypas
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Samtkleides empor zu einem honigfarbenen Augenpaar, das ihn anzulächeln schien. Mrs. Bradshaw war eine große Frau mit einer wunderbaren Figur. Leichte, bernsteingelbe Sommersprossen zogen sich über ihre blasse Haut, die kastanienbraunen Locken trug sie lose aufgesteckt. Sie war nicht schön im herkömmlichen Sinne — dafür war ihr Gesicht zu kantig, die Nase zu groß; doch ihre stilvolle, tadellos gepflegte Erscheinung hatte etwas derart Anziehendes, dass sie Schönheit überflüssig machte.
    Das Lächeln, das sie ihm schenkte, ließ augenblicklich seine Anspannung weichen. Später würde er herausfinden, dass er nicht der Einzige war, auf den sie so wirkte. Alle Männer entspannten sich in Gemma Bradshaws angenehmer Gesellschaft. Ein Blick genügte, um zu sehen, dass es ihr nichts ausmachen würde, wenn man fluchte oder die Füße in Stiefeln auf den Tisch legte, dass sie gerne lachte und niemals unnahbar oder verächtlich war. Männer liebten Gemma abgöttisch, weil es so offensichtlich war, dass sie die Männer liebte.
    Sie bedachte Nick mit einem verschwörerischen Lächeln und machte einen Knicks, der tief genug war, um Einblick in ihren prächtigen Ausschnitt zu gewähren. »Bitte sagt, dass Ihr zu Eurem Vergnügen hier seid und nicht in einer geschäftlichen Angelegenheit.« Sie quittierte sein kurzes Nicken mit einem weiteren Lächeln. »Wie wunderbar! Lasst uns eine Runde durch den Salon machen, damit wir sehen können, womit Euch am besten gedient ist.« Sie trat auf ihn zu, um sich bei ihm einzuhaken. Nick zuckte leicht zusammen und musste sich zurückhalten, um ihre Hand nicht instinktiv abzuschütteln.
    Der Gastgeberin musste die unnachgiebige Steifheit seines Armes aufgefallen sein, denn sie ließ ihre Hand sinken, wobei sie unbeirrt weiterredete, als sei nichts Ungewöhnliches geschehen. »Hier entlang, wenn ich bitten darf. Etliche meiner Gäste spielen gerne Karten oder Billard oder entspannen sich im Raucherzimmer. Ihr könnt Euch mit so vielen Frauen unterhalten, wie Ihr möchtet, bevor Ihr Euch für eine entscheidet. Dann wird sie Euch zu einem der Gemächer nach oben führen, und es wird Euch ein stündliches Honorar für ihre Gesellschaft berechnet. Ich selbst habe die Mädchen angelernt, und Ihr werdet feststellen, dass jede ihr ganz spezielles Talent hat. Selbstverständlich werden wir beide Eure Vorlieben besprechen, da manche der Mädchen williger sind als andere, wenn es um ausgefallenere Praktiken geht.«
    Als sie den Salon betraten, warfen einige der Frauen Nick kokette Blicke zu. Sie alle machten einen munteren und sehr gepflegten Eindruck, ganz anders als die Huren, die er in der Nähe von Fleet Ditch und Newgate gesehen hatte. Alle schäkerten, unterhielten sich und verhandelten mit demselben entspannten Auftreten wie Mrs. Bradshaw.
    »Es wäre mir ein Vergnügen, Euch mit einigen der Damen bekannt zu machen«, erklang Mrs. Bradshaws sanfte Stimme an seinem Ohr. »Ist Euch vielleicht schon eine besonders aufgefallen?«
    Nick schüttelte den Kopf. Normalerweise war er für seine herablassende Arroganz und die schlagfertige Art bekannt, mit der er jedem Bauernfänger Konkurrenz machen konnte. Doch in dieser ungewohnten Situation fehlten ihm die Worte.
    »Darf ich Euch ein paar Vorschläge unterbreiten? Das dunkelhaarige Mädchen in dem grünen Kleid dort drüben ist sehr beliebt. Lorraine ist bezaubernd und sehr lebhaft, außerdem besitzt sie einen wachen Verstand. Die Blondine neben ihr ... das ist Mercia, ein eher ruhiges Mädchen, deren sanfte Art vielen unserer Kunden gefällt. Nun, Nettie - die Kleine neben dem Spiegel - kennt sich in den eher exotischen Liebeskünsten aus ...« Mrs. Bradshaw hielt inne und betrachtete Nicks steinernen Gesichtsausdruck. »Bevorzugt Ihr es, wenn man Euch Unschuld vorspielt?«, wollte sie leise wissen. »Ich kann Euch ein Mädchen vom Land empfehlen, die eine überaus überzeugende Jungfrau mimt.«
    Nick hatte nicht die leiseste Ahnung, was er bevorzugte. Er ließ seinen Blick durch die Runde schweifen, sah Dunkelhaarige, Blonde, Schlanke, Üppige, Frauen in allen Formen, Größen und Hautfarben und auf einmal überwältigte ihn die schiere Auswahl. Als er sich vorstellte, mit einer von ihnen ins Bett zu gehen, brach ihm erneut der Schweiß auf der Stirn aus.
    Sein Blick wanderte wieder zu Mrs. Bradshaw. Über ihre Augen, die klar und von einem warmen Braun waren, wölbten sich rote Brauen, die eine Nuance dunkler als ihr Haar waren. Ihr hoch
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